Weilheim · Lenningen · Umland

Land- und Hausärzte: eine bedrohte Art

FDP-Kandidat Kuhn fordert finanzielle Anreize

Die FDP sorgt sich um verwaiste Hausarztpraxen auf dem Land und die Arbeitsbedingungen aller im Gesundheitswesen Tätigen. Vor allem die Pflege sei ein Zukunftsthema.

Kirchheim. Allenthalben hört man es: Der Hausarzt des Ortes hat das Rentenalter (fast) erreicht, findet aber keinen Nachfolger. Und dann? Es werden Gespräche geführt, und auch der Bürgermeister des Ortes ist bemüht, kann aber natürlich keinen Arzt herbeizaubern. In manchen Landkreisen zeigen sich die Landräte innovativ und bieten Patenschaften für Studenten an, die sich zu einer Tätigkeit als Landarzt verpflichten. Leider bleibt dies aber alles Stückwerk. Nach und nach geben immer mehr Allgemeinärzte auf dem Lande frustriert ihre Praxen auf, ohne dass ein Nachfolger gefunden werden konnte. Das Problem fehlender Hausärzte schwappt inzwischen auch auf ärmere Bezirke in den Großstädten Baden-Württembergs über. „Sollte sich hier nicht die Landespolitik koordinierend und steuernd einschalten?“, fragt der Landtagskandidat der FDP im Wahlkreis Kirchheim, der Kinder- und Jugendarzt Ulrich Kuhn. Er plädiert daher für finanzielle Anreize, um junge Mediziner aufs Land zu locken, verbunden mit der Aufwertung der Allgemeinmedizin als Pflichtfach in der Aus- und Weiterbildung.

Eine flächendeckende hausärztliche Versorgung ist mehr noch als bisher auch für die Versorgung von dezentral untergebrachten Flüchtlingen mit eingeschränkter Mobilität essenziell wichtig. Für eine gute medizinische Betreuung entscheidend sind nicht zuletzt auch bessere Arbeitsbedingungen für alle, die im Gesundheitswesen tätig sind. „Wir brauchen keine Kultur des Misstrauens und damit stetig wachsende bürokratische Vorschriften“, sagt Kuhn. Staatliche Aufgabe sei vor allem die Aufklärung und Unterstützung präventiver Maßnahmen. Gesetzliche Reglementierungen dürften nicht so weit gehen, dass der Einzelne aus seiner Verantwortung für die eigene Gesundheit entlassen werde.

Pflege sei ein Zukunftsthema, vor allem aufgrund des demografischen Wandels. Für die FDP sei Pflege ein gesamtgesellschaftliches Thema, aber schon aufgrund der Struktur der Pflegeversicherung als Teilversicherung bleibt die Eigenvorsorge nach wie vor ein wichtiges Element. Gebraucht würde jedoch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Pflege wie bessere Fort- und Weiterbildungsangebote mit der Übertragung weiterer Verantwortung. Wenn die in den Pflegeberufen Tätigen sinnvolle Entwicklungsperspektiven hätten, dann blieben sie auch länger in diesem Berufsbereich.

Dem Fachkräftemangel könne nur wirksam begegnet werden, wenn Pflegeberufe attraktiv gestaltet seien. Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege könne das Land durch die Initiierung passgenauer Kinderbetreuungsangebote aktiv werden. „Wir brauchen zudem Antworten für die Problematik der Schichtdienste. Die Pflegenden brauchen mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben. Deshalb muss endlich die überbordende Dokumentationsbürokratie über Bord geworfen werden. Wie wäre es zum Beispiel, wenn nur noch dokumentiert würde, wenn etwas schief läuft, statt am Tag Hunderte von Häkchen zu machen?“ schlägt Kuhn vor. Es sei aber auch genauso wichtig, dass die Pflege in Zukunft bezahlbar bleibt. „Deshalb brauchen wir eine großzügige Anwendung der Übergangsfrist bei der Landesheimbauverordnung. Heute gut arbeitende Heime dürfen nicht wegen zu starrer Vorgaben vom Markt gedrängt werden, nur weil sie noch ein paar Doppelzimmer vorhalten. Sonst droht eine Unterversorgung mit Pflegeplätzen.“pm