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Kirchheim soll wieder leuchten und weiter blühen

Weihnachtsschmuck Nach einem Jahr ohne Adventsdeko genehmigen Kirchheims Stadträte einstimmig die Installation einer neuen Beleuchtung. Von Irene Strifler

Marktstrasse bei Nacht - WeihnachtsbeleuchtungFußgängerzone - einkaufen
Marktstrasse bei Nacht - WeihnachtsbeleuchtungFußgängerzone - einkaufen

Wir befinden uns im Winter 2015, ganz Baden-Württemberg ist von weihnachtlichem Schmuck erfüllt. Ganz Baden-Württemberg? Nein! Ein Fachwerkstädtchen widersetzt sich dem Dekozwang: In Kirchheim ist die Weihnachtsbeleuchtung auf ein Minimum reduziert, nur die Händler der Metzger- und Dreikönigstraße glänzen mit LED-Technik.

Dieses Szenario soll sich nicht wiederholen. 2015 verzichtete man fast gänzlich auf städtischen Schmuck. Dahinter steckte der Amtsschimmel respektive das Rentier: Die Verkehrssicherheit sei nicht mehr garantiert, wieherte es laut. Die leuchtenden Holzsterne, offensichtlich nicht niet- und nagelfest, schwebten fortan nicht mehr damoklesschwertgleich über Passanten. Sie schwebten gar nirgends mehr, Schluss mit Weihnachtsstimmung. Die viel gepriesene Einkaufsstadt lag im Halbdunkel. Die letzten Romantiker unter den Händlern zogen sich in einige Nebenstraßen zurück und sorgten dort für einen Hauch herzerwärmender Deko.

„Das brachte viel Lob“, weiß Jürgen Schröter vom Stadtmarketing. Aus diesem Grund nahmen sich die Marketingleute bei sommerlichen Hitzegraden des winterlichen Themas an. He­rausgekommen ist mal wieder ein Konzept, ein weihnachtliches Beleuchtungskonzept. Fazit: Die Holzsterne bleiben heuer nicht im Lager. Sie sollen an stabilen Stahlseilen über der Fußgängerzone schweben. Dazu sind 40 bis 50 Haken zur Befestigung erforderlich, teilweise sogar zusätzliche Stromanschlüsse. Stolze 18 500 Euro kommen da locker an Investitionskosten zusammen. – Geld, das zum einen nur einmal anfällt und zum anderen gut investiert scheint. „Es ist wichtig, Zeichen für die Innenstadt zu setzen“, betont Angelika Matt-Heidecker. Die Oberbürgermeisterin denkt da nicht nur an Romantik, sondern hofft auch, dass der Rubel rollt: „Ich weiß, wie andere Kommunen locken und wie Weihnachten wahrgenommen wird.“

Auch im Ratsrund will keiner Kunden und Händler im Dunkeln stehen lassen: „In vielen Branchen gehen die Lichter aus – das darf nicht sein“, greift Dr. Christoph Miller von den Freien Wählern das Wortspiel auf. Doch sein Fraktionskollege Ralf Gerber, im Hauptberuf Geschäftsmann in der Fußgängerzone, wittert Gefahr. Ihm ist wenig weihnachtlich zumute, er ist eher ein Sommertyp: Da wiederum sei Blumenschmuck zum Wohlfühlen enorm wichtig. Geranien am Rathaus oder in Kübeln belebten das Städtchen – und damit auch das Geschäft. „Das gleichen fünf Wochen Weihnachtsbeleuchtung nicht aus“, macht er klar und appelliert an die nicht übermäßig liquide Verwaltung: „Bitte jetzt nicht am Blumenschmuck sparen!“

Die Stadtchefin gibt Entwarnung: Die im Haushalt eingestellte Summe für Blumenschmuck und Pflege sei nicht in Gefahr. Kirchheim soll also weiter blühen und trotzdem wieder leuchten.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques