Weilheim · Lenningen · Umland
Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht startet in die vierte Amtszeit 

Kommunalpolitik Lenningens Rathauschef Michael Schlecht wurde im Feuerwehrgerätehaus in sein Amt eingesetzt. Er kündigt an, sich selbst treu zu bleiben. Von Anke Kirsammer

Den großen Bahnhof hat Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht für seine vierte Amtseinsetzung nicht gewählt. Sie wurde schlicht in eine Gemeinderatssitzung im Feuerwehrhaus eingebettet. Einen würdigen Rahmen hatte sie dennoch. Dafür sorgten Gäste wie der ehemalige Lenninger Verwaltungschef und Ehrenbürger Gerhard Schneider und dessen Frau Hannelore. Und es gab wertschätzende Worte verschiedener Redner, darunter vor allem die Ansprache des Esslinger Landrats Heinz Eininger. Er hatte für den Rathauschef die Wahlprüfungsurkunde mitgebracht.

 

Wir sind als kommunale Familie näher zusammengerückt.
Heinz Eininger
Der Esslinger Landrat zu einer Auswirkung der verschiedenen Krisen

 

„Schön, mal wieder in einer Gemeinderatssitzung zu sein, noch dazu bei einem festlichen Anlass“, sagte der Landrat und verwies auf seine achtjährige Amtszeit als Kirchheimer Bürgermeister. Bezüglich der Wahl vom 12. März, bei der Michael Schlecht mit nur 55,52 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt worden war, sprach Eininger von keinem „einfachen Durchmarsch“. Sieben Ortsteile vom Lenninger Tal bis Hochwang auf der einen Seite und bis zur Schopflocher Alb auf der anderen Seite zu bedienen, sei sicher nicht immer leicht. Dazu gehörten Entscheidungen, die nicht alle Erwartungen erfüllten. Die Bürgerinnen und Bürger wollten mitgenommen werden, und sie hätten ein größeres Erklärungsbedürfnis als früher. „Wir müssen es aushalten, wenn Fragen gestellt werden“, so der Kreischef.

Michael Schlechts dritte Amtsperiode von 2015 bis 2023 – das bedeutet gemäß Eininger acht Jahre Krisenmanagement. Zu bewältigen galt es die Flüchtlingsunterbringung, Corona und dann erneut die Flüchtlingsunterbringung. „Das trifft uns alle und hat uns als kommunale Familie näher zusammenrücken lassen“, betonte der Esslinger Verwaltungsvorsitzende. „Bürgermeister und Landrat sind eng beieinander.“ Die Zahlen zeigten, wie herausfordernd die Lage sei: Zu rund 8000 aktuell registrierten Flüchtlingen aus der Ukraine kämen 2000 aus anderen Herkunftsländern wie Syrien und Afghanistan. Das seien mehr als 2015/16, die Einrichtungen entsprechend ausgelastet. Heinz Einingers Fazit: „Wir können Krise.“ Trotz schwieriger Rahmenbedingungen sei in Lenningen in den vergangenen acht Jahren viel geleistet worden, die Gemeinde finanziell gut aufgestellt.

Gegenseitiger Respekt

Der Landrat bescheinigte Michael Schlecht außerdem, Dinge zusammenhalten zu können. Das beweise er als Vorsitzender des Gemeindetags-Kreisverbands mit 44 Kommunen. Er dankte dem Bürgermeister auch für sein anderweitiges nebenberufliches Engagement etwa im Verein für Naherholung Schwäbische Alb, im Verein „Unser Netz“, im Beirat des Naturschutzzentrums Schopflocher Alb und im Aufsichtsrat der Gigabit Region Stuttgart.

Landrat Heinz Eininger (links) gratuliert Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht zur Wiederwahl und überreicht ihm die Wahlprüfungsurkunde. Foto: Tobias Tropper

Die Verpflichtung von Michael Schlecht übernahm dessen zweiter Stellvertreter, Armin Diez. „Die Herausforderungen werden nicht kleiner“, sagte er. „Wir freuen uns auf eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ihnen.“

Eine von Höhen und Tiefen, aber auch von gegenseitigem Respekt geprägte Kooperation beschrieb der Personalratsvorsitzende André Koldrack. Offensichtlich sei in der Vergangenheit viel richtig gelaufen. Den Schluss zog er nach einem Blick in Daten des Statistischen Landesamts, wonach nur sechs Prozent der Bürgermeister für eine vierte Amtszeit gewählt werden. Für ein gutes Klima innerhalb der Verwaltung soll künftig eine Friedensblume sorgen, die er gemeinsam mit Personalrätin Heike Blüthgen an Michael Schlecht überreichte.

Lenningens zweiter stellvertretender Bürgermeister, Armin Diez, hofft, möglichst bald aus dem Krisenmodus zu kommen. Foto: Tobias Tropper

Der Bürgermeister dankte allen Lenningerinnen und Lenningern, die ihm ihre Stimme gegeben hatten. Wie bereits am Abend der Wahl machte er kein Geheimnis aus seiner Enttäuschung über den Ausgang. „Ein solches Ergebnis macht etwas mit einem“, sagte er nachdenklich. Er sicherte allen einen respektvollen Umgang zu. Diejenigen, die sich an seinem Auftreten störten,  müsse er aber enttäuschen. „Ich bleibe wie ich bin“, kündigte Michael Schlecht an. Er habe sich bemüht, das Ergebnis sachlich einzuordnen. Dazu gehöre für ihn die Frage, warum es nicht gelungen sei, das gemeinsam Erreichte rüberzubringen. Er zeigte sich überzeugt, die richtigen Projekte angestoßen zu haben. ​​​​​​​Manches, wie der „Lüxen“ in Brucken oder die ​​​​​​​Edeka-Ansiedlung in Unterlenningen werde aus „teils abenteuerlichen Gründen“ ​​​​​​​von außen aufgehalten. Mit Blick auf die vielen Ortsteile hob er hervor: „Wir können uns nicht alles sieben Mal leisten – weder finanziell noch personell.“ Für Michael Schlecht ist das auch eine Frage der Generationengerechtigkeit.

In acht Jahren viel erreicht

Die Lagerhalle für den Bauhof, die Sanierung der Alten Steige, der Foyeranbau der Sporthalle, der Start der Schulsozialarbeit an den Grundschulen, Kindergartenbauten, die Errichtung acht öffentlicher E-Ladesäulen und das Angebot zeitgemäßer Bestattungsformen auf allen Friedhöfen – in einer kaum endenden Liste verwies der Rathauschef auf das in den vergangenen acht Jahren Erreichte. All das sei unter „unglaublich schwierigen Bedingungen“ gelungen. „Wir mussten Kräfte in einer Form bündeln, wie wir das noch nie erlebt haben“, sagte er. Im Rathaus seien neun Vollzeitstellen nicht besetzt. Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisteten bezeichnete er als großartig.

Michael Schlecht versprach, weiter sein Bestes zu geben. Projekte seien das Scheufelen-Gelände, das Schaffen von Wohnraum im Lüxen, Schulen und Kitas – vor allem der Bau des Kinderhauses – sowie die Sanierung der Oberlenninger Ortsmitte. Er rief die Bürgerschaft dazu auf, sich bei der Gemeinderatswahl nächstes Jahr aufzustellen. Auch wenn das Bestreben, Einzelinteressen durchzusetzen immer größer werde, müsse das Gemeinwohl immer im Mittelpunkt stehen. „Ich freue mich auf meine Arbeit und Ihre Unterstützung“, so Michael Schlecht.