Manchmal kommt ein Projekt vor allem deswegen zustande, weil es einfach zwischen den beteiligten Menschen passt. So geschehen zwischen dem weltweit bekannten Unternehmen Märklin, Ehrenamtlichen der Eisenbahn-AG, die der Jugend das Handwerk näherbringen, und Künstlerinnen, die ihre Kreativität buchstäblich ins Rollen brachten. Doch von vorne. „Beim Thema Kunst denkt doch jeder gleich an „Mona Lisa“ oder den Louvre. Alles hängt oder steht dort zum Anschauen. Nicht so bei uns!“, betont Rolf Höflinger.
Waggons mit Stadtteilwappen
Ohne vorher groß zu planen, rief der Jugendbegleiter der Uhinger Schulen mit Unterstützung von Heinz Morawetz vor einigen Jahren die Eisenbahn-AG ins Leben. Und das beste daran ist: Der Schienenverkehr, der mittlerweile in der Wirtschaftsfläche im ehemaligen Naturfreundehaus Schülerinnen und Schüler viel Spaß bereitet, läuft auch ohne 9-Euro-Ticket.
Nachdem Mädchen wie Jungen mit Feuereifer und versierter Unterstützung die verschiedensten Bahnanlagen bespielbar machen, entwickelte sich dank zahlreicher privater Spenden, einer Reihe Sponsoren, darunter auch Märklin, das Modellbahn-Paradies Stück für Stück weiter. Grund genug für die Eisenbahnler, anlässlich des 25. Jahrestags der Stadterhebung von Uhingen etwas Besonderes dazu beizutragen, so Rolf Höflinger. „Wir klebten die Wappen der Stadt und von den sechs Stadtteilen auf die Modellbahnwagen.“ Nachdem die ersten Versuche nicht besonders gut aussahen, kam der Gedanke, die Waggons zu bemalen. „Auch nicht gut, denn keiner von uns kann toll malen“, stellte der Jugendleiter fest. Schließlich kontaktierte er einige Mitglieder vom Sparwiesener „Atelier im Rathaus“.
Anfangs zeigten sich Theresia Teichert, Edith Zimmermann und Waltraud Kuhn etwas zurückhaltend, einen Gegenstand zu bemalen, war auch für sie absolutes Neuland. Nachdem die vorhandenen Modellbahnwagen sich als ungeeignet herausstellten, bekamen sie von Märklin dafür mehrere Kühlwagen-Rohlinge aus hartem gestanztem Kunststoff.
Unter anderem galt zu klären: „Welche Farbe eignet sich am besten?“ Schnell wurde klar, die Waggons müssen zusätzlich weiß grundiert werden, damit die Wappen von Diegelsberg, Nassachmühle, Nassach, Baiereck, Holzhausen, Sparwiesen und Uhingen mit Acrylfarben zur Geltung kommen. „Wir waren uns alle einig darüber, dass wir die Wappen aufbrechen und nicht nur einfach drauf malen“, erklärt Edith Zimmermann. Damit auch die Proportionen stimmen, wurde am PC der Maßstab der unterschiedlichen Motive ausgerechnet. „Wir konnten unsere künstlerische Freiheit ausleben“, sagt Theresia Teichert, und Waltraud Kuhn ergänzt: „Das war für uns alle eine Herausforderung.“
Mit Variante überrascht
Beim Übergeben des Nachschubs wollte Rolf Höflinger wissen, warum die Menge nicht gereicht habe, er sagt: „Unser erster Gedanke war: Die haben sich vermalt und wollen trotzdem alle Wappen der Stadt abbilden.“ Doch Fehlanzeige! Die Eisenbahn-AG wurde mit einer besonderen Variante überrascht, weshalb die 16 Wagen nicht ausreichten, denn die Künstlerinnen waren von der Faszination „wir bringen die Kunst auf die Gleise“ so angetan, dass sie gleich zwei Sätze der Stadtwappenwagen herstellten.