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Kopfschütteln über EU-Verbot

Ruhezeiten Brummi-Fahrer sollen nicht mehr in Führerhäusern übernachten. Von diesem Plan der europäischen Verkehrsminister halten die Fahrer gar nichts. Sie wünschen sich mehr Parkplätze. Von Inge Czemmel

Brummi an Brummi. Die Fahrer wünschen sich mehr Stellplätze als neue Vorschriften.Foto: Carsten Riedl
Brummi an Brummi. Die Fahrer wünschen sich mehr Stellplätze statt neue Vorschriften. Foto: Carsten Riedl

Dicht an dicht parkende Lastwagen auf überfüllten Rastplätzen, blockierte Ein- und Ausfahrten - an vielen Rastanlagen entlang deutscher Autobahnen ist das, spätestens wenn es zu dämmern beginnt, der Alltag. Häufig suchen Lkw-Fahrer vergebens nach einem Stellplatz, um die Lenk- und Ruhezeiten einzuhalten.

Auf dem Autobahnrastplatz Gruibingen scheint die Welt noch halbwegs in Ordnung: „Entlang der A 8 ist die Parkplatznot landesweit ein Thema“, weiß Timo Hagenmaier von der Autobahnpolizei in Mühlhausen und fügt hinzu: „In Gruibingen ist es nicht so dramatisch.“ Es sei dort weder zu schweren Unfällen gekommen, noch sei das Thema ein Dauerbrenner.“ Hin und wieder käme es vor, dass ein Lkw in der Zu- oder Abfahrt entdeckt werde. „Dann muss der Fahrer die nächstmögliche Parkgelegenheit ansteuern.“

Auch die Brummifahrer, die am Samstagabend auf dem Autobahnparkplatz an der Raststätte Gruibingen anzutreffen sind, sind sich einig: „Hier gibt es mit dem Parken selten Probleme.“ Tatsächlich gibt es einige freie Lücken zwischen den vielen Lkw. Dort haben es sich Fahrer aus aller Herren Ländern in Grüppchen gemütlich gemacht. Man gönnt sich ein Fläschchen Bier oder ein Glas Wein. Auf kleinen Grills bruzzeln Würstchen und in Töpfen, die auf Campinggaskochern stehen, köchelt es vor sich hin. Was nach Trucker-Romantik aussieht, stellt sich als Teil eines harten Alltags heraus. Eine Gruppe polnischer Fahrer versucht mit Händen und Füßen und ein paar Brocken Deutsch zu verdeutlichen, dass der Parkplatz und die Natur drum herum ein „Daumen hoch“ verdient hätte, wenn da nicht das Problem wäre, dass es weit und breit keine Einkaufsmöglichkeit gäbe. „Raststätte viel zu teuer“, macht Oleg deutlich. Er genießt im Gegensatz zu vielen Kollegen den Luxus, im Rasthof zu übernachten. Die meisten Fahrer schlafen im Führerhaus und können sich nicht vorstellen, wie der EU-Beschluss umgesetzt werden soll, dass Ruhezeiten bald nicht mehr im Lkw verbracht werden dürfen. „Kann ich doch Fahrzeug nicht allein lassen“, erklärt einer der Fahrer, der wertvolle Autoteile geladen hat.

Die Gruppe rumänischer Lkw-Fahrer schüttelt ebenfalls den Kopf. Ein Fahrer zeigt einen Scheibenwischer, als einer der Jüngeren übersetzt. Hotelübernachtungen seien viel zu teuer, und die Schlafgelegenheiten an den Raststätten reichten nicht aus. „Wie soll man denn in ein Hotel kommen?“ Sie seien ja schon auf Discounterparkplätzen unerwünscht. „Fahrer mit deutschen Kennzeichen haben da weniger Probleme“, so der junge Rumäne. „Wenn wir ins Restaurant gehen, werden wir komisch angeglotzt. Wir sind auch Menschen, die essen und trinken müssen.“ Es sei nicht sein Wunsch, am Wochenende mit Kollegen zusammensitzen, die er bis vor ein paar Stunden noch gar nicht kannte. „Ich wäre lieber bei meiner Familie“, erklärt er, aber ich habe keine andere Wahl. „Rumänien ist ein armes Land und ich muss irgendwie Geld verdienen.“ Genügend Parkplätze und fußläufig erreichbare Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe der Rastplätze, würden die Arbeitsbedingungen der Fahrer mehr verbessern, als so seltsame Ideen, wie die Ruhezeit außerhalb der Fahrerkabine zu verbringen.