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Lebendig Abschied nehmen

Am Sonntag, 25. Oktober, beginnen die stillen Tage in Kirchheim und Nürtingen

Sterben und Trauern sind ohnehin schon große Herausforderungen – diese erschwert unsere Zeit mit ihrem Zwang zur Beschleunigung und Optimierung noch zusätzlich. Diesem Trend begegnen die Veranstaltungswochen „Stille Tage – lebendig Abschied nehmen“, die von Sonntag, 25. Oktober, bis Samstag, 28. November, in Kirchheim und Nürtingen stattfinden.

Kirchheim/Nürtingen. Schon der Titel der Reihe trägt das Lebendige in sich: Die Chance soll ins Bewusstsein gerufen werden, unser Leben, unser Sterben wie auch das Trauern, soweit es in unserer Macht liegt, frei und verantwortlich zu gestalten. Dafür werden vielfältige Impulse gegeben, die von der Kunst über die Philosophie, das persönliche Gespräch, die Ritualgestaltung und die Meditation bis zur Friedhofsführung reichen.

Neu in diesem Jahr ist, dass die stillen Tage mit einer Feier eröffnet werden – und zwar am 25. Oktober um 15 Uhr in der Alten Seegrasspinnerei in Nürtingen. Bei dieser Gelegenheit stellen sich zum einen die beteiligten Künstler und Referenten mit ihren Programmen und Themen vor, zum anderen wird es Räume geben, in denen Menschen, die sich für eine neue Sterbe- und Trauerkultur interessieren, austauschen können.

Den Schlusspunkt der Veranstaltungsreihe setzen vier tibetische Mönche, die vom 20. bis 28. November in der Alten Seegrasspinnerei ein Sand-Mandala streuen. Es wird ein Eröffnungs- und ein Auflösungsritual geben. Am Freitag, 27. November, um 19 Uhr erläutert Geshe Thupten die Symbolik des Mandalas – begleitet von der Klangkünstlerin Alexandra Ott. An den Nachmittagen kann man den Mönchen bei ihrer filigranen Arbeit zuschauen und so zur inneren Ruhe finden.

In den fünf Wochen dazwischen spannt sich ein weites Spektrum an Veranstaltungen: Die Trauerbegleiterin Iris B. Sailer stellt am Montag, 26.  Oktober, um 19 Uhr im Kirchheimer Vogthaus die Frage, ob die Zeit tatsächlich alle Wunden heilt, die ein Verlust mit sich bringt. Dass womöglich Engel dabei behilflich sein können – diese Option beleuchten die Malerin Marion Musch sowie der Musiker und Rezitator Michael Knopp in ihrer Performance „Engel – wenn du sie suchst“ am Samstag, 31. Oktober, um 19 Uhr im Kirchheimer Spitalkeller.

Die Zeit des Sterbens behandelt Martin Klumpp, Mitbegründer vom Hospiz Stuttgart, am Freitag, 13. November, um 19.30 Uhr im Kirchheimer Spitalkeller: „Wenn Dunkles aus der Seele quillt – Erfahrungen aus Krieg und Unglück – Wiederkehr beim Sterben?“ lautet der Titel seines Vortrags. Aus buddhistischer Perspektive beleuchtet Jutta Kaltenegger ein damit zusammenhängendes Thema: „Wenn wir gut zu sterben wünschen, müssen wir lernen, gut zu leben“ lautet die These ihres Vortrags am Freitag, 20. November, 19 Uhr im Buddhistischen Zentrum Kagyu Dzong Kirchheim.

Um das Symbol des Kreuzes – nicht nur in christlicher Bedeutung – geht es in einer Ausstellung mit Bildern des Künstlers Jörg Seemann: Zu sehen ist sie vom 13. bis 22. November im Haus vier am Nürtinger Schlossberg. Bei der Vernissage am Freitag, 13. November, um 20 Uhr wird die Theatergruppe charmeützel zu einigen Werken spontan improvisieren. Am Donnerstag, 19. November, um 19 Uhr liest Hans Joachim Remmert auch im Haus vier Gedichte zu Seemanns Bildern.

Eben diese sowie die Tonfolgen des Pianisten Jens Otzen liegen auch der frei improvisierten Theater-Collage + + + zugrunde, die das Ensemble Improvisieren am Sonntag, 15.  November, um 19 Uhr in der Alten Seegrasspinnerei zeigt.

Zwischen 25. Oktober und 28. November finden darüber hinaus eine ganze Reihe von Seminaren und Workshops statt, bei denen man sich in Gesprächen, mit Mittel der Kunst, der Philosophie und der Meditation den Themen Sterben und Trauer nähern kann.

Die Volkshochschule Kirchheim lädt zudem zu zwei Friedhofsführungen ein: Am Donnerstag, 5. November, geht es auf den denkmalgeschützten Hoppenlau-Friedhof und auf den Pragfriedhof in Stuttgart; am Mittwoch, 11. November, wird der Alte Friedhof in Kirchheim besucht. Damit bei diesen Themen auch das Lachen zum Zuge kommt, zeigt das Kirchheimer Kino Tyroler ab 22. Oktober die israelische Komödie „Am Ende ein Fest“.pm