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Meine Insel ist wieder in Sicht

Gesundheit In der Coronakrise ist der Alltag noch ein wenig anstrengender als sonst. Höchste Zeit für eine Runde Pilates am Bildschirm. Ein Erfahrungsbericht. Von Antje Dörr

Selbstversuch Pilates online-Kurs via Zoom in Coronazeiten
Selbstversuch: Pilates online-Kurs via Zoom in Coronazeiten. Foto: Markus Brändli
Selbstversuch Pilates online-Kurs via Zoom in Coronazeiten
Selbstversuch: Pilates online-Kurs via Zoom in Coronazeiten. Foto: Markus Brändli

Vor Corona war der Mittwochabend meine Insel. Eine Stunde Ruhe, Entspannung und Bewegung. Kein „Maaamaaaaaa!“, keine Apfelsaftpfützen auf dem neuen Parkett, keine Wäscheberge. Nur ich und meine Trainingsmatte. Und natürlich Anita Samardzic, die Pilates-Trainerin, mit den anderen Frauen. Aber die störten mich ja nicht. Im Gegenteil.

Selbstversuch Pilates online-Kurs via Zoom in Coronazeiten
Selbstversuch: Pilates online-Kurs via Zoom in Coronazeiten. Foto: Markus Brändli

Seit Corona ist Schluss mit Entspannung. Statt tief zu atmen möchte ich manchmal laut schreien, denn drei Kinder durch den Tag zu bringen, zu arbeiten und Haus und Garten halbwegs in Schuss zu halten, ist so anstrengend, dass ich kürzlich geträumt habe, ich persönlich hätte den Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt. Höchste Zeit für ein wenig Pilates. Natürlich nicht im Studio, denn Matte an Matte mit anderen tief ein- und auszuatmen, wäre momentan natürlich dämlich. Verboten ist es außerdem. Gott sei Dank gibt es Zoom. Ein kurzer Chat mit Anita Samardzic, der Inhaberin von Smart Fit Pilates, und meine Insel kommt wieder in Sicht.

Selbstversuch Pilates online-Kurs via Zoom in Coronazeiten
Selbstversuch: Pilates online-Kurs via Zoom in Coronazeiten. Foto: Markus Brändli

Kurz bevor es losgeht, parke ich die großen Kinder vor dem Fernseher. Das Baby schläft, der Mann bewacht das Baby-Phone. Meine Matte rolle ich im Schlafzimmer vor dem großen Fenster aus. Fünf Minuten, bevor die Pilates-Stunde beginnt, lässt Anita Samardzic uns in den virtuellen Raum hinein. Sie selbst befindet sich in ihrem Pilates-Loft im Kirchheimer Riethmüller-Areal. Ein kurzes Pläuschchen, und dann dürfen wir uns hinlegen. „Sind alle Laptops und Handys geladen?“, fragt Anita Samardzic. Einmütiges Nicken. Wir beginnen mit der Wahrnehmungsübung. Ich schließe die Augen und lasse mich von der Stimme der Trainerin durch die Übung führen. Draußen zwitschern die Vögel. Nach wenigen Minuten habe ich vergessen, dass ich mich zu Hause befinde und nicht im Pilates-Studio.

Die Übungsstunde läuft sehr konzentriert ab, denn damit wir Teilnehmer nicht ständig ins Bild kommen, haben wir uns stumm geschaltet. Zwischendurch ein paar Worte mit den anderen Frauen zu wechseln, entfällt also. Da mein Alltag aber ohnehin nicht arm an Worten ist, stört mich das heute nicht. Meine armen, untrainierten Muskeln freuen sich jedoch über ein wenig Ansprache. Roll-up - Roll-down, Mermaid, Säge, Double Leg Stretch - die meisten Pilates-Übungen sind mir noch im Gedächtnis. Anita Samardzic zeigt uns die Übungen auf der Matte. Während wir sie nachmachen, kommt ihr Gesicht ganz nah an den Bildschirm heran. Konzentriert kneift sie die Augen zusammen und korrigiert unsere Haltung.

Die Pilates-Stunde endet mit einer Entspannungsübung. Anita nimmt uns mit auf eine Traumreise - auf einem fliegenden Teppich. „Wenn wir schon nicht reisen dürfen“, sagt sie und zwinkert uns zu. Ich schließe die Augen und tanke Energie für die kommenden Stunden. Die kleine Flucht auf meine Insel hat gutgetan. Schön, dass die Anreise so unkompliziert war.