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Liedermacher greift tief ins Archiv

Musik Günther Wölfle hat seine besten Songs auf der CD „45 Jahre Schwobablues“ erstmals digital veröffentlicht.

Foto: pr

Kirchheim. Es ist fast wie das Blättern in einem alten Foto-Album. Nur eben musikalisch. Der Kirchheimer Liedermacher Günther Wölfle hat seine CD „45 Jahre Schwobablues“ veröffentlicht, man könnte sie auch „Best Of“ nennen oder einfach „seine Lieblingsstücke“. Da kommen beim Sichten und Auswählen der Zusammenstellung schon mal Erinnerungen und nostalgische Gefühle bei dem Musiker auf, selbst wenn er in seinem Job als Anwalt ansonsten eher nüchtern-rational gestrickt ist. „Es war ein richtiges Erlebnis, wieder bewusst wahrzunehmen, wie das damals mit richtiger Band im Studio war“, erzählt er fast schwärmerisch.

Damals, das waren die Jahre 1978 bis 1980. Es war die erste LP „I möcht so gern a Rockstar sei“, die er bei einem der großen deutschen Plattenkonzerne in Mainz produziert hat. Dann 1979 die Live-Produktion „I glaub i werd so langsam alt“, nur mit seinem Partner Harry Häusel zusammen, und 1980 schließlich seine „Goischderfahrer“ wieder mit Band. Und da finden sich unter den Musikern in Kirchheim bekannte Namen wie Günter Marek, Peter Garratoni und Werner Dannemann. Der hatte damals bei „Goischderfahrer“ seine erste Plattenproduktion, quasi als „sideman“ von Günther Wölfle. Alles Kirchheimer Musik-Geschichte und -Geschichten.

Auf jeden Fall gibt es nach all den Jahren jetzt erstmals eine Auswahl von Stücken dieser LPs in digitaler Form. Offensichtlich nicht nur Wölfles eigener Wunsch. „In den letzten Jahren fragten mich immer wieder Leute bei Auftritten, ob es meine früheren Platten auch auf CD gibt“, meint der 68-Jährige zu seinem Projekt.

Normalerweise wäre die Sache nicht besonders kompliziert. Man holt sich die Masterbänder aus dem Studio, digitalisiert sie - und fertig. Blöd nur: Diese Bänder sind verschollen. „Ich habe keine Ahnung, wo die abgeblieben sind. Ich hatte die auch nie“, bedauert Günther Wölfle den Umstand. Aber der Musiker hatte noch absolut neuwertige Exemplare seiner LPs im Keller, ungespielt und frei von Kratzern. Also ließ er diese analogen Vinyl-Schallplatten digitalisieren und seine „45 Jahre Schwobablues“ realisieren. Damit war natürlich jegliches Nachbearbeiten der alten Nummern unmöglich - kein „Remix“, kein „Remastering“ oder sonstiges akustisches Aufhübschen. „Das hätte ich aber sowieso nicht gemacht“, meint Wölfle zu dem Thema, „ich wollte es genau so, wie wir es aufgenommen haben.“ Und die Originale, das muss man anerkennen, klingen erstaunlich gut.

Die Fans seiner Musik finden auf der MP3-CD jedenfalls alles, was sie immer wieder gerne hören oder schon lange nicht mehr gehört haben. „Skatblues“, „Baggersee“ und „I sodd a Häusle hau“ sind dabei und natürlich „Yeschderday“, die Wölfle-Version des Beat­les-Klassikers, die längst schwäbisches Kulturgut ist. Ergänzt wird die Auswahl durch Günther Wölfles neuere Stücke von seinem letztjährigen Album „Live 2017“. 24 Titel sind es schließlich geworden, die hätten die Kapazität einer normalen Audio-CD gesprengt, deshalb hat er sich für MP3 entschieden. Ist für CD- oder DVD-Player aber kein Problem und zudem praktischer auf mobile Geräte zu übertragen.

Dass Günther Wölfle mit Herzblut bei der Sache ist, sieht man schon allein an der Gestaltung seiner „45 Jahre Schwobablues“. Alles sehr liebevoll gemacht, eine Metallbox, darin eine mp3-CD im „Look“ einer normalen Vinyl-Platte. Dazu ein Booklet mit Texten, Infos, Erinnerungen und alten Fotos. Ein echtes Sammlerstück für Fans von Mundart, Schwaben-Blues und dem knitzen Humor des Kirchheimer Kult-Musikers. Zu kaufen gibt es die CD auf seiner Internetseite www.güntherwölfle.de und in der Kirchheimer Buchhandlung Schöllkopf. Günter Kahlert