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Keines der Kinder wird vergessen

Musik Mit einem hochkarätigen Lehrer- und Schülerkonzert feierte das Aktionsbündnis „Starkes Kirchheim“ sein zehnjähriges Bestehen. Von Stefanie Werner

Das Symphonieorchester stellte unter Beweis: „I got rhythm“.Foto: Markus Brändli
Das Symphonieorchester stellte unter Beweis: „I got rhythm“. Foto: Markus Brändli
Das Symphische Orchester des Musikschule beim Konzert  "Musik macht stark" im Kirchheimer Bohnauhaus. Foto: Markus Brändli
Das Symphische Orchester des Musikschule beim Konzert  "Musik macht stark" im Kirchheimer Bohnauhaus. Foto: Markus Brändli

Jubiläen werden gern mit Musik begangen. Wenn das Aktionsbündnis „Starkes Kirchheim“ auf zehn überaus erfolgreiche Jahre zurückblickt, liegt nichts näher. Schließlich ermöglicht man Kirchheimer Kindern das eigene Musizieren. Das Konzert „Stark durch Musik“, das ihnen von der Musikschule Kirchheim beschert wurde, war ein ausnahmslos hochkarätiges Lehrer- und Schülerkonzert.

Schulleiter Hans-Peter Weyhmüller versprach nicht zu viel, als er mit Platos Worten eingangs sagte, Musik dringe ins Innere der Seele, denn die Zuhörer im gut gefüllten Bohnauhaus konnten in wahren Highlights schwelgen. Wie Vladimir Soares auf der Blockflöte und Rainer Frank am Kontrabass das Jazz-Stück „Daido“ des Holländers Paul Leenhouts interpretierten, war Spielfreude pur gepaart mit höchster Virtuosität.

Als Solist aus der Schülerriege wagte sich Aurelio Cristofaro an Paul Desmonds legendäres „Take five“ und ließ sich von dessen berühmtem 5/4-Takt nicht aus der Ruhe bringen. Sehr souverän ersetzte er das Schlagzeugsolo in der Mitte durch eine Performance mit Bodypercussion und gab dem Stück eine ganz persönliche Note.

Mit „A song for Japan“ erinnerten Johannes Stortz und sein Schüler Johannes Neher an das Unglück von Fukushima, das der Belgier Steven Verhelst eigens dafür komponierte. Der Auftritt des Posaunen-Duos war somit ebenso ein Ausdruck von Solidarität.

Der Klassik verhaftet, doch für Einflüsse aus anderen Stilrichtungen offen, ist der Komponist und Gitarrist Jacq Dorn. Er stellte zwei Kompositionen vor, die fast kontrapunktisch gewählt zu sein schienen: „Finisterre“, geprägt von einer Reise in die Bretagne, bestach durch archaische, kraftvolle Bilder. Mit „Ella“ hingegen trug er ein Stück vor, das die Erinnerung an seine Großmutter bewahrt, und zauberte mit ergreifender Zartheit und viel Emotion das Gemälde einer lächelnden Frau auf die Saiten.

Nun schloss sich der Vortrag von Sopranistin Maria Martinez Gabaldon mit Maka Jetter am Klavier an, die Fernando Obradors „Canciones clásicas españolas“ vortrug und es sich nicht nehmen ließ, das Liebesleid und die Leidenschaft der spanischen Literatur mit ihrer ausdrucksstarken Stimme differenziert und einfühlsam zu präsentieren. Auch wenn man des Spanischen nicht mächtig war - in ihrer Darbietung erlebte man Verrat und Leidenschaft hautnah.

Tongewaltig folgte das Duo Andres Ruiz Sara und Maka Jetter an Violoncello und Klavier, das sich mit Schumanns Fantasiestücken in einen ebenbürtigen Dialog begab und die Stimmungsbilder des romantischen Werks mit zunehmender Intensität auf die Bühne zauberte. „Rasch und mit Feuer“, so die Satzbezeichnung des dritten Teils, spielten sich die beiden Musiker virtuos in die Herzen der Zuhörer.

Das Symphonische Orchester der Musikschule präsentierte am Ende, nachdem die Schüler des Liederorchesters mit schönem Klang den Abend eingeleitet hatten, Gershwins „I got rhythm“ und brachten damit den Konzertabend auf den Punkt. Eine Uraufführung des Stückes „Rubén“ des Komponisten Bertram Schattel bildete den krönenden Abschluss des musikalischen Feuerwerks.

Musikschulleiter Hans-Peter Weyhmüller erklärte, dass in den Leitbildern der Musikschulen das Vermitteln von Werten liege, die weit über alles Materielle hinausgehen. Längst nicht jede Familie sei aber in der Lage, ihren Kindern solch einen Unterricht zu finanzieren. Damit hob er die Wichtigkeit der Arbeit von „Starkes Kirchheim“ hervor.

Christine Marin, die für „Starkes Kirchheim“ sprach, demonstrierte anschaulich, dass man sich nicht vorstellen könne, dass einer der 20 jungen Musiker im Liederorchester aus wirtschaftlicher Not nicht am Ensemble teilnehmen könne. „Wir fühlen uns als Stadt stark genug, dass wir kein Kind vergessen“, brachte sie das Ziel der Initiative auf den Punkt. Mit jährlich 8000 Euro unterstütze „Starkes Kirchheim“ allein die musikalische Bildung für Kirchheimer Kinder. Ziel sei es, mit Musik Bildung und soziales Miteinander zu ermöglichen, Ausgrenzung zu verhindern und Teilhabe zu schaffen. Die große Solidarität der ganzen Stadt mache das erst möglich.

Und was Musik möglich macht, war im Bohnauhaus eindrücklich zu spüren.