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Mehr Wasser für die Lauter

Gemeinderat Strom aus Wasserkraft ist ökologisch. Wenn aber zu wenig kühles Nass im Lautermutterbett bleibt, leiden nicht nur die Fische. Das Bachbett wird deshalb in Dettingen naturnah ausgebaut. Von Iris Häfner

Die Lauter nach dem Gaulsgumpen, der im Hintergrund zu sehen ist. Foto: Carsten Riedl
Die Lauter nach dem Gaulsgumpen, der im Hintergrund zu sehen ist. Foto: Carsten Riedl

Fischaufstieg die Zweite: Der lange Arm der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie reicht bis zum Triebwerkskanal im beschaulichen Dettingen. Schon vor Jahren war die Durchgängigkeit der Lauter Thema, vor allem für die Wasserkraftwerksbetreiber, die in den Umbau investieren müssen. Einen ersten Entwurf gab es bereits im Jahr 2011. Der wurde in dieser Form jedoch von den zuständigen Behörden nicht akzeptiert. Nun liegt die neue Entwurfsplanung „Naturnahe Gestaltung der Lauter zwischen dem Naturdenkmal Gaulsgumpen und dem Wehr Berger/Hummel“ dem Gemeinderat vor.

Bevor es jedoch eine Förderzusage der Ämter gibt, muss die Genehmigung für das Projekt vorliegen. „Wir haben viele Jahre mit den Behörden die Planung besprochen. Jetzt geht es darum, von unserer Seite das Ganze zu finishen“, erklärte Bürgermeister Rainer Haußmann. Laut Sascha Arnold vom Büro Stadt Land Fluss ist der Entwurf nun so weit abgestimmt, dass einer Genehmigung nichts mehr im Wege steht. „Das Ziel ist ein Umbau in einen weitgehend unbeeinflussten Zustand. Aber es gibt viele Zwangspunkte“, begründete er, weshalb am Wehr lediglich naturnahe Bedingungen erreicht werden können, zumal menschliche Eingriffe per se nicht natürlich sind. Er will jedoch das Maximum an Ökologie erreichen.

„Es bleibt zu wenig Wasser im Lautermutterbett“, sagte der Planer zum Istzustand. Teilweise ist auf dem etwa 800 Meter langen Lauf parallel zum Kanal kaum oder gar kein Wasser im Bach. Ist die Planung umgesetzt, dürfen 140 Liter pro Sekunde nicht unterschritten werden. „Das ist für die Lauter sehr wenig, nicht mal ein Drittel bei Niedrigwasser“, verdeutlichte Sascha Arnold. Ein Drittel sind im langjährigen Mittel 180 Liter pro Sekunde.

Am Gaulsgumpen ist kein Eingriff geplant. „Naturstürze sind neutral“, erklärte der Planer. So gibt es quasi ein Leben vor der großen Naturtreppe und eines danach. Damit der Höhenunterschied nicht noch größer wird und sich das Wasser im Becken beruhigen kann, werden in dem tief in Schiefer eingeschnittenen Bachbett mehrere sich aneinanderreihende Becken aus Natursteinen eingebaut. „Diese Höhensprünge in der Niedrigwasserrinne sind für die Fische machbar“, ist der Ingenieur überzeugt. Damit diese Wasserinseln nicht austrocknen, hofft er auf eine starke Vegetationsstruktur, beispielsweise mit Röhricht. Auch Kleinstlebewesen können diese Hindernisse überwinden. Allerdings greifen starke Kräfte die Wasserbauwerke an, weshalb die schweren Steine tief im Flussbett verankert werden. „Wir sind aus meiner Sicht beim Maximum angelangt“, urteilte Sascha Arnold über die Planung.

Für die Renaturierung fallen Kosten in Höhe von rund 207 000 Euro an. Jeweils 36 500 Euro gehen auf das Konto der beiden Triebwerksbetreiber - Firma Berger und Gottlob Hummel. Auf die Gemeinde entfallen 134 000 Euro. Gemäß Förderrichtlinie Wasserwirtschaft bekommt die Kommune 85 Prozent der Kosten erstattet, das sind nach jetzigem Stand etwa 114 000 Euro.

Es gibt aber vom Regierungspräsidium noch keine Aussage, bis wann die Landesmittel bewilligt werden. „Erst wenn der Bescheid da ist, werden wir ausschreiben“, sagte Jörg Neubauer, Leiter der Haupt- und Finanzverwaltung. So bleiben noch 20 000 Euro, die Dettingen aus eigener Tasche berappen muss. „Diesen Betrag können wir mit dem Verkauf von Ökopunkten decken. Dadurch kann die Maßnahme finanzwirtschaftlich neutral für die Gemeinde umgesetzt werden“, führte Jörg Neubauer aus.

Huckepack wird die alte Wasserleitung, die an dieser Stelle unter dem Bachbett verläuft, miterneuert. „Die alte Gussleitung ist sehr spröde und kann durch die Schwingungen, die bei den Baumaßnahmen entstehen, Schaden nehmen“, erklärte Siegbert Spies vom Dettinger Ingenieurbüro infra-teck. Die neue Leitung wird in den Schiefer eingefräst und geht unter Lauter und Kanal durch. Die Kosten von 93 000 Euro muss die Gemeinde komplett selbst zahlen, dafür gibt es keine Fördergelder. Während der Bauzeit kommt Landeswasser in den Hausanschlüssen an.

Die Landeswasserversorgung schließt sich mit ihrer großen Leitung nicht der Maßnahme an und erneuert das Rohr nicht, weshalb diese Leitung die Grenze markiert: Rechts und links davon muss ein Bauabstand von drei Metern eingehalten werden.