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Kreisjugendring ächzt unter Schulden

Der Landkreis will trotzdem weiter zu seinem Partner in der Jugendarbeit stehen

Den Kreisjugendring Esslingen (KJR) drücken große finanzielle Sorgen. Die Dachorganisation der Jugendverbände und der Träger der öffentlichen Jugendarbeit im Auftrag des Landkreises Esslingen steht mit mindestens 500 000 Euro im Minus. Der Landkreis will den KJR jetzt nicht im Regen stehen lassen und ihn im Konsolidierungsprozess unterstützen.

In der Wendlinger Geschäftsstelle des Kreisjugendrings kämpft man im Moment gegen eine erhebliche Überschuldung.Foto: Holzwarth
In der Wendlinger Geschäftsstelle des Kreisjugendrings kämpft man im Moment gegen eine erhebliche Überschuldung.Foto: Holzwarth

Kreis Esslingen. Zuerst waren es Gerüchte, die sich dann aber bestätigten. In einer E-Mail vom 7. Mai informierte Ralph Rieck, seit zwei Jahren Geschäftsführer des KJR, fünf Tage vor einer kurzfristig anberaumten Mitarbeiterversammlung die Belegschaft über die dramatische finanzielle Situation. In dem Schreiben zitierte Rieck die inzwischen eingeschaltete Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Dornbach.

Demnach erwirtschafte der KJR seit Jahren Verluste, die Schulden überstiegen das Vermögen, was bilanziell eine Überschuldung bedeute. Das wirtschaftliche Controlling und Berichtswesen des KJR sei unzureichend für ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von elf Millionen Euro und 300 Mitarbeitern, stellen die Prüfer weiter fest. Die personellen Ressourcen in der Verwaltung seien für ein Unternehmen in dieser Größenordnung unzureichend. Das Geschäftsmodell des KJR sei derzeit nicht tragfähig, da jedes Jahr mehr ausgegeben als eingenommen werde, so das vernichtende Urteil der Prüfungsgesellschaft.

Der langjährige ehrenamtliche KJR-Vorsitzende Dieter Pahlke bestätigte diese Aussagen weitgehend. Aufmerksam geworden sei man allerdings erst Ende vergangenen Jahres, und zwar wegen eines zunächst als kurzfristig angesehenen Liquiditätsengpasses. „Als Träger von Schulsozialarbeit bekommen wir zum Beispiel die Landeszuschüsse oft erst ein halbes Jahr später. Um die Gehälter zahlen zu können, fragten wir bei unserer Hausbank um einen Überbrückungskredit nach. Dafür wollte die Bank von uns jedoch einen Jahresabschluss nach handelsrechtlich üblichen Kriterien, was wir bislang so nicht praktiziert haben“, räumt Pahlke ein.

Der Kredit sei zwar gewährt worden, der eingeschaltete Wirtschaftsprüfer schaute aber genauer hin und stellte fest, dass den KJR noch ein ganz anderer Schuh drückt. „Unternehmen mit unserem Personalstand sind handelsrechtlich verpflichtet, Rückstellungen für den noch nicht genommenen Urlaub der Mitarbeiter zu bilden.“ Und das bedeute für den KJR eine Summe von 500 000 Euro, die er nicht habe, so Pahlke – und für die wohl auch keine Bank geradestehen wird. „Die Strukturen unserer Geschäftsstelle sind in den letzten Jahren nicht in dem Maße gewachsen wie unsere neu hinzugewonnenen Tätigkeitsfelder“, gesteht der KJR-Vorsitzende ein.

Das soll sich jetzt ändern. Vor gut einer Woche sei mit Johannes Schwarz ein professioneller kaufmännischer Geschäftsführer zunächst für die Dauer von zwei Jahren eingestellt worden. Dieser wolle in enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis, der dem KJR jährlich 2,34 Millionen Euro an Budget für die offene Jugendarbeit gewährt, den Konsolidierungsprozess einleiten.

Landratsamts-Pressesprecher Peter Keck bestätigt dies und betont zugleich: „Die aktuelle wirtschaftlich schwierige Lage des KJR hat nichts mit dem Budget des Kreises zu tun.“ Im Herbst stehen die Verhandlungen für den nächsten Budgetzeitraum von drei Jahren an. Der Kreis wolle weiter auf den KJR als Partner bei der offenen Jugendarbeit setzen und ihm gleichzeitig in der schwierigen Situation beistehen. Im Moment arbeite man gemeinsam die Wirtschaftsjahre 2013 und 2014 auf. Auch habe der Jugendhilfeausschuss des Kreistags in einer nicht öffentlichen Sitzung beschlossen, dem KJR über den Liquiditätsengpass hinwegzuhelfen. Zahlen wollte Keck nicht nennen. Laut Pahlke wird jedenfalls der neue kaufmännische Geschäftsführer vom Kreis bezahlt. Klar für Pahlke ist aber auch: „Wir müssen unseren Beitrag leisten.“

Was das für die Belegschaft des KJR bedeutet, ist noch nicht klar. Geschäftsführer Rieck warnte in seinem Schreiben aber schon mal vor. Man erarbeite derzeit die notwendigen Maßnahmen, um sie dann zügig umzusetzen. Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen werde er direkt informieren. Ziel sei es aber, die Arbeitsplätze zu erhalten.