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Kids büffeln „Setswana und RuKwangali“

Musik Die A-cappella-Gruppe „African Vocals“ tourt durch Deutschland und begeistert Ötlinger Schüler der Eduard-Mörike-Schule mit einem abwechslungsreichen Workshop. Von Thomas Krytzner

Mit vollem Elan nahmen die Schüler am Workshop der „African Vocals“ teil.Foto: Thomas Krytzner
Mit vollem Elan nahmen die Schüler am Workshop der „African Vocals“ teil.Foto: Thomas Krytzner

Wer in den vergangenen Tagen an der Eduard-Mörike-Schule in Ötlingen vorbeigegangen ist, hat sich wahrscheinlich über die exotischen Trommelklänge und den Gesang gewundert. Überall, ob auf dem Pausenhof, dem Schulweg oder in den Klassenzimmern, waren laut die Djembe - eine Bechertrommel aus Westafrika - und übende Kinder zu hören.

Seit einigen Wochen waren die Republik Namibia sowie die Apartheid, die geschichtliche Periode der Rassentrennung, Thema im Unterricht der vier Schulklassen. Dieser pädagogische Ausflug nach Südafrika hatte vor allem ein Ziel: Die Vorbereitung auf den Workshop mit den acht Mitgliedern der A-cappella-Band „African Vocals“. Während ihrer Deutschland-Tournee gastierte die Gruppe nämlich auch in Kirchheim für ein Konzert in der Martinskirche.

In diesem Zusammenhang konnten die acht Musiker für einen Workshop mit Grundschülern der Eduard-Mörike-Schule gewonnen werden. Rund eineinhalb Jahre hatten die Reisevorbereitungen in Anspruch genommen, wie die Band-Managerin Regine Hink betont. „Da mussten Visa beschafft, Spendengelder und die Finanzierung der Flugreise organisiert und die Tournee geplant werden.“ Die Schulkinder wurden in der Zwischenzeit auf den bevorstehenden Workshop vorbereitet und erhielten nützliche Informationen sowohl über die Republik als auch über die Band.

Die gut gelaunten Musiker aus Namibia freuten sich über den herzlichen Empfang an der Schule und wurden gleich in den Unterricht involviert. Die Schüler hatten sich bereits intensiv auf den Workshop vorbereitet. Vier Wochen zuvor flatterte das Notenmaterial in die Schule - und direkt in den Unterricht. Vier traditionelle Musikstücke in vier verschiedenen Sprachen hieß es dann für die Schüler einzuüben und entsprechend Vokabeln zu lernen. Die erste Klasse befasste sich mit der Sprache „Damara“ und studierte ein Lied über ein Kind ein, das so gerne seine Mutter sehen will.

„Oshivambo“ heißt die Sprache der zweiten Klasse. In diesem Song geht es um Eltern, die die Stadt verlassen und das Kind muss solange aufs Haus aufpassen. Mit einer Mischung aus der Bantusprache „Setswana“ und „RuKwangali“ befasste sich die dritte Klasse und übte Begrüßungsformeln in zwei Sprachen ein. Ein nationales Volkslied, das im ganzen südlichen Afrika gesungen wird, war die Aufgabe für die Viertklässler. Sie durften Shosholoza-Vokabeln üben. Diese Sprache wird vor allem in Südafrika gesprochen.

Beim Workshop waren die Kinder mit Begeisterung dabei. Bei sommerlichen Temperaturen übten die meisten Klassen auf dem Pausenhof. Jeweils zwei Bandmitglieder gaben den Klassenchören den letzten Feinschliff und munterten die Kinder auf, eifrig zu den Songs zu tanzen. Obwohl die acht Musiker kein Schwäbisch sprachen, fiel die Verständigung zwischen den Gästen aus Namibia und den Schülern nicht schwer.

Besonders stolz waren die Kinder auch darauf, dass sie die Trommel aus dem Schulfundus spielen durften. Immer wieder wurden die einzelnen Passagen geübt und die Kinder waren mit viel Spaß dabei. Die pädagogische Assistentin der Eduard-Mörike-Schule, Gabriele Armingeon-Buchner, ist begeistert: „Wir sind die einzige Grundschule, die mit der Band einen Workshop organisiert hat. Die Kinder sind sehr aufgeschlossen und treten fast alle beim gemeinsamen Konzert in der Schule auf.“

Organisiert wurde der Workshop vom Förderverein der Schule und der „Partnerschaft für Demokratie“ in Kirchheim. Schüler sollen dabei Ängste und Vorurteile gegenüber Menschen aus einem anderen Kulturkreis abbauen. Deshalb fand im musikalischen Kontext auch ein sprachlicher und kultureller Austausch statt. Die Kinder lernten dabei auch das Leben der Sänger der „African Vocals“ kennen und wurden für kulturelle Benachteiligungen sensibilisiert.

„Wichtig ist“, so Gabriele Armingeon-Buchner, „dass nicht nur konsumiert, sondern gemeinsam produziert wird.“ Und die gemeinsame Produktion fand überall Anklang. Über 600 Eltern und Verwandte hatten sich zum geplanten Konzert angemeldet. „Mit so viel Interesse hatten wir gar nicht gerechnet“, freut sich die pädagogische Assistentin, „wir mussten das Konzert jetzt zweiteilen, weil gar nicht alle 600 Zuschauer in der Mehrzweckhalle Platz finden.“ Für die 200 auftretenden Schüler war das Konzert ebenso ein musikalischer Höhepunkt, wie für die „African Vocals“.

Die Band tritt auch morgen bei der Musiknacht in Kirchheim auf. Ab 20.30 Uhr ist die afrikanische Gruppe vor dem „Bären“ in der Marktstraße 18 zu hören.