Weilheim · Lenningen · Umland

Kreiskliniken auf dem Weg der Besserung

Krankenhäuser verlassen dank Schuldenhilfe durch den Kreishaushalt die Verlustzone

Der Klinikverbund im Kreis Esslingen ist raus aus den roten Zahlen. Ein Jahresüberschuss von 4,1 Millionen Euro im ­vergangenen Jahr ist das beste Ergebnis seit der Fusion vor neun Jahren. Kreisräte und Verwaltung sind zufrieden.

Auf dem Weg zur finanziellen Eigenverantwortung: Die Kreiskliniken sollen ihren Bedarf für die medizinische Versorgung Kranker k
Auf dem Weg zur finanziellen Eigenverantwortung: Die Kreiskliniken sollen ihren Bedarf für die medizinische Versorgung Kranker künftig selbst erwirtschaften können. Foto: Jean-Luc Jacques

Esslingen. Die Wirtschaftlichkeit von Kliniken in kommunaler Trägerschaft zu preisen, ist ein seltenes Vergnügen. Esslingens Landrat Heinz Eininger ist solches am Donnerstag widerfahren, als er den Kreisparlamentariern die Abschlussbilanz 2014 vorlegen durfte. Statt eines im Erfolgsplan erwarteten Verlusts von 7,4 Millionen Euro, steht im Zahlenkatalog unterm Strich jetzt ein Plus von 4,1 Millionen. Zum ersten Mal in der Geschichte des 2006 geschlossenen Klinikverbunds und obwohl zuletzt rund acht Millionen Euro in eine bessere medizinische Versorgung investiert wurde.

Vor wenigen Jahren sah das noch ganz anders aus. 2012 lastete ein gewaltiger Schuldenberg von rund 14 Millionen Euro auf den vier Häusern in Kirchheim, Nürtingen, Plochingen und Ruit. Jetzt scheint die Klinikreform mit der Umsetzung des Psychiatriekonzeptes und der Verlagerung der Fachbereiche von Plochingen und Nürtingen nach Kirchheim Wirkung zu zeigen. Was Eininger besonders freut: Die Trendwende gelang ohne Personalabbau und offenbar auch ohne Vertrauensverlust in der Bevölkerung, wie die Rekordzahl von 42 000 stationär versorgten Patienten im vergangenen Jahr zeigt. „Wir sind auf einem positiven Pfad“, lobt Eininger die konsequente Fortführung des Konsolidierungskurses, auch wenn nicht alles märchenhaft ist, was nach Märchen klingt.

Das Paracelsus-Krankenhaus in Ruit etwa steht nach wie vor mit 3,3 Millionen Euro in der Kreide, doch auch dort gibt es Signale, die 2015 auf bessere Zahlen hoffen lassen. Ein gedämpfteres Licht auf die Erfolgszahlen wirft auch die Tatsache, dass 5,5 Millionen Euro an Kreditkosten für Investitionen über den Kreishaushalt abgewickelt werden. Ohne den Wegfall des Schuldendienstes sähe die Bilanz folglich nur halb so rosig aus. Zugeständnisse, die langfristig sicherstellen sollen, dass nicht privatwirtschaftliche Interessen die Kliniklandschaft prägen, sondern der Kreis die Hoheit über seine Krankenhäuser behält. An diesem Kurs will man auch in diesem Jahr festhalten. Mit der Übernahme bereits bestehender Darlehen der Paracelsus-Klinik sollen alle Häuser künftig in der Lage sein, ihre nötigen Investitionen selbst zu bezahlen. Die Richtung stimmt, da­rüber sind sich auch im Esslinger Kreistag alle Fraktionen einig.

Klinikreform treibt Kritiker auf die Barrikaden

„Bemühungen umsonst“ Belegschaften und Klinikverwaltungen laufen bundesweit Sturm gegen den Gesetzesentwurf der schwarz-roten Bundesregierung zur Klinikreform. „Wenn dieses Gesetz so kommt wie es vorliegt, sind alle unsere Bemühungen umsonst gewesen“, sagte Esslingens Landrat Heinz Eininger am Donnerstag im Kreistag. Neue Finanzlücken Allein die neue Finanzierung der ambulanten Notfall-Versorgung in den Krankenhäusern würde die Esslinger Kreiskliniken 2,6 Millionen Euro kosten. Ein weiteres Loch von 1,2 Millionen Euro risse der geplante Wegfall des Versorgungszuschlags in den Haushalt. Brief an Abgeordnete Ärzte und Pfleger fürchten zudem eine neue Bürokratiewelle, die dazu führe, dass weniger Zeit für die Patienten bliebe. Im Esslinger Landratsamt hat man deshalb einen Brief an alle Bundestagsabgeordneten im Kreis Esslingen verschickt, mit einem dringenden Appell zu einer Nachbesserung des Entwurfs von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). bk