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Koczwara geht kabarettistisch gegen die Krise vor

Kleinkunst Werner Koczwara geht in Nabern der Frage nach, wie Hirn und Humor zusammen passen.

Kirchheim. Werner Koczwara ist mit seinem neuen Programm „Mein Schaden hat kein Gehirn genommen“ in der Zehntscheuer in Nabern aufgetreten – einem Kabarett über Hirnforschung und Humor. Viele Zuschauer sehen Werner Koczwara nicht zum ersten Mal. Der 64-jährige Kabarettist, auch bekannt aus zahlreichen Fersehauftritten, begeistert seine Zuschauer bereits seit Jahren, auch als Erfinder des Genres Justizkabarett. Deshalb wundert es nicht, dass zunächst das Finanzamt Schwäbisch Gmünd Eingang in sein aktuelles Programm findet.

Werner Koczwara berichtet launig darüber, wie sein Brief an das Finanzamt Schwäbisch Gmünd erfolgreich war und er durch verminderte Einnahmen im Pandemiejahr aus freiberuflichen Tätigkeiten keine Einkommensteuer zu entrichten hatte. Überrascht zeigte er sich über die atemberaubende Geschwindigkeit des Finanzamtes und die Steuerbefreiung. „…die Arbeit des Finanzamtes hat geklappt, die Arbeit des Gesundheitsministeriums in Zeiten der Pandemie leider nicht – das ist schon eine Besonderheit, wenn ein Schwabe das Finanzamt lobt…“. Damit zieht der Kabarettist die Zuschauer auf seine Seite und erntet großen Beifall.

Nach dem Aufmacher folgt nun Pointe auf Pointe. Auf die Frage: „Haben Sie Ihr Gehirn heute dabei?“ und Aussagen zur Komplexität, wo das Gehirn an erster Stelle steht und das Verwaltungsrecht erst danach folgt, regt zu großen Lachern an. Anschließend berichtet er über Schicksalsschläge für den Humor, „dem Tod von Heinz Erhardt sowie der Geburt von Oliver Pocher“. Unser Gehirn, so lernen die Zuschauer liebt angenehme Überraschungen, wie beispielsweise den Inhalt des Adventskalenders und Witze mit Pointe. Bei Witzen hat unser Gehirn kein Interesse an Logik. Die Zuschauer und Zuschauerinnen lernen, dass das Gehirn sofort weiß, wenn eine Information nicht vorhanden ist. Diese Situation sei wohl jedem aus der Schule bekannt. Auch in der Beziehung von Mann zu Frau tauche dieses Phänomen häufig auf, „denn Frauen beenden Fragen an Männer, bevor sie zu Ende gestellt sind, häufig mit dem Hinweis: das weißt Du eh nicht.“

Das Gehirn wolle, dass etwas Bedrohliches endet, deshalb sei auch die Seitenbacher-Werbung so erfolgreich: „Jeder Mensch ist froh, wenn die rum ist… und jeder ist froh, wenn die Wahl in den Elternbeirat an einem vorbeizieht.“ Nach einem thematischen Ausflug in den Bereich menschlicher Ängste kommt der Musiker in ihm durch. Aus dem alten Doors-Klassiker „Riders on the Storm“ wird bei Werner Koczwara die Reiserechtsreform. Die Zuschauer sind begeistert, applaudieren enthusiastisch und somit ist für den Kabarettisten der richtige Zeitpunkt nach 45 Minuten gekommen, die Pause einzuläuten.

Nichtlacherschutzgesetz

Danach berichtet er, dass viele Untersuchungen zeigen, dass Menschen sich schlechte Nachrichten und Infos viel besser und länger merken, da sie bedrohlicher wirken als positive. Gerade norwegische Lehrer scheinen da ein Problem darzustellen – da von ihnen die Welt und deren Zustand als viel bedrohlicher wahrgenommen wird. Auch zum Thema: „Diskriminierung“ nimmt er Stellung. Sollte ein Zuschauer einen Witz nicht sofort erfassen oder als lustig empfinden, so wird er von den anderen diskriminiert, deshalb wurde das „Nichtlacherschutzgesetz“ verabschiedet. Das macht Sinn.

Koczwara springt gekonnt zwischen den unterschiedlichsten Themenbereichen hin und her. Seine Betrachtungen zum Thema Mann/Frau gipfeln in der Aussage: „Wer noch nicht an Mord gedacht hat, sei noch nicht verheiratet gewesen, denn jedes zweite Tötungsdelikt würde vom Partner verübt“. Er gibt einen Ausblick auf die Zukunft und stellt das Leben in 20 Jahren dar. Mögliche Inhalte der „FrankfurterInnen Allgemeinen Zeitung“ könnten dann sein: „Das autonome Fahren führt dazu, dass das Auto schon abgefahren ist, bevor der Mensch einsteigen kann.“

Für diejenigen, deren Hirn ihnen einen Strich durch die Rechnung macht, fasst Werner Koczwara den Kabarettabend nochmals gesanglich zusammen und schließt zwei Zugaben an, die, wie er sagt, immer passen und nichts mit dem „Thema Hirn“ zu tun haben. Dabei darf das Schwäbische nicht zu kurz kommen, Koczwara weiß, was seine Besucher erwarten. Die sind begeistert und konnten die aktuellen Krisen für zwei Stunden ausblenden. Vielleicht bleibt der positive Effekt erhalten, das weiß allerdings nur das „Hirn“. Marcus Wellige