Weilheim · Lenningen · Umland
Mammutprozess nimmt kein Ende​

Justiz 57-jähriger Geschäftsführer steht weitere elf Verhandlungstage vor der Wirtschaftskammer des Landgerichts.

Kirchheim/ Weilheim. Noch immer verhandelt die 16. Große Wirtschaftsstrafkammer am Stuttgarter Landgericht gegen den 57-jährigen einstigen Geschäftsführer eines in Kirchheim und Weilheim residierenden Druck-Unternehmens wegen besonders schweren Betrugs in Millionenhöhe, Insolvenzverschleppung und Gläubiger-Begünstigung. Ein für gestern erwartetes Urteil wurde nicht gesprochen.

Begonnen hat dieses Mammutverfahren am 10. Januar dieses Jahres mit insgesamt fünf Angeklagten, darunter der Steuerberater des Hauptbeschuldigten, der Finanzbuchhalter und zwei weitere mutmaßliche Firmenberater wegen Beihilfe der angeklagten Betrugsvorwürfe. Gegen sie ist das Verfahren allerdings aufgrund Geringfügigkeit schon vor Wochen gegen Zahlungen von Bußgelder an die Staatskasse eingestellt worden. Der 57-jährige Ex-Geschäftsführer des Unternehmens, das sich mit digitalen 3-D-Drucktechniken befasst, beteuert hinsichtlich des vorgeworfenen Darlehensbetrugs und der Insolvenzverschleppung seine Unschuld. Bei solchen Vorwürfen muss eine Absicht vorliegen. Dies nachzuweisen, daran arbeitet das Gericht noch. Unterdessen geben sich zahlreiche finanziell geschädigte Zeugen die Türklinke des Stuttgarter Gerichtssaals die Hand. Es geht, wie bereits berichtet, unterm Strich um weit über eine Million Euro Schaden, verursacht durch nicht zurückgezahlte Darlehen und angebliche verschwundene Gesellschaftsanteile. Der jetzt noch auf der Anklagebank sitzende 57-Jährige soll hohe Geldsummen seiner Geschäftspartner zweckentfremdet haben. Einen dieser geschädigten Zeugen fragte der Vorsitzende Richter der Strafkammer am gestrigen Verhandlungstag, ob er in das Unternehmen auch dann die Investition geleistet hätte, wenn er gewusst hätte, wie es um die Finanzen steht. Der Zeuge hatte sich laut seiner Bekundung von der angeblich einzigartigen Idee im Bereich des Color-Textildrucks überzeugen lassen und war auch als Geschäftspartner eingestiegen. Man habe Verträge geschlossen, wie die Maschinen ausgelastet werden müssen. Letztlich musste man einige der Druckgeräte verkaufen, um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.

Zur Sprache kam in dem Prozess auch ein offensichtlicher Mordanschlag gegen den Ex-Geschäftsführer, verursacht durch Manipulationen an den Bremsen seines Firmenfahrzeugs. Hierzu hat die Polizei intensiv ermittelt, bisher jedoch ohne greifbares Ergebnis, wie einer der Beamten sagte.

15 Verhandlungstage sind inzwischen aufgelaufen. Nach dem neuen Terminplan der Wirtschaftsstrafkammer sollen jetzt noch weitere elf Prozesstage hinzukommen – bis Ende Mai dieses Jahres, mit der Anhörung weiterer geschädigter Zeugen. Bernd Winckler