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Mehr Freiheit für Häuslebauer

Plan für „Hofäcker IV“ sorgt in Notzingen für Diskussionsstoff

Gemeinsam mit der Firma Geoteck aus Kirchheim plant die Gemeinde Notzingen das neue Wohnbaugebiet „Hofäcker  IV“, das unmittelbar an das bestehende Wohngebiet im Bereich Sonnenweg-Fasanenweg-Hofackerweg im Westen von Notzingen anschließen soll. Die Vorstellung des Vorentwurfs für den Bebauungsplan sorgte im Ratsrund für Diskussionsstoff.

Notzingen. Der Vorentwurf, den Günter Baumann, Geschäftsführer von Geoteck, und Kristina Hinds, zuständig für die Bauleitplanung, bei der Sitzung des Gemeinderats im Gepäck hatten, fand noch nicht im Ganzen die Zustimmung des Gremiums. Im Zentrum der Diskussion standen dabei die momentan sehr genauen Vorgaben in Bezug auf die Gestaltung des künftigen Eigenheims. So sind derzeit beispielsweise ausschließlich Satteldächer mit 30 bis 40 Grad geplant, ebenso wie eine Farbfestlegung der Dachziegel im Bereich rot bis rotbraun. Die Gebäudefarbe selbst sollte weder tiefdunkel noch grellweiß ausfallen, und auch was die Pflanzgebote angeht, haben die Planer Vorgaben in den Vorentwurf eingearbeitet. So soll ein einheitliches Gesamtbild im Wohngebiet selbst, und eine optische Eingliederung in die übrige Gemeinde erzielt werden.

Eben diese Vereinheitlichung stieß bei den Fraktionen nicht so recht auf Gegenliebe: „Man sollte den Bauherren hier etwas mehr Spielraum lassen, das macht das Ganze lebendiger“, fand etwa Hans Prell (UKW) und sagte weiter: „Was macht es für einen Sinn, wenn ich die Ziegelfarbe vorschreibe und nachher vielleicht sowieso Solarplatten auf das Dach aufgebracht werden?“ Herbert Hiller (CDU) erinnerte an ähnliche Vorgaben in Sachen Dachfarbe im Baugebiet „Letten“: „Daran haben sich letztendlich 20 bis 30 Prozent nicht gehalten, passiert ist aber nichts.“ Auch die Beschränkung bei der Dachform oder die vorgegebenen Pflanzgebote sah Hiller kritisch: „Ich kann doch einem Häuslebauer nicht vorschreiben, welche Obstbäume er in seinem Garten pflanzen muss.“

Weitere Diskussionspunkte waren die Frage nach der Notwendigkeit einer Zisterne, eine ausreichende Straßenbreite, und genügend öffentliche Stellplätze, oder auch eine potenzielle Gefährdung durch nicht vorhandene Gehwege im größten Teil des Plangebiets. Herbert Hiller schlug vor, diese Details zunächst in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt nochmals zu beraten, bevor endgültig in der nächsten Gemeinderatssitzung am 11. April darüber entschieden werden soll. Der Vorschlag wurde seitens der Verwaltung und dem übrigen Gremium angenommen.

Umsiedlung von Eidechsen & Co.

Bevor das neue Wohngebiet „Hofäcker IV“ entstehen kann, müssen zuerst einige tierische Bewohner des Plangebiets umgesiedelt werden, allen voran zahlreiche streng geschützte Zauneidechsen. Zusätzlich zu den Zauneidechsen wurden Fledermäuse, Ringelnattern und einheimische Vogelarten im Rahmen einer artenschutzrechtlichen Prüfung dokumentiert. Siegfried Aniol von der Planungsgruppe Ökologie und Information aus Unterensingen, die mit einer Konzeption zur Errichtung von Ersatzbiotopen und der so genannten Vergrämung der Eidechsen beauftragt worden war, gab einen Ausblick auf die anstehenden Aufgaben. So müssen gleichwertige Lebensräume in unmittelbarer Nähe für die Tiere geschaffen werden, sodass die Tiere möglichst eigenständig dorthin gelangen können.

Im Oktober hat die Gemeinde Notzingen vor diesem Hintergrund die letzten, an das Plangebiet angrenzenden Grundstücke erworben, die für die Umsiedlung der Eidechsen sowie für die Oberflächenentwässerung notwendig sind. In einem nächsten Schritt soll im Rahmen einer Ausschreibung ein Landschaftsgärtner mit den notwendigen Arbeiten zur Schaffung von Ersatzleberäumen beauftragt werden. Dazu zählt etwa die Errichtung von Totholzhaufen, Erdhügeln und Steinansammlungen für die Eidechsen, das Anlegen neuer Gräben, das Aufhängen von Nistkästen für Vögel oder auch die Neupflanzung von Gehölzstrukturen, Hecken und Obsthochstämmen. Außerdem müssen neue Quartiere für die Fledermäuse entstehen, und die bestehenden Höhlen verschlossen werden. Diese Schaffung der Ersatzbiotope ist zeitnah im Frühjahr – möglichst im April und Mai – vorgesehen.

Voraussichtlich im Herbst soll dann mit der so genannten Vergrämung begonnen werden. Damit die Tiere bestenfalls von alleine in ihr neues Zuhause abwandern, wird ihr bisheriger Lebensraum auf der zu bebauenden Fläche mit Folie abgedeckt. „Zudem können Folienzäune zwischen dem Ersatzbiotop und dem Baugebiet aufgestellt werden, um die Tiere nach der Umsiedlung davon abzuhalten, wieder zurückzukehren“, erklärte Aniol. ke