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Matthias Hiller will für die CDU in den Bundestag

Politik Der Nürtinger Stadtrat hat sich für eine Kandidatur im Wahlkreis Nürtingen beworben. 

Nürtingen. Der Mann ist vom Fach: Und so hat sich Matthias Hiller, Professor für Rechnungswesen und Steuerlehre, während der Corona-Pandemie zur steuerlichen Einordnung der Arbeit im Homeoffice geäußert. „Das war schon ausschlaggebend für meine aktuelle Bewerbung“, sagt der 39-Jährige, der seit 20 Jahren zu den Konstanten im Nürtinger Gemeinderat gehört. Gemeint ist die Kandidatur für die Bundestagswahl 2025. Hiller will für die CDU im Wahlkreis Nürtingen antreten. Bislang ist er der einzige Kandidat. Doch wie hängt seine Bewerbung mit einigen Pressemitteilungen zusammen, die er im Rahmen seiner Tätigkeit an der SRH-Fernhochschule in Riedlingen und in der Fachzeitschrift „Der Betrieb“ veröffentlicht hat? „Viele Arbeitnehmer hatten damals die Kriterien nicht erfüllt, weil sie eben keinen abgeschlossenen Raum hatten, der steuerlich absetzbar war“, erzählt Hiller. Der CDU-Stadtverbandvorsitzende kam damals zum Schluss, dass eine Pauschalregelung sinnvoll sei. Hiller versuchte seine CDU-Kanäle zu nutzen, um eine Umsetzung seiner Idee hinzubekommen. Doch das habe sich schwierig gestaltet. „Das muss schneller gehen und praktikabler sein“, sagt Hiller. Da verpuffe so vieles. Immerhin: Am Ende wurde die Homeoffice-Pauschale doch umgesetzt.

Welche Auswirkungen hat die Wahlrechtsreform?

Hiller will sich künftig als Bundestagsabgeordneter dafür einsetzen, dass solche Ideen schneller Wirklichkeit werden. „Das fachliche Rüstzeug bringe ich mit und auch beruflich bin ich gesattelt.“ Gemeinsam mit Jan Brodbeck leitet er die Steuerberatungskanzlei „Brodbeck & Hiller“ in Nürtingen mit derzeit 18 Mitarbeitern. Er sei in der jüngsten Vergangenheit mehrfach von Personen auf verschiedene Posten angesprochen worden, jetzt wieder als Nachfolger des langjährigen Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich. Der Jurist hatte sein Amt niedergelegt und ist seit Februar 2023 Geschäftsführer beim Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller. Noch ist aber freilich nichts entschieden. Wer schlussendlich für die CDU im Wahlkreis antritt, wird am 19. Juli bei der Nominierungsveranstaltung in Nürtingen geklärt. Selbst bei einem positiven Votum wäre der Einzug in den Bundestag nicht gesichert. Denn obwohl der Wahlkreis seit 1965 immer vom CDU-Kandidaten gewonnen wurde, könnte dieses Mal die von der Ampelkoalition im März beschlossene Wahlrechtsreform dem CDU-Bewerber einen Strich durch die Rechnung machen. „Das ist viel intransparenter“, sagt Hiller. Ziel der Reform ist es, den Bundestag zu verkleinern. Es soll künftig keine Ausgleich- und Überhangmandate geben. Die Folge: Unter Umständen könnte der Gewinner eines Wahlkreises es nicht in den Bundestag schaffen. Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen: So hat unter anderem die Unionsfraktion beim Bundesverfassungsgericht Klage gegen die Reform eingereicht.

Ein besonders Anliegen ist Hiller, dass die Gesetzgebungsverfahren weiterhin an der Praxis orientiert bleiben, sprich die Verbände miteinbezogen worden: „Das Heizungsgesetz war ein Hauruck-Gesetz, bei der diese Abwägung nicht stattgefunden hat.“

Wie er zu einer Zusammenarbeit mit der AfD stehe? Da im Gemeinderat 80 Prozent der Entscheidungen einstimmig fielen, lasse sich dort eine Zusammenarbeit wohl kaum ausschließen. Auf Bundesebene oder Landesebene sehe das anders aus: „Solange die AfD nicht verlässlich auf dem Boden der Verfassung steht, ist das nicht möglich.“ 

Hiller, der lange Jahre auch Fraktionschef der CDU im Gemeinderat war, ist seit 2007 im Bürgerausschuss Oberensingen aktiv. Dort ist der 39-Jährige gemeinsam mit Jürgen Geißler Vorsitzender des Gremiums. Eher ungewöhnlich ist sein Engagement als Kreisbeauftragter des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. „Meine Oma war eine Heimatvertriebe und sehr, sehr politisch“, sagt Hiller. Daher habe er schon immer einen Bezug zu diesem Thema gehabt.

Hiller hat vor einigen Tagen die CDU-Verbände im Wahlkreis Nürtingen über seine Ambitionen informiert. Und war dann doch selbst überrascht, dass sein Name jüngst beim Pressegespräch der Kreis-CDU genannt wurde. Nun will er das Gespräch mit den einzelnen Verbänden suchen: „Mir war es wichtig, frühzeitig Klarheit zu schaffen.“ Zur Gemeinderatswahl am 9. Juni wird er sich ebenfalls wieder aufstellen lassen. Sollte er in den Bundestag gewählt werden, hat er schon Vorkehrungen für seine Tätigkeiten an der Hochschule und in der Steuerkanzlei getroffen. Schließlich will Hiller dann in Berlin mit voller Kraft dafür sorgen, dass die ein oder andere gute Idee schneller zur Umsetzung kommt. Kai Müller