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Mama-Fitness nach Känguru-Art

Sport Lea Seib aus Dettingen bietet Kanga-Training im Yoga-Studio an. Ihre Zielgruppe ist klar definiert, denn daran teilnehmen können junge Mütter mit ihren Kleinkindern als zusätzliches Übungs-Gewicht. Von Iris Häfner

Fotos: Carsten Riedl und Jean-Luc Jaqcues

Die Babys angeschnallt - und weiter geht‘s. Genau dieser Übungsstil ist das entscheidende Element für das Kanga-Training. Dieses Wort lässt einen nicht von ungefähr ein bisschen an ein Känguru denken: Das australische Beuteltier stand Pate für dieses besondere Fitnesstraining für Mutter und Kleinkind, denn die Kängurus haben schließlich von Natur aus ihren Nachwuchs sicher im naturgegebenen Beutel dabei, wenn sie durch den australischen Busch hüpfen. Diesem Vorbild getreu hat Nicole Pascher aus Wien vor rund zehn Jahren diese Fitnessform entwickelt. Die ehemalige Tänzerin, die in der Fitnessbranche tätig ist, wollte nach der Geburt ihres dritten Kindes wieder fit werden, doch die kleine Tochter wollte nicht so mitspielen, wie sich die Mutter das vorgestellt hat und einfach still neben der trainierenden Mama liegen - sondern im wahrsten Sinn des Wortes hautnah dabei sein.

Diese Idee gefiel Lea Seib aus Dettingen - selbst zweifache Mutter - so gut, dass sie diese Fitnessart nicht nur selbst anwenden, sondern auch andern nahebringen wollte. So machte sie sich auf den Weg nach Wien, denn Erfinderin Nicole Pascher legt bis heute Wert darauf, all jene persönlich kennenzulernen, die ihr Kanga-Training an die Frau bringen.

Beste Sympathieträgerin bei dieser Mission ist dabei die neun Monate alte Tochter Laura von Lea Seib. Ihre Mutter hat zur Schnupperstunde ins evangelische Gemeindezentrum auf den Guckenrain eingeladen hat. Die Matten liegen auf dem Boden, die meisten Kinder darauf, aber dem Bewegungsdrang bieten die flachen Gummiteile keine Grenzen. Mit großen, interessierten Augen verfolgen die Babys die Bewegungen ihrer Mütter - und eines nach dem andern machen sie je nach Alter mehr oder weniger synchron und gekonnt nach. Der Nachwuchs dient auch ohne Trage als effektives Trainingsgewicht. Die Kleinen werden auf die Schienbeine gelegt und nach oben gestemmt oder in die Luft geworfen, was jauchzendes Gequietsche zur Folge hat. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre, keines der Kinder fühlt sich unwohl. Auch die älteren Geschwister, die zwei Mütter dabei haben, sind ganz bei der Sache oder beschäftigen sich anderweitig.

Frau Seib du!Yoga-Studio

„Zu den Babys ausatmen - wenn sie noch da sind“, sagt Lea Seib nicht ohne Grund. Die kleine Laura kennt das alles schon und geht munter auf Entdeckungstour. Die fast gleichaltrigen „Krabbler“ interessieren sie weitaus mehr, als die sich ständig bewegende Mama, die mal hüpft, die Arme streckt, in die Hocke geht, sich dehnt, auf Zehenspitzen steht oder sonstige, alle möglichen Übungen zu fetziger Musik ohne jede Pause macht. Doch irgendwann ist Schluss mit der Kontaktaufnahme, wenn die Trage zum Einsatz kommt. Die schnallen sich alle Mütter um, und der Nachwuchs wird darin sicher versenkt. Die meisten wählen die Variante vorne, nur eine Frau trägt ihr Kind auf dem Rücken. Es ist schon größer, und auf diese Art und Weise lässt sich das Gewicht besser schultern. Jetzt ist also tatsächlich Kanga angesagt und die Kleinen werden als Trainingsgewicht eingesetzt. Das Tempo wird nicht langsamer, die Übungen gehen flott weiter. Wem das alles langsam zu viel wird, der darf natürlich die eine oder andere Runde aussetzen.

Es ist ein unkompliziertes Training. „Ihr könnt stillen, füttern, wickeln - alles kein Problem“, sagt Lea Seib gleich zu Beginn. Das ist gar nicht nötig, die Kleinen halten die ganze Zeit durch, nur einem Begleit-Geschwisterchen wird die Sache irgendwann zu fad, und es will die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Mama.

Frau Seib du!Yoga-Studio

Die Trainerin erklärt, was Kanga eigentlich ist, und macht gleich klar: Es ist keine Alternative für Rückbildungsgymnastik. „Wir machen nur die schrägen Muskeln, damit der Spalt, der durch die Schwangerschaft entsteht, wieder zugeht“, erklärt sie. Lea Seib war immer sportlich aktiv, weshalb sie nach der Geburt „wieder was machen“ wollte. Weil ihre Tochter immer auf dem Arm sein wollte, fand sie bei ihrer Internetsuche ein Kanga-Video - und war begeistert.

 

Info Ihren ersten Kurs bietet Lea Seib ab 27. März achtmal mittwochs von 9.30 bis 10.30 Uhr. Er findet statt bei „du!Yoga“, Leibnizstraße 9 in Kirchheim.

Was ist Kanga-Training?

Im Intervalltraining wird bei Kanga die Grundlagenausdauer aufgebaut und die tief liegende Bauchmuskulatur sowie die Muskulatur in Beinen und Po gekräftigt. Der Beckenboden wird geschont und mit speziellen Übungen gleichzeitig gestärkt. Abgerundet wird das Training durch einige Tanzchoreografien. Beim Training wird besonders auf die korrekte Trageweise der Babys geachtet.

Für Mütter mit Babys im Alter ab etwa acht Wochen eignet sich diese Trainingsform. Bis zum Kleinkindalter ist es machbar.

Ein Start ist möglich, wenn die gynäkologische Nachsorgeuntersuchung absolviert wurde und aus medizinischer Sicht nichts gegen das Training spricht. ih