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Meinungsstark – ganz ohne Quote

Nachruf auf die „selbstbewusste Lokalmatadorin“ Hannelore Bodamer

Hannelore Bodamer anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Senioren-Tanzkreises im Jahr 2005.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques
Hannelore Bodamer anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Senioren-Tanzkreises im Jahr 2005.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Sie war eine Frau mit einer beachtlichen Karriere, mit enormer Einsatzbereitschaft zum Wohle der Gesellschaft und mit

einem großen Herzen: Hannelore Bodamer. Jetzt ist die langjährige CDU-Stadt- und Kreisrätin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes nach langer Krankheit im Alter von 84 Jahren gestorben.

Geboren im Magdeburg im Oktober 1930, kam sie als Hannelore Arnold nach Flucht und Vertreibung im Jahr 1945 nach Kirchheim. Die Region um die Teck hat sie fortan geprägt, und sie wiederum hat die Region geprägt. Denn nicht nur in der Familie hat Hannelore Bodamer eine bedeutsame Rolle gespielt: 29 Jahre lang war sie Stadträtin der Kirchheimer CDU-Fraktion und hat in dieser Zeitspanne drei Oberbürgermeister erlebt. Auch im Kreistag vertrat sie die Belange der Bürgerschaft. Dazu kamen zahlreiche weitere Betätigungsfelder wie zum Beispiel das Engagement im Vorstand der Lebenshilfe oder die Tätigkeit als Schöffin sowie als ehrenamtliche Richterin. Anlässlich ihres 65. Geburtstages wurde Hannelore Bodamer, auf deren Wahlprospekten stets die Berufsbezeichnung „Hausfrau“ stand, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Kreativ setzte sie sich in geradezu hochmoderner Weise für die Gesellschaft ein: Hannelore Bodamer pflegte das, was heute als „bürgerschaftliches Engagement“ gepriesen wird, aus vollster Überzeugung. So schuf sie beispielsweise Treffpunkte für verschiedene gesellschaftliche Gruppen, die dem städtischen Geschehen ihren Stempel aufdrückten. Dazu gehörte der Seniorentanzkreis, den die Musikfreundin 1980 ins Leben rief und lange Jahre leitete. Doch auch um die Jüngsten machte sie sich verdient, indem sie den alljährlichen Kinderfasching mitorganisierte.

Weder in den politischen Gremien noch in den Leserbriefspalten des Teckboten schreckte die meinungsstarke Stadträtin vor klaren Worten zurück. Im Jahr 2000 wurde sie gemeinsam mit Stadträtin Sybille Köber für 25 Jahre Einsatz im Ehrenamt ausgezeichnet. Oberbürgermeister Jakob bezeichnete die beiden bei diesem Anlass als „selbstbewusste Lokalmatadorinnen“ – und das zu einer Zeit ohne Frauenquote.

Hannelore Bodamer beschränkte ihr Wirken aber keineswegs auf Gremien. Sie pflegte intensiv das Gespräch mit den Menschen vor Ort, den Austausch beim Einkaufsbummel, das Schwätzle auf der Straße. Auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Kirchheimer Gemeinderat im September 2004 war sie häufig in der Fußgängerzone anzutreffen, ehe ihr eine schwere Erkrankung diese Wege unmöglich machte.