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Kommentar: „Wir schaffen“ keine Gettos

Es ist gut und wichtig, im Gespräch zu bleiben. Und trotz vieler Emotionen ist das Gespräch um die Flüchtlingsunterbringung sehr sachlich und sehr vernunftbetont verlaufen. Das ist gut so. Mit Basisdemokratie hat das gleichwohl nichts zu tun, denn gleich eine der ersten Fragen aus der Bürgerschaft wurde deutlich verneint: Nein, es gebe keine Möglichkeit, die beiden geplanten Wohnhäuser im Hafenkäs zu verhindern. Die Anwohner konnten also zuhören und Fragen stellen, mehr aber auch nicht.

Immerhin haben sie erfahren, dass es der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat nicht viel besser geht. Vor Ort in Kirchheim lässt sich nichts gegen den Zustrom machen. Das einzige, was die Stadt tun kann, ist der Versuch, das beste aus der Situation zu machen. Dazu gehört es selbstverständlich, keine Gettos zu schaffen. Zehn oder mehr Wohnblocks an einem einzigen Standort wären ein solches Getto – und deshalb sicher die falsche Lösung. Ob aber kleinere Einheiten von zwei Wohnblocks immer die richtige Lösung sind, bleibt abzuwarten. Falls dort mehr als hundert Menschen untergebracht werden müssen, kann es sich trotzdem um eine Art Getto handeln. Statt eines einzigen großen Gettos gibt es dann eben ein Dutzend kleinere.

Aber auch in diesem Fall sind den Verantwortlichen in der Stadt die Hände gebunden. Sie können jeweils nur das beste versuchen. Gefragt ist vielmehr die „große Politik“. Sie muss sich um andere Lösungen bemühen als um Notlösungen und Mängelverwaltung in jedem einzelnen Ort. Natürlich können „wir“ die Aufnahme von einer Million Flüchtlingen „schaffen“ – aber sicher nicht jedes Jahr aus Neue.ANDREAS VOLZ