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Kirche macht „satt an Leib und Seele“

Vesperkirche Zwei Wochen lang gemeinsam zu Mittag zu essen, hat in der Kirchheimer Thomaskirche Tradition: Ende Januar beginnt bereits die zehnte Runde. Von Andreas Volz

Vom 28. Januar bis zum 11. Februar lautet das Motto der Kirchheimer Vesperkirche: „Gemeinsam an einem Tisch“.Archiv-Foto: Jean-L
Vom 28. Januar bis zum 11. Februar lautet das Motto der Kirchheimer Vesperkirche: „Gemeinsam an einem Tisch“.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Das ganze Jahr über heißt es in der Kirche eher „die Vesper“. Das bezeichnet das liturgische Abendgebet. Ende Januar / Anfang Februar aber geht es in Kirchheim um „das Vesper“, und das bezeichnet dann weitaus mehr als eine kleine Brotzeit zur Abendstunde: In der Thomaskirche gibt es zwei Wochen lang ein mehrgängiges Mittagessen samt Kaffee und Kuchen. Die Kirchheimer Vesperkirche gehört seit 2009 fest zum kirchlichen Kalender und feiert deshalb 2018 ein kleines Jubiläum. Zum zehnten Mal öffnet sie vom 28. Januar bis zum 11. Februar ihre Türen.

Dekanin Renate Kath sieht das Jubiläum zwiespältig. Einerseits freut sie sich, dass bislang immer alles gut geklappt hat - einschließlich mehrerer Wechsel im Leitungsteam. Zudem freut sie sich über einen festen Stamm ehrenamtlicher Mitarbeiter und auch über einen festen Stamm von Spendern. Auch über die Unterstützung durch die Teckboten-Weihnachtsaktion 2011/2012 freut sie sich nach wie vor: „Das war eine solide Grundlage, um auch in den kommenden Jahren kreativ weiterzumachen.“ Andererseits aber glaubt sie nach wie vor ans Ideale: „Was mich traurig stimmt, ist die Tatsache, dass die Vesperkirche immer noch notwendig ist. Es gibt immer noch Menschen, die sich in ihrer Situation ein solches Essen sonst nicht leisten könnten.“

Diakon Uli Häußermann verweist in diesem Zusammenhang auf das übergeordnete Motto: „Gemeinsam an einem Tisch“. Es gehe darum, in der Tischgemeinschaft auch Menschen aus unterschiedlichen Milieus zusammenzuführen, die sich sonst eher nicht begegnen würden. „Wir wollen satt machen an Leib und Seele.“ Das gelte auch für die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter: „Das Ziel lässt sich jeden Tag erreichen.“ Das Engagement in der Vesperkirche lasse sich zudem gut überschauen. Die Zeit dafür ist begrenzt - auf zwei Wochen im Jahr -, und dazu kommt, dass jeder für sich seine Art des Engagements frei wählen kann.

Zu den altbekannten Kategorien wie Mitarbeit in der Küche oder im Service, wie Kuchenspende, Waschen oder Bügeln, kommt jetzt auch noch eine ganz neue Rubrik: „Gespräche mit Gästen“. Renate Kath hält diese Rubrik für besonders wichtig: „Es muss auch Mitarbeiter geben, die einfach nur rumlungern und Leute ansprechen. Auch Zuhören ist Arbeit. Das Gespräch ist die Seele der Vesperkirche.“

Leute anzusprechen, ist schon am morgigen Samstag eine der Aufgaben der Vesperkirche: Von 10 bis 13 Uhr macht die Kirche in der Kirchheimer Fußgängerzone Werbung. Schräg gegenüber vom Rathaus heißt die Devise „Stollen für alle“. Bei Stollen und heißen Getränken kann man sich an der Ecke Markt-/Max-Eyth-Straße gemeinsam an einen Tisch setzen und ins Gespräch kommen.

Einer, der die Leute ins Gespräch bringen soll, ist der Kirchheimer SPD-Stadtrat und -Landtagsabgeordnete Andreas Kenner. Wer ihn kennt, weiß, dass diese Aufgabe wie für ihn geschaffen ist. Ein weiterer Werbestand ist für den 13. Januar vor dem Kornhaus vorgesehen. Statt Stollen gibt es dann „Maultaschen für alle“.

Am Stand helfen auch Schüler der Teck-Realschule mit, die sich für ihr themenorientiertes Projekt „Soziales Engagement“ die Vesperkirche ausgesucht haben. Auch Anfang Februar sind sie in der Thomaskirche aktiv - in direkter Nachbarschaft zu ihrer Schule.

Für die Mitarbeit in der Vesperkirche gilt dasselbe wie für den Besuch als Gast: Die Thomaskirche ist offen für alle, unabhängig von Faktoren wie Einkommen, Alter, Beruf oder Konfession. Jeder ist willkommen - auch bei den Gottesdiensten an den drei Vesperkirchensonntagen. Der mittlere Gottesdienst, am Sonntag, 4. Februar, soll übrigens ganz im Zeichen des Jubiläums stehen.

Kultur und Informationen zur Vesperkirche

Vier Kulturabende gibt es im Jubiläumsjahr: Den Anfang macht die Kabarettgruppe „Pfaffenpfeffer“ am Freitag, 2. Februar, im evangelischen Gemeindehaus in Ötlingen. Am Samstag, 3. Februar, tritt das Ludwigsburger Blechbläser-Quintett in der Christuskirche auf. Am Freitag, 9. Februar, folgt das Salonmusik-Ensemble „fracklos“ in der Auferstehungskirche. Einen Monat später, am 9. März, steht in der Stadthalle der Jubiläumsabend „Musik und mehr“ mit der Big Band des Ludwig-Uhland-Gymnasiums an. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr.

Mehr Informationen zur Vesperkirche, auch für mögliche neue Mitarbeiter und Spender, erteilt Diakon Uli Häußermann unter der Telefonnummer 0 70 21/9 20 30 30.vol