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Männerfreundschaft und Ehe drohen das Aus

Komödie Das „Tournee Theater Stuttgart“ hat mit einem kurzweiligen Stück in der Naberner Zehntscheuer gastiert.

Kirchheim. Szenen einer Ehe: Ada und Felix sind zwar nicht mehr ganz frisch verheiratet, aber eigentlich ganz glücklich. Doch nun lockt die Neugierde, die „Bestandsaufnahme“, der Ausbruch aus dem Ehe-Einerlei. Sie will von ihm wissen, wie viele Seitensprünge er sich während ihrer Ehe gegönnt hat.

Für ihn ist das eine provozierende Frage, die ihn nicht nur in Verlegenheit bringt, sondern auch in Rage versetzt. Schließlich gibt er jedoch zwölf, meist aber sehr kurze Beziehungen zu. Ada gesteht dagegen nur einen einzigen Seitensprung, der aber immerhin neun Monate andauerte.

Felix ist fassungslos über die Untreue seiner Frau und will als „gehörnter Ehemann“ alles über den Nebenbuhler wissen. Sie rückt den Namen jedoch nicht heraus und Felix tappt weiter im Dunkeln. War es womöglich sein bester Freund Erik, mit dem Ada regelmäßig Tennis spielt? Als dieser zufällig anruft, wittert der Betrogene seine Chance und lädt den Freund zum Mittagessen ein. Der unwissende Erik kommt und wird vom Betroffenen gehörig in die Mangel genommen. Weniger scheint es Felix dabei um die Wahrheit zu gehen, als um die Lust an einem positiven Befund. Er möchte in jedem Fall mit Erik befreundet bleiben. Zwar ist er auch verletzt, ihn treibt aber auch eine gewisse kriminalistische Neugierde. Ada hingegen agiert undurchsichtig: Sie stachelt ihren Mann immer weiter an, um sich gleich darauf wieder von dem Verdacht zu distanzieren.

Für den bescheidenen, vom Glück eher vernachlässigten Erik wird die Situation immer peinlicher. Irgendwie ahnt der Zuschauer, dass dieses Paar in seiner Ehe wohl von solchen „Spielen“ mit wehrlosen Dritten lebt. An diesem Nachmittag droht vieles zu zerbrechen: eine Männerfreundschaft und eine Ehe. Doch das Ergebnis bleibt seltsam offen, der Zuschauer erfährt letztlich nichts über die Konsequenzen der Konflikte, und die Ehe zwischen Ada und Felix bleibt bestehen.

Zwischen Wahrheit und Illusion

Die Komödie „Illusionen einer Ehe“ vom französischen Starautor Eric Assous lebt von Witz- und Wortgefechten und einer gewissen Dosis Melancholie. Überraschende Wendungen halten den Zuschauer bis zum Ende bei guter Laune. Die Themen Liebe und Treue, Freundschaft und Vertrauen, Wahrheit und Illusionen werden in ein „leichtfüßiges“, aber auch hintergründiges Theaterstück verpackt, das beim Publikum gut ankommt. Die drei Schauspieler Dorothea Baltzer (Ada), Klaus Ellmer (Felix) und Dirk Deininger (Erik) überzeugen in ihren Rollen und mit ihren feinen Charakterzeichnungen. Das „Tournee Theater Stuttgart“ bietet einen unterhaltsamen Abend mit Minimalausstattung und Maximalwirkung.

Eine allgemeingültige Antwort zum Thema kann diese Inszenierung allerdings nicht geben, vermutlich erhebt sie aber auch keinen Anspruch darauf. Dennoch zeigt sie glaubhaft typisch weibliche und männliche Verhaltensweisen und erinnert daran, dass man auch immer die Konsequenzen dessen tragen muss, was man selbst verursacht. Sicher scheint dabei, dass die Wahrheit vermutlich nicht immer das probateste Mittel ist, denn sie will ausgehalten sein.

Die Vorstellung war eine Kooperationsveranstaltung von „buefet“, Esslinger Initiative, Familienbildungsstätte und Zehntscheuer Nabern, die die Initiatoren der Aktion „Was Männer bewegt“ sind. Marlies Fitzner