Morgens aufwachen, die ersten Sonnenstrahlen und die frische Luft genießen und den Vögeln beim Zwitschern zuhören - so stellen sich wohl viele den Start in den Tag vor. Auf der Notzinger Kirchheimer und Hochdorfer Straße war das lange nicht so. Anstatt Vogelgesang hörte man hier Motoren und statt frischer Luft roch man Abgase und Benzingestank. Wer durch Notzingen fährt, muss kurz nach der Ortseinfahrt heftig abbremsen. An der Durchfahrtsstraße gilt seit zwei Jahren anstatt Tempo 50 Tempo 30 und nicht mehr alle Lkws dürfen hier fahren. Diese Maßnahme ist aus dem Lärmaktionsplan der Gemeinde entstanden. Das Ziel: Ein ruhigeres Leben im Ort. Doch wie sieht es mit dem Verkehr inzwischen aus? Halten sich die Fahrer an das Tempolimit und ist der Lkw-Verkehr weniger geworden?
Die Notzingerin Cornelia Aldinger hält das jetzige Tempolimit für sinnvoll. Als Tempo 50 noch galt, seien die Autofahrer immer schneller gefahren und es konnte gefährlich werden auf der Straße. „Jetzt fahren die Menschen zwar auch keine 30, aber wenigstens ist es nun leiser geworden“, sagt Cornelia Aldinger. Auch beim Abbiegen von den Seitenstraßen auf die Hauptstraße gibt es nun keine Probleme mehr. Insgesamt fahren nach ihren Beobachtungen auch kaum noch Lkws. Handlungsbedarf sieht sie allerdings beim Zustand der Straße: „Hier hat es überall Schlaglöcher.“ Trotzdem ist sie der Meinung: „Es gibt aber schlimmere Fälle. Notzingen ist halt ein Durchfahrtsort.“
Jörg Bieg sieht das Tempolimit von einer ganz anderen Seite: „Zum Fahren ist 30 Kilometer pro Stunde einfach doof. Außerdem geht es bei so einer Geschwindigkeit nicht vorwärts.“ Was den Lärm angeht, empfindet er keinen Unterschied: „Tempo 50 oder Tempo 30 - das macht keinen Unterschied. Das ist doch beides laut. Und Lkws fahren immer noch zu viele.“ Er persönlich war völlig zufrieden mit der Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Kilometern pro Stunde. „Außerdem beschleunigt sowieso jeder, wenn es in Richtung Ortsausfahrt geht. Tempo 30 macht keinen Sinn.“
Petra Brüstle kommt aus Notzingen und ist dort oft mit ihrem Fahrrad unterwegs. „Da ich hier mit dem Rad fahre, finde ich die Geschwindigkeitsreduzierung natürlich super.“ Sie kann nun viel einfacher die Straße überqueren - im Vergleich zu früher, als die Autos noch durch den Ort heizten. Außerdem fällt Petra Brüstle auf, dass am Wochenende weniger auf den Straßen los ist: „Die Notzinger Hauptstraße ist hauptsächlich zur Durchfahrt da und das natürlich mehr unter der Woche als am Wochenende.“ Nach der Geschwindigkeitsreduzierung sieht sie einen weiteren Punkt auf der To-do-Liste der Notzinger Gemeinde. Petra Brüstle wünscht sich: „Hier folgt ein Schlagloch dem anderen. Die Hauptstraße muss dringend erneuert werden.“ Denn auch die Schlaglöcher tragen laut der Notzingerin zum Lärmpegel in der Gemeinde bei.
Tempo 30 empfindet Erwin Reichert eher als eine Plage anstatt als Segen. „30 Kilometer pro Stunde ist einfach viel zu langsam“, sagt er, „das kann man doch als Autofahrer nicht durchhalten.“ Einen Lärmunterschied merkt er aber auch. Noch eine Sache kann Erwin Reichert der neuen Verkehrsregelung abgewinnen: „Man kann nun besser an der Kreuzung abbiegen.“ Auch er ist sich bewusst darüber, dass Notzingen eine spezielle Lage hat: „Hier müssen die Leute halt durch, um an ihr Ziel zu kommen.“
Julia Hientz wohnt nicht in Notzingen, fährt aber jeden Tag unter der Woche in die Gemeinde. Seit eineinhalb Jahren arbeitet sie dort und fährt somit wie viele andere auch über die Hauptstraße nach Notzingen rein. Sie ist die Verkehrssituation nicht anders gewöhnt und weiß nicht, was sich in Notzingen mit Tempo 50 abgespielt hat. „Mir fällt kein besonders großer Lärmpegel auf“, sagt Julia Hientz. „Auch den Straßenbelag und die Schlaglöcher finde ich nicht wirklich schlimm.