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Kirchheim entwickelt sich zur Plastikfrei-Vorzeigestadt

Umwelt Einige Gastronomiebetriebe bieten Mehrwegpfandsysteme an. Trotzdem ist noch Luft nach oben.

Kirchheim. Im November 2020 startete die Initiative der Agenda Gruppe „Kirchheim Plastikfrei“ mit der Einführung von Pfandsystemen für Coffee-To-Go und Mehrwegbehälter für Takeaway in Metzgereien und Restaurants. Dr. Beate Arman, die Klimaschutzbeauftragte der Stadt Kirchheim, konnte mit Hilfe der Arbeitsgruppe „Kirchheim Plastikfrei“ eine immer größer werdende Gruppe von Gastronomen zu einer Beteiligung begeistern. Um ein einheitliches System anzubieten hatten sich die Unternehmer beim Kaffee für Re-Cup und die Restaurants und Metzgereien für Re-Circle entschieden.

Re-Cup ist im Aroma Café, im Adoro Café, am Sulzburghof, bei der Shell Tankstelle im Kruichling, in sämtlichen Filialen der Bäckerei Scholderbeck, in den Medius Kliniken und im Eigenhändig.Unverpackt-Laden erhältlich.

Besonders gut werde Re-Cup in den Betrieben angenommen, die nahezu ausschließlich Pfandbecher anbieten und die auf Plastik- oder Papierbecher verzichten. Ralf Bauer vom Buchcafé Aroma berichtet, dass er schon mehrere Tausend Becher im Umlauf habe und regelmäßig nachbestellen müsse. Eve Sigel von der Bäckerei Scholderbeck, eine der Ersten, die sich für das Pfandsystem stark gemacht hat, habe von Beginn an nur noch Pfandbecher angeboten. Zu Beginn der Coronakrise sei die Akzeptanz noch relativ verhalten gewesen, aber mittlerweile hätten sich die Bedenken der Kunden zerstreut. Die Becher werden abgegeben, in der Spülmaschine gesäubert und die Kunden nehmen den nächsten Kaffee wieder im sauberen Becher mit oder lassen sich ihr Pfand ausbezahlen.

Besonders erfreulich zeige sich die Beteiligung beim Mehrweggeschirr der Firma Re-Cirle. Hier nehmen mittlerweile 15 Unternehmen teil: Hotel Fuchsen & Küblers Restaurant, das Queens, das Alte Forsthaus, die Metzgerei Frik, das Café Hope, das Café Sulzburghof, der Metzgerei-Gasthof Rössle, Pippo’s Pizza Express, die Gaststätten an den Bürgerseen, die Bäckerei Scholderbeck, das Gourmet- Stüble, das Bistro Möbelhaus König, der Teckkeller, der Eigenhändig.Unverpackt-Laden und das Scharfe Eck. Auf Rückfrage seien die meisten Gastronomen mit dem Handling und der unkomplizierten Abrechnung zufrieden. Die ursprüngliche Befürchtung, dass zehn Euro Pfand zu viel wäre, hätte sich in der Umsetzung als unbegründet erwiesen. Beim Queens würden Kunden bereits am Telefon nach den Behältern fragen. Allerdings sei der Rücklauf etwas schleppend und viele Behälter müssten nachbestellt werden. Eine Kundin lobt und kritisiert zugleich: „Die Schüsseln sind gut transportierbar, dicht und das Essen bleibt gut warm. Ich wünsche mir allerdings mehr Hinweise auf das System. Bei manchen Restaurants muss man gezielt nachfragen und auch auf der einen oder anderen Homepage wird nicht darauf hingewiesen.“

Gezielte Werbung muss sein

Das System steht und fällt mit der Information und gezielten Werbung. Vorbildlich laufe es bei Pippo‘s Pizza Express. Der Inhaber Giuseppe Danze habe sein Team für die Idee begeistert und sei bei Pasta und Salat sehr erfolgreich mit dem Pfandsystem. Er würde sich wünschen, dass sich noch mehr Lieferservice-Unternehmen beteiligten. Sein Beispiel zeige aber, dass gerade in diesem Bereich, in dem extrem viel Plastikmüll anfalle, ein Mehrwegsystem gut durchführbar sei. Das Stuttgarter Start-Up Re-Circle meldet, dass allein von November bis Januar in Kirchheim 2374 Nutzungen des Pfandsystems zustande gekommen seien, was einer CO2-Ersparnis von immerhin 157 Kiolgramm entspräche. Wünschenswert sei jedoch, dass noch weitere Unternehmen dem Beispiel folgen und Kunden in den Restaurants und Lieferservice-Unternehmen Pfandsysteme gezielt nachfragten.

Re-Cup und Re-Circle haben Apps entwickelt, die die jeweiligen Teilnehmer anzeigen. Auf der Website der Stadt Kirchheim unter „Klimabewusst konsumieren“ ist ebenfalls die Liste der Teilnehmer abrufbar. pm