Weilheim · Lenningen · Umland

Kenianisches Benga trifft auf Popmusik

Eric Wainaina begeistert die Bastion mit Rhythmusgefühl und Bodenständigkeit

Foto: Markus Brändli
Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Die Bastion füllt sich mit Leben. Menschenmassen strömen hinein. Wer einen Platz hat, kann sich glücklich schätzen. Verschiedene Nationalitäten, von Jung

Melissa Seitz

bis Alt, Eric Wainaina lockt sie mit seinem rhythmischen Afro-Pop alle an Es ist so weit: nur noch wenige Minuten, bis das Konzert anfängt. Das Konzert eines Mannes, der eine Größe im afrikanischen Musikbusiness ist. Die Rede ist von Eric Wainaina. „Hello everyone, there is one rule for tonight. I want you all to sing along“, sagt er und das Publikum jubelt. Denn: Egal ob in Englisch oder Swahili, seine Musik durchbricht Mauern und verbindet die Menschen.

„Es war einfach unglaublich. Niemand hat damit gerechnet, dass es so voll wird,“ sagt Wainaina nach dem Konzert. „Das Publikum war mit vollem Herzen dabei.“ Dass er jemals in Deutschland Konzerte spielen würde, damit hätte der Sänger nie gerechnet. Arztkittel, Stethoskop um den Hals und Krankenakten unter dem Arm. – Er wollte Arzt werden. Das war sein Plan bis er 17 war. Doch dann der Wendepunkt: „Ich trat mit meiner Band Five Alive in meiner Schule auf. Das Gefühl, auf der Buhne zu stehen, war unglaublich.“ Das war der Zeitpunkt, an dem er wusste, was er wollte. Die Musik sollte ab nun sein Leben bestimmen. Die Musik aufgeben? – Niemals! Nach der Auflösung der Band erfüllte er sich durch die Unterstützung seiner Eltern einen Traum: Ein Songwriting und Music-Production-Studium am Berklee College of Music in Boston. Seine Musik veränderte sich über die Jahre. Von a cappella, über die eingängigen Töne des kenianischen Bengas, bis zu Afro-Pop und Funk – in jedem Genre fand er sich zu Hause. Zurzeit beschreibt er seine Musik als zugängliche Popmusik. Sie soll Menschen ergreifen und abholen. „Ich mache Musik, um die Menschen zu erreichen, um ihnen eine Message zu vermitteln“, sagt Wainaina. „Am Anfang meiner Kariere ging es in meinen Liedern oft um politische Themen, um das Miteinander und um ethnische Auseinandersetzungen“, sagt Wainaina. Doch jetzt singt er über Beziehungen und Probleme, mit denen jeder schon mal in seinem Leben konfrontiert wurde.

„Und dann steht man vor über 50 000 Menschen und man weiß genau, Barack Obama wird dir gleich zuhören“, erzählt der Sänger. „Sie können sich sicherlich vorstellen, wie nervös ich war.“ Von Hochmut keine Spur. Vor seinem Auftritt in Nairobis Stadion war für Wainaina an Schlaf nicht zu denken. „Ich musste ständig daran denken, welche musikalischen Größen schon die amerikanische Nationalhymne gesungen haben, und jetzt sollte ich es besser machen als alle anderen.“ Doch die Sorge war unberechtigt. Bei dem anschließenden Treffen mit dem Präsidenten wurde ihm bewusst: „Er ist so charmant und freundlich. Und ob Sie es glauben oder nicht – er war viel größer, als man es vermutet.“

Maultaschen und deutsches Bier – das konnte sich Wainaina bei seinem Aufenthalt in Kirchheim nicht entgehen lassen. „Ich habe so viele interessante Geschichten über Kirchheim erzählt bekommen und die Stadt erst, sie ist so schön.“ Überrascht erzählt der Künstler: „Alles ist so sauber. In Kenia sind schon nach ein paar Schritten deine Schuhe voll mit Staub und Dreck.“ Die Sauberkeit in Kirchheim – reiner Luxus für Wainaina. Der Sänger und seine Band sind sich sicher: Kirchheim haben sie nicht zum letzten Mal besucht.

Konzert mit Eric Wainaina aus Kenia im club bastion
Konzert mit Eric Wainaina aus Kenia im club bastion
Konzert mit Eric Wainaina aus Kenia im club bastion
Konzert mit Eric Wainaina aus Kenia im club bastion