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Lediglich der Ackerbau leidet

Landwirtschaft Der Ertrag bei Obst und Beeren ist rekordverdächtig. Bei Getreide und besonders beim Körnermais sind jedoch Ernteeinbußen bis zu 50 Prozent möglich. Von Uwe Gottwald

Beim Getreide gab es in der Region keine Noternten. Die Maisernte dürfte jedoch schlecht ausfallen.Foto: Markus Brändli
Beim Getreide gab es in der Region keine Noternten. Die Maisernte dürfte jedoch schlecht ausfallen. Foto: Markus Brändli

Während Landwirte in weiten Teilen Deutschlands erhebliche Ernteausfälle befürchten, ist die hiesige Region weniger hart betroffen, auch wenn Einbußen zu verzeichnen sein werden. Im Obstbau dagegen zeichnet sich eine Fülle wie lange nicht mehr ab. Auch die Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck erwartet einen guten Jahrgang.

Das warme und zeitlich vorgelagerte Frühjahr hat eine Blütenpracht entfaltet, die sich im Obstbau nun in hohen Erträgen widerspiegelt. Mancherorts brechen Bäume unter der Last der Früchte buchstäblich zusammen.

Albrecht Schützinger, Obst - und Gartenbauberater im Esslinger Landratsamt, weiß aber auch: „Im Arbeitskreis für gewerblichen Obstbau war man sich schon früh einig, die Bäume auszudünnen und so eher auf eine hohe Qualität als auf Masse zu setzen.“ Wo dies nicht geschehe, hingen die Bäume zwar brechend voll, die Früchte fallen jedoch kleiner aus, so Schützinger.

Dennoch erwarte man auch in der Menge gute Erträge. Schützinger sieht den Grund auch im vergangenen schlechten Jahr: „Die Bäume konnten sich erholen und sind umso kräftiger in die darauffolgende Vegetationsperiode gestartet.“ Die war zur Blütezeit diesmal frostfrei und auch Schädlinge seien weniger zu verzeichnen. Wie überall in der Landwirtschaft hat sich der Erntezeitpunkt nach vorne verschoben, um etwa zwei bis drei Wochen, schätzt Schützinger.

Die Kirschenernte sei gut ausgefallen. Die frühen Apfelsorten wie Jakob Fischer, normalerweise Anfang bis Mitte September pflückreif, seien dieses Jahr fast schon abgeerntet. Jetzt seien moderne Sorten wie Piros oder der süß-säuerliche Delbard Estivale an der Reihe, ebenso das Stuttgarter Geishirtle oder die Williams- Christ-Birne. Auch die ersten Elstar-Äpfel und Zwetschgen seien schon zu erwarten, für die sehr gute Erträge prognostiziert werden.

Die Wärme tat zwar auch dem Beerenobst gut, doch hätten die Anbauer einen erhöhten Aufwand mit der Bewässerung gehabt. Auch die Rebensäfte werden nicht versiegen. Christine Anhut, Geschäftsführerin der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck, rechnet mit einem guten Jahrgang in Menge und Qualität. Auch die Weingärtner werden zwei bis drei Wochen früher mit der Traubenlese beginnen. „Vor allem auch unseren Rotweinen wie Spätburgunder und Schwarzriesling tat die Wärme gut, das gibt Öchsle und damit einen guten Jahrgang“, sagt Anhut.

Ackerbau hat gelitten

Nicht so glücklich schätzen können sich Landwirte im Ackerbau. Reinhold Klaiber, Leiter des für den Kreis zuständigen Landwirtschaftsamts, meint jedoch: „Trotz des heißen Sommers sind unsere Landwirte in der Regel glimpflich davongekommen.“ Im Gegensatz zu anderen Regionen habe man doch immer wieder Regen abbekommen, gerade auch in der Vegetationszeit Ende Mai und Anfang Juni. Dennoch seien Ausfälle beim Getreide im Durchschnitt von 15 Prozent zu verzeichnen, dort wo Niederschläge fehlten auch bis zu 25 Prozent. Es habe aber keine Noternten gegeben, die Qualität stimme, so Klaiber. Bei den Frühkartoffeln verzeichne man durchschnittliche Erträge, bei den späteren werde es wohl leichte Einbußen geben. „Wegen der Juli-Hitze werden die Knollen wohl kleiner ausfallen“, vermutet Klaiber. Dramatischer sieht es beim Mais aus. „Bis Anfang Juli war viel Blattmasse zu verzeichnen, dann fehlte das Wasser.“ So seien die Kolben nicht voll ausgebildet und hätten kleinere Körner. „Die Körneranzahl wird sich nicht mehr ändern, Regen noch in dieser Woche könnte aber die Größe verbessern“, so Klaibers Hoffnung.

Für den Silomais, der mit Blättern und Stängeln eingelagert wird, erwarte man ein Minus von 30 Prozent, beim Körnermais dagegen von bis zu 50 Prozent. Unter Umständen gebe es Erleichterungen für Landwirte. So könnten subventionierte ökologische Flächen wie Ackerrandstreifen oder Brachen ausnahmsweise doch bepflanzt werden. „Das wird im Landwirtschaftsministerium noch detaillierter entschieden“.