Weilheim · Lenningen · Umland

Königlicher Besuch

Sternsinger Acht Gruppen sind noch bis morgen in Notzingen und Wellingen unterwegs. Die Jüngsten sind gerade mal sechs und sieben Jahre alt. Von Katja Eisenhardt

In der Ulrichstube des Wellinger Bürgerhauses hängen bunte Gewänder ganz unterschiedlicher Größen auf Kleiderständern bereit. Auf einem langen Tisch warten goldglänzende Kronen auf ihre Träger. Die Ersten, die sich in dem zur Sternsinger-Umkleide umfunktionierten Raum eingefunden haben, sind die vier Erstklässler Laura, Marian, Samuel (alle sechs Jahre alt) und Philipp (7) sowie ihre Begleiterin an diesem großen Tag, Anita Brüske – die zudem die Mama von Marian ist. Aufgeregt warten die vier Sternsinger auf ihren allerersten Einsatz.

„Normalerweise sind die Kinder, die mitmachen, im Schnitt neun bis elf Jahre alt. Die Gruppe heute sind mit sechs und sieben Jahren die Jüngsten“, erklärt Anita Brüske, die als Mitglied des Ortsausschusses der katholischen Teilgemeinde Notzingen seit vier Jahren als Begleitperson bei den Sternsingern mit von der Partie ist. „Dass jetzt auch so junge Kinder dabei sind, liegt vor allem daran, dass es mittlerweile gar nicht mehr so einfach ist, jährlich genug Sternsinger zusammenzubekommen. Die Jüngeren sind dann oft Geschwister von älteren Teilnehmern. So haben sie einen Bezug dazu.“

Waren ansonsten im Schnitt jährlich bis zu zwölf Gruppen in Notzingen und Wellingen unterwegs, so sind es in diesem Jahr noch acht. „Der Trend ist leider rückläufig. Wir hoffen, das ändert sich wieder“, sagt Anita Brüske. Laura, Marian, Samuel und Philipp sind jedenfalls hoch motiviert und freuen sich auf ihren Einsatz. 36 Häuser gilt es an diesem Donnerstagnachmittag in ihrem zugeteilten Notzinger Gebiet zu besuchen. „Die Gebiete werden unter den Gruppen aufgeteilt. Im Gemeindeanzeiger wird dann rechtzeitig darüber informiert, wann die Sternsinger wo unterwegs sind. So können sich die Leute darauf vorbereiten“, erklärt Brüske. Aufgrund der geringeren Gruppenzahl müsse man aktuell manche Straßen auslassen, „das schaffen wir schlicht nicht alles.“ Wer in diesem Jahr keinen Besuch bekommt, ist dafür im nächsten Jahr wieder mit dabei.

Dann geht es los: Aus Laura wird die Sternträgerin, gut erkennbar an ihrem Umhang voller goldener Sterne und ihrem großen Holzstern, den sie auf der Tour stolz vorantragen wird, um den Drei Heiligen Königen Caspar (Philipp), Melchior (Samuel) und Balthasar (Marian) den Weg zu weisen. Die Jungs schlüpfen mithilfe von Anita Brüske in ihre königlichen Gewänder und bekommen ihre Kronen. Das Wetter spielt an diesem Tag mit, es ist zwar kalt, aber die Sonne strahlt: „Das war auch schon anders, einmal hat es gar nicht mehr aufgehört zu schneien“, erinnert sich Brüske. Vom Wellinger Bürgerhaus geht‘s dann mit dem Auto zum Startpunkt bei Familie Brüske im Notzinger Alemannenweg. „Ihren ersten Einsatz haben sie bei uns, das nimmt dann gleich die mögliche Nervosität des ersten Vorsingens und -sprechens, wenn sie wissen, wer die Tür aufmacht“, weiß Anita Brüske.

Von Nervosität ist tatsächlich bei den jüngsten Sternsingern in diesem Jahr nichts zu merken, Lied- und Spruchtext sitzen, alle haben nach dem Vorbereitungstreffen fleißig zu Hause geübt. Je mehr Häuser besucht werden, umso besser läuft es. Lied und Spruch dürfen sich die Gruppen selbst aussuchen. Von den vier Erstklässlern bekommen die Besuchten zunächst die erste Strophe des Liedes „Stern über Bethlehem“ vorgesungen, darauf folgt im Chor der Segensspruch „Öffnet das Haus und öffnet das Tor! Die Sternsinger stehen als Boten davor. Wir bringen den Segen der Heiligen Nacht. Gott gibt euch Geleit und hält über euch Wacht. Als Sternsinger grüßen an eurem Tor: Balthasar, Caspar und Melchior.“ Den Segen gibt es dann entweder ganz traditionell mit Kreide an die Tür oder als modernere Variante in Form eines Klebers. „Die gibt es, seit es die Kunststofftüren gibt“, erklärt Anita Brüske.

An den Haustüren werden die Sternsinger gern empfangen, man wartet bereits auf sie: „Ah, da seid ihr ja!“ Der Beitrag fürs Spenden­kässle und natürlich auch etwas Süßes für die jungen Besucher liegen schon bereit.

In diesem Jahr geht es bei den Spenden um den Klimawandel und seine Folgen. Die Region Turkana in Kenia steht dabei im Fokus. Von den vielen Süßigkeiten, die die Kinder auf ihren Touren sammeln, geht ein Teil wieder in ein Kirchheimer Kinderheim.

„Das ist geschickt, dass man vorher weiß, wann sie kommen, dann kann man schauen, dass man zu der Zeit daheim ist. Zu uns kommen die Sternsinger schon sehr lange. Das ist eine schöne Tradition und ich finde es toll, dass die Kinder mitmachen“, sagt Irmgard Hubschneider. Das sehen Margarete und Siegfried Bosch genauso, beide freuen sich jedes Jahr auf den Besuch. Beim Ehepaar Bosch werden die Sternsinger sogar zum Singen ins noch weihnachtlich schön geschmückte Wohnzimmer hereingebeten: „Da ist es ein bisschen wärmer als draußen.“ Der 26-jährige Thorsten Nowak, der der Gruppe an diesem Nachmittag gemeinsam mit seinem Vater die Tür öffnet, war selbst einmal Sternsinger: „Als Kind bin ich mit ein paar Freunden auch ein paar Jahre mitgelaufen, das hat immer großen Spaß gemacht“, erinnert er sich, „ich finde, das ist ein schöner Brauch, man wartet auch jedes Jahr darauf, dass sie vorbeikommen.“ Laura, Samuel, Marian und Philipp sind überzeugt: „Im nächsten Jahr sind wir wieder dabei!“

1 Alle Infos zur diesjährigen Spendenaktion findet man unter www.sternsinger.de