Weilheim · Lenningen · Umland

Mauerkunst trifft auf Tuschemännchen

Kunst Rainer Hoffelner und Joe Schönmoser zeigen in einer gemeinsamen Ausstellung Bilder des Lenninger Künstlers und Originalstücke der Berliner Mauer. Von Heike Siegemund

Politische Kunst: Hoffelner porträtiert Donald Trump mit Wildschweinschnauze (Bild oben). Auch auf manchen Mauerteilen finden si
Politische Kunst: Hoffelner porträtiert Donald Trump mit Wildschweinschnauze (Bild oben). Auch auf manchen Mauerteilen finden sich politische Statements (Bild links).

Es war ein Bericht im Teckboten im Juli 2018, der Rainer Hoffelner aus Oberlenningen aufhorchen ließ: 19 monströse originale Stücke der Berliner Mauer, jeweils zwischen drei und 4,6 Tonnen schwer, von Künstlern gestaltet und bunt bemalt, stehen im Hof von Joe Schönmoser in Albershausen. Was ist das für ein Mensch, der sich diese Kunst, dieses Stück deutsche Geschichte in den Hof stellt, fragte sich der Lenninger Künstler und kam schließlich zu dem Schluss: „Das muss ein cooler Typ sein.“

Ganz klassisch per Post nahm Rainer Hoffelner daraufhin Kontakt mit Joe Schönmoser auf und fragte an, ob er eine Privatführung erhalten könne. Der kunstaffine Sammler aus Albershausen war gleich offen dafür. Und so kam es zur ersten Begegnung der beiden Kreativen. Sofort war klar: „Die Chemie stimmt“, betont Joe Schönmoser.

„Ich bin relativ oft in Berlin. Dort muss man die Mauer ja fast suchen“, sagt Hoffelner. Dass gleich 19 der geschichtsträchtigen Teile im vergleichsweise kleinen Albershausen stehen, sei „einfach eine coole Nummer“, ergänzt er. „Mauer ist Pop Art - und das ist genau mein Style.“ Auch die Räume der Medienproduktionsfirma „take entertainment“ von Joe Schönmoser haben es Rainer Hoffelner vom ersten Augenblick angetan: „Der Eingangsbereich gleicht einem Atelier oder einer Galerie.“

Und in der Tat: Im Prinzip ist das gesamte Gebäude ein Kunstwerk. Es handelt sich um eine ehemalige Edeka-Filiale, die Schönmoser umgebaut hat. Hunderte Vasen, Kannen und Teller von Rosenthal, alles Unikate, wurden feinsäuberlich über- und nebeneinander in Regalen aufgestellt. Graffitis und weitere Kunstwerke, wie zum Beispiel ein großes, aus mehreren Einzelteilen bestehendes Bild mit der Aufschrift „Leading with Creativity“, zieren die Wände. Ein Flügel steht mitten im Raum. Alte Holzpaletten hat Schönmoser zu Sitzmöbeln und Tischen umgestaltet. Und dazwischen: Miniatur-Mauerstücke aus Porzellan von Rosenthal - bunt bemalt oder in schlichtem Weiß. Eines davon ist handsigniert von Michail Gorbatschow und stammt ursprünglich aus der Sammlung von Patrice Lux, der die Mauerkunst Anfang der 90er-Jahre ins Leben gerufen hat.

Umgekehrt stattete Joe Schönmoser Rainer Hoffelner in seinem Atelier einen Besuch ab - und verliebte sich gleich in seine Bilder. Die Vielfalt fasziniert ihn, das Filigrane, das personifizierte Malen. Die beiden sind sich einig: Die Mauerstücke von Joe Schönmoser und Rainer Hoffelners Kunst passen bestens zusammen - aus dieser Verbindung kann etwas Tolles entstehen.

„Was passiert, wenn zwei Kreative aufeinandertreffen?“, fragt Hoffelner, um sogleich die Antwort zu geben: „Bei uns wurde ein Kreativkomp(l)ott draus.“ So planen die beiden eine gemeinsame Ausstellung, die anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls am 9. November dieses Jahres vor und in der Medienproduktionsfirma von Joe Schönmoser in Albershausen steigen soll. Die Location hat dafür eigens einen neuen Namen erhalten: „Neu West Berlin Depot“. Geplant sind drei Events. Außerdem bieten Hoffelner und Schönmoser Führungen nach Vereinbarung an. Die Besucher können zum einen die Mauerstücke bestaunen, zum anderen stellt Hoffelner etwa 40 seiner großformatigen Bilder aus - auch solche, die er bei einer Ausstellung in Peking präsentiert hat.

In Albershausen zeigt Hoffelner Werke, die sein vielfältiges kreatives Schaffen widerspiegeln: unter anderem farbenprächtige Bilder, die je nach Blickwinkel den Farbton wechseln. Außerdem erdballähnliche Gebilde, ein Hirsch, auf moderne Art interpretiert, sowie Porträts von bekannten Persönlichkeiten. Gemalt hat er zum Beispiel Elvis Presley, Che Guevara und Johnny Depp alias Captain Jack Sparrow aus „Fluch der Karibik“. Während diese Porträts sehr ansprechend gestaltet sind, stellt Hoffelner auf einem anderen Bild Donald Trump wie ein Wildschwein dar. „Bei ihm ging das nicht anders“, sagt er. „Gleich daneben steht für mich Rock ’n’ Roll“, ergänzt der Lenninger und zeigt auf ein Porträt des Motörhead-Sängers Lemmy Kilmister. Alle seine Bilder erkennt man an Hoffelners Markenzeichen: seinen kleinen Tuschemännchen, die über die Bilder tanzen, springen und klettern.

Nach der Ausstellung mit Rainer Hoffelner plant Joe Schönmoser eine weitere Veranstaltung anlässlich 30 Jahre Mauerfall: In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Albershausen wird er seine Mauerstücke „nochmals separat inszenieren“. Details dazu will er jetzt noch nicht verraten.

 

Info: Ein Event zur Ausstellung findet am Freitag, 19. Juli, statt. Am Donnerstag, 3. Oktober, ist Finissage. Alle Veranstaltungen beginnen um 19 Uhr.

Berliner Mauer, Albershausen, Joe Schönmoser
Berliner Mauer, Albershausen, Joe Schönmoser
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
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Unter den Exponaten in Albershausen sind auch Werke, die in der Ausstellung in Peking zu sehen waren. Fotos: Heike Siegemund
Unter den Exponaten in Albershausen sind auch Werke, die in der Ausstellung in Peking zu sehen waren. Fotos: Heike Siegemund
Schönmosers Domizil ist ein Kunstwerk an sich.
Schönmosers Domizil ist ein Kunstwerk an sich.