Weilheim · Lenningen · Umland
Letzte Ruhe unter Bäumen finden

Planung Der Neue Friedhof in Dettingen soll um eine neue Bestattungsform erweitert werden. Damit ist für einige Gemeinderäte der Bestattungswald auf dem Käppele vom Tisch. Von Iris Häfner

Der geplante Bestattungswald auf dem Käppele hat im vergangenen Jahr die Gemüter in Dettingen erhitzt und für eine Unterschriftenaktion gegen dieses Vorhaben gesorgt. Das Vorhaben scheint nun in weite Ferne gerückt zu sein. Stattdessen schlug die Verwaltung dem Gemeinderat eine „Bestattung unter Bäumen“ vor. Die Obstbaumwiese, die direkt an den Neuen Friedhof westlich der Aussegnungshalle angrenzt, ist bereits im Besitz der Gemeinde. Dort soll das Projekt realisiert werden. „Das ist eine interessante und nachgefragte Bestattungform. Deshalb haben wir zugeschlagen, als wir diese Fläche kaufen konnten“, erklärte Bürgermeister Rainer Haußmann.

Landschaftsarchitekt Harald Fischer stellte dem Gremium seine erste Planung vor. Unweigerlich kam man dabei auch nicht an dem wenig ansehnlichen Platz vor der Aussegnungshalle vorbei. Der rauhe Belag soll schon seit über 20 Jahren saniert werden, wurde aber ständig wegen dringenderer Aufgaben immer wieder hintan gestellt. „Das scheitert seit Jahren an den Kosten. Wenn es die Quadratur des Kreises geben würde, hätten wir das schon vor 25 Jahren gemacht“, sagte Rainer Haußmann.

Von diesem Platz soll sich ein Weg in einem eleganten Schwung durch die neue Anlage in Richtung Haupteingang schlängeln. „Es wird also ein Erschließungsweg dazukommen - und der Platz an der Aussegnungshalle sollte in die Neuzeit überführt werden“, erklärte Harald Fischer. Weil dort auch der Baum am Brunnen nicht wachse, habe er auch ein Grünkonzept gestartet. „Braucht es dort überhaupt einen Brunnen?“, fragte er in die Runde. Sein Plan sieht stattdessen ein geschnittenes Platanendach und ein Granitpflaster vor. Der markante Eingang sollte seiner Ansicht nach dagegen erhalten bleiben und nicht durch Parkplätze beeinträchtigt werden. „Ich würde an dem Eingangsensemble nicht rühren“, sagte er.

Linden werden gepflanzt

Die nicht zu unterschätzende Höhendifferenz auf der neuen Fläche muss der Planer in den Griff bekommen, außerdem will er den Blick zu den „schönen Obstbäumen“ nicht stören, seine Planung bei der Bestattung unter Bäumen „ist in die Landschaft hineingedacht“. Acht Bäume will Harald Fischer pflanzen, die dem Boden und dem Klima angepasst sowie langlebig sind, auch wenn sie nicht schnell wachsen: Ungarische Silberlinde, Krim-Linde, Brabanter Silberlinde - und Silberlinde.

Rund um einen Baum soll es aus Sicht von Harald Fischer nicht mehr als 20 Urnengräber geben. Sie werden gleich beim Bau angelegt. Dabei handelt es sich um eine Art Drainagerohre, die senkrecht in den Boden eingelassen werden. In ihnen ist Platz für maximal zwei Urnen. Linden sind Tiefwurzler, sie kommen also mit den 1,10 Meter tiefen Röhren nicht in Konflikt. Das System sorgt dafür, dass die sich Urnen im Lauf der Jahre auflösen können. „Das hat etwas sehr Tröstliches. Es bedeutet tatsächlich Asche zu Asche, Staub zu Staub“, erklärte der Planer. Auf die Rohre kommen nach der Bestattung Grabplatten mit eingravierten Namen, sodass problemlos mit dem Mäher über den Rasen gefahren werden kann.

Die Anlage bietet Platz für 160 Beisetzungsstellen mit maximal 320 Urnen. Die Größe der Bäume interessierte Rainer Haußmann. „Der Stammumfang sollte zwischen 20 und 25 Zentimeter sein. Dann sind die Bäume etwa fünf bis sieben Meter hoch, haben aber noch keine Krone. Zu groß sollten sie aber nicht sein, denn sonst haben sie beim Anwachsen Schwierigkeiten“, erklärte Harald Fischer.

„Damit ist für mich der Bestattungswald vom Tisch. Für die Dettinger Bürger brauchen wir den oben auf dem Käppele nicht“, sagte Andreas Hummel. Trotz angespannter Haushaltslage ist diese Lösung sein Favorit, auch wenn die Folgekosten in diesem Fall höher seien als beim Bestattungswald.

Dem stimmte Peter Beck zu. „Das ist eine sehr ansprechende Art, dem Wunsch in der Bürgerschaft nach naturnaher Bestattung Rechnung zu tragen. Die Stimme der Bevölkerung, die sich gegen den Bestattungswald auf dem Käppele ausgesprochen hat, wurde wahrgenommen“, freut er sich. Auch Petra Ernst findet diese Bestattungsform auf dem Friedhof eine wunderbare Lösung.