Weilheim · Lenningen · Umland

Kein Beutezug unter 10 000 Euro

Bei 20 Hauseinbrüchen stehlen zwei Serben vor allem Schmuck, Uhren und Bargeld – Täter sind geständig

Genau 20 Mal sollen zwei aus Serbien eingereiste Männer in Privathäuser eingebrochen sein, auch in Dettingen. Der Schaden: 255 711 Euro.

Dettingen/Stuttgart. Der Inhalt der Anklageschrift gegen die beiden Serben im Alter von 30 und 39 Jahren ist sehr gewichtig. Ende des Jahres 2015 sollen sie nach Deutschland eingereist sein, um sich den Lebensunterhalt ausschließlich durch Haus- und Wohnungseinbrüche zu bestreiten, heißt es in der Anklage. Als Zweier-Gespann begehen sie Einbrüche nach dem Gesetz als „Bande“. Nicht umsonst hat die Stuttgarter Staatsanwaltschaft das Duo wegen Bandendiebstahl angeklagt.

Ab dem 9. Dezember vergangenen Jahres sollen sie hauptsächlich in den frühen Morgenstunden zugeschlagen haben, zuerst in einem Wohnhaus in Deizisau, in das sie durch Aufhebeln der Terrassentüre Zugang fanden. Schmuck im Wert mehrerer Tausend Euro holten sie sich aus dem Schlafzimmer der Bewohner. Drei Nächte später brachen sie in mehrere Einfamilienhäuser in Reutlingen ein – die Beute: einmal Schmuck und Uhren für 15 000 Euro, dann noch einmal Geräte wie Laptops und Handys für 2 000 Euro. Es folgen für die Zeit bis zum 17. Dezember eine ganze Reihe von Einbrüchen in Nürtingen, Wolfschlugen, Metzingen und Dettingen.

Dabei hatten es die beiden Beschuldigten laut Anklage hauptsächlich auf teuren Schmuck, Gold und Silber sowie Bargeld abgesehen. Aus Einfamilienhäusern in Wolfschlugen holten sie sich Damen- und Herrenuhren und Goldketten im Wert von 30 000 Euro. In Göppingen und Metzingen sollen sie zwischen 16. und 19. Dezember ebenfalls die Terrassentüren an Wohnhäusern aufgehebelt und neben einer Münzsammlung für 10 000 Euro noch Goldschmuck, Ringe, Armbänder, Ohrclips und Halsketten für mehrere Zehntausend Euro erbeutet haben. Fast keiner ihrer nächtlichen Beutezüge soll mit einem Ergebnis unter 10 000 Euro abgelaufen sein.

So zum Beispiel eine Einbruchserie vom 9. bis zum 14. Januar dieses Jahres in Wohnhäuser in Dettingen. Am Abend des 9. Januar haben die zwei in einem Dettinger Objekt neben 600 Euro in bar auch Goldschmuck im Wert von 49 000 Euro eingeheimst. Noch in derselben Nacht erbeuteten sie im Nachbarhaus erneut Schmuck für 3 400 Euro – bei zwei weiteren Dettinger Beutezügen dann Laptops, eine Kamera und mehrere Uhren im Wert von nochmals 12 000 Euro. Nach ihren beiden letzten Einbrüchen am 13. und 14. Januar dieses Jahres in Reutlingen, Nürtingen und Esslingen mit Edelmetall-Beute von rund 7 000 Euro schnappte die Polizeifalle am Morgen des 18. Januars zu. Beide Serben wurden festgenommen und am gestrigen ersten Verhandlungstag in Handschellen in den Stuttgarter Gerichtssaal geführt.

Es tue ihnen außerordentlich leid, teilen sie den Richtern der fünften Strafkammer mit, und sie hätten selbst große Probleme, das Geschehene zu verarbeiten. Man wisse, dass man Menschen geschädigt habe, sagt der Jüngere, und er fühle sich dabei „sehr schlecht“. Sein neben ihm sitzender 39-jähriger Landsmann berichtet von einer „großen Scham und Schmerz sowie Reue“ für die Taten, die er begangen hat. Er betont, dass er dafür eine Strafe verdient habe. Und er beschwört die Richter, dass sich so etwas bei ihm nie mehr wiederholen werde. Schließlich habe er zur Tatzeit hohe Schulden gehabt, was sich jetzt ändert, denn seine Ehefrau – eine Architektin – habe Aussicht auf einen Job in Schweden. Die Vorwürfe selbst wollen beide in dem auf sechs Tage terminierten Prozess eingestehen, nachdem die Richter zusagten, dass bei einem Geständnis auch Strafrabatt winkt.

Beide Männer stammen aus Serbien. Der Vater des Jüngeren sei krank, man habe Geld für den Erhalt des Hauses sammeln müssen, was schiefging. Der Ältere gibt als Beruf Elektriker an. Er ist verheiratet und hat einen zweijährigen Sohn. Er sei gekommen, um hier Arbeit zu finden.

Im Jahre 2011 sei er mal in Norwegen verurteilt worden, überrascht die Staatsanwältin die Richter plötzlich während der Verhandlung – davon weiß der Angeklagte aber nichts. Man werde der Sache nachgehen, beschließt die Strafkammer. Am heutigen Freitag geht die Verhandlung weiter.