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Kirchheim wird leiser

Diskussion in der Linde über Möglichkeiten zur Lärmreduzierung

Wenn der Verkehrslärm unerträglich wird, Gespräche in normaler Lautstärke nicht mehr möglich sind und gesundheitliche Schäden immer häufiger auftreten, ist Zeit zu handeln. Landtagsabgeordneter Andreas Schwarz lud daher zur Diskussionsveranstaltung „Lärmschutz in der Region“ im Mehrgenerationenhaus Linde ein.

Die komplette Ortsdurchfahrt Ötlingen sollen künftig nur noch mit maximal 30 Stundenkilometern passiertwerden können.Vekehr - Te
Die komplette Ortsdurchfahrt Ötlingen sollen künftig nur noch mit maximal 30 Stundenkilometern passiertwerden können.Vekehr - Tempo 30 - StuttgarterstrasseOrtseingang Ötlingen, von Kirchheim kommenderneut verwendet 20150714

Kirchheim. Dass Lärm körperlich krank macht, belegen zahlreiche Studien. Doch einem hohen Lärmpegel aus dem Weg zu gehen, ist nicht immer so einfach. Die Lebensqualität der Kirchheimer zu sichern, das erklärten Andreas Schwarz von den Grünen, Dr. Gisela Splett, Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur, und Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker zu einem wichtigen Ziel. „Wir wissen alle, Lärm macht krank. Doch auch wir selbst sind Lärmverursacher“, sagte Schwarz, „Wir müssen uns zum Ziel setzen, den Lärm zu reduzieren, der von Verkehr, Maschinen und Geräten ausgeht.“ Mit diesen Worten eröffnete der Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Kirchheim die Veranstaltung.

„Wir sind eine lärmbelastete Stadt“, betonte Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker. Der hohe Lärmpegel durch Autobahn, Bundesstraßen und Landstraßen veranlasste die Stadt Kirchheim schon 2008, einen Lärmplan zu erstellen. Doch Bemühungen, ein Tempolimit von 120 Kilometer pro Stunde auf der Autobahn einzuführen, seien vergebens gewesen. Auch ein generelles Lkw-Verbot zwischen 22 Uhr und 6 Uhr habe das Regierungspräsidium abgelehnt.

Trotz alldem konnte die Stadt Kirchheim in Sachen Lärmschutz auch Erfolge verzeichnen: „Die Temporeduzierung auf 30 Kilometer pro Stunde auf einer Reihe von Straßen fand bei vielen Bürgern Zuspruch. Vor allem die Ötlinger freuen sich über die ungewohnte Ruhe in der Durchfahrtsstraße“, stellte die Oberbürgermeisterin fest.

Mit der Umsetzung des Lärmaktionsplans im Mai kam Kirchheim seinem gesetzlichen Auftrag nach. Einzelne Projekte wie der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel sollen zu einem leiseren Kirchheim führen. Angelika Matt-Heidecker ist sich bewusst: „Wir haben uns dieser Aufgabe gestellt. Auch wenn wir vieles umsetzten können, wir werden nicht allem gerecht werden.“

Kirchheim sei vorbildlich in der Aufarbeitung eines Lärmaktionsplans, meinte Staatssekretärin Gisela Splett. Sie ist bisher die einzige Lärmschutzbeauftragte der Landesregierung. Splett machte klar: „Man kann die Augen zu machen, aber die Ohren nicht.“ Die sogenannten Umgebungsrichtlinien der EU sollen die Mitgliedsstaaten zur Erfassung des Lärms anspornen. Doch auch Gisela Splett sieht bei jedem Einzelnen die Möglichkeit, Lärm zu vermeiden: „Man kann das Fahrrad nehmen, anstatt das Auto, oder auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.“

Die nächsten Maßnahmen liegen im Verlegen eines lärmmindernden Asphalts, einer Verlagerung der Emissonen, einer Schallabschirmung, und wenn alles nicht hilft, dann müssen Schallschutzfenster herhalten. Ist eine Straßen einer hoher Verkehrsbelastung ausgesetzt und eine neuer Asphalt ist erwünscht, so kann die Kommune eine Förderung beantragen. Für eine Genehmigung jedoch müssen die Lärmwerte überdurchschnittlich hoch sein. Staatssekretärin Splett betont hierbei: „Ich selber setzte mich dafür ein, die Lärmwerte zu senken, doch bislang ohne Erfolg.“ Der Bundestag zeige ihrer Meinung nach gegenüber dem Thema Lärm Desinteresse.

Wer wüsste besser Bescheid über den regionalen Lärm als die Bürger aus Kirchheim und Umgebung selbst. Für alle Probleme rund um das Thema Lärm und Lärmschutz hatten die Veranstalter ein offenes Ohr (siehe Artikel rechts).

Staatssekretärin Splett, der grüne Landtagsabgeordnete Andreas Schwarz und Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker diskutierten im Me
Staatssekretärin Splett, der grüne Landtagsabgeordnete Andreas Schwarz und Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker diskutierten im Mehrgenerationenhaus LInde mit Bürgern über Lärmbelastung und Tempo 30.Fotos: Jean-Luc Jacques