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Mentalist liest sich durch die Gedanken

Magie „TozTom“ aus Unterensingen war beim ersten abendfüllenden Auftritt im Kirchheimer Ochsengässle fehlerfrei im Gedankenlesen. Von Sabine Ackermann

Zeigte perfekte Magie, doch das Magische fehlte etwas: TozTom im Ochsengässle.Foto: Sabine Ackermann
Zeigte perfekte Magie, doch das Magische fehlte etwas: TozTom im Ochsengässle.Foto: Sabine Ackermann

Die Lokation ist klein, schmal, ungewöhnlich, aber auch gemütlich - das Ochsengässle. Rund 44 Zuschauer sitzen in bequemen Korbstühlen vor der Bühne, die so nah am Publikum ist, dass man sie zumindest aus der ersten Reihe mit der Hand berühren kann. Alle sind sie nur wegen eines Mannes gekommen, eines sehr großen und jungen Mannes, der Gedanken lesen kann: TozTom.

Nein, es ist nicht der Erfinder des Navigationsgeräts, das heißt ja TomTom. Es ist TozTom - „die wohl erstaunlichste Persönlichkeit, von der Sie bis jetzt noch nie etwas gehört haben“ - wird er in den sozialen Medien angepriesen. Klingt spannend - Gedanken lesen, wer will das nicht? Dann kommt er quasi aus dem „Hinterhalt“ durch den schmalen Mittelgang, berührt auf dem Weg zur Bühne wie nebenbei einen Zuschauer an der Schulter.

Dann steht er da - TozTom. Sieht sympathisch aus, weißes Hemd, moderner Blazer und, er sagt erst mal nichts. Blickt mit unbeweglichem Pokerface ins Publikum und plötzlich: „Du! Linke Hand nach oben, nicht mehr bewegen.“ Noch ein Schluck Wasser, dann die Vorstellung: „Ich bin TozTom, bin Gedankenleser. Und als Gedankenleser braucht man eine zweite Person, wer kommt freiwillig?“

Es sind im Laufe des Abends unter anderem Jens, Johannes, Jasmin, Jürgen, Pierre, Rolf, Ann-Kath­rin und Simone, die sich trauen, wobei TozTom allerdings nur Johannes als „teetrinkenden Psychopathen“ entlarvt. Dann dürfen sich zwei Probanden eine Zahl auf dem Würfel ausdenken, die der Mentalist mit dem kleinen Witz zwischendurch - die 7 zählt nicht - freilich alle errät. Und weil nur „Frau“ die Würfelzahlen rückwärts runterzählen muss, wird „Mann“ dafür unter Gelächter mit dem Aufsagen des Alphabets von „Z-A“ bestraft.

Anschließend kommt „Hello Kitty“ ins Spiel. Ist es Jens oder doch wieder Johannes, der die blasse Japan-Mieze nach seinem Gutdünken aufhübschen darf. „Mach den Deckel (Verschlusskappe) auf und male das Oberteil sowie Krone, Schärpe und Nase aus, sei kreativ“, bittet TozTom den Hobbykünstler - und außerdem, nach jeder Mal-Aktion die Stifte auf den Boden zu schmeißen. Selbstredend dreht ihm der Gedankenleser, während die Katze an Kolorit gewinnt, den Rücken zu. Und es ist immer wieder verblüffend: Am Schluss zaubert er aus einem Umschlag ein Kitty-Bild, das an allen vier Stellen die identische Farbe aufweist. Beifall folgt auf den Fuß.

Auch dass sich der Proband für den roten Stift in seiner Hosentasche entschieden hat, findet der 23-jährige Mentalist flugs heraus. Vor der Pause bekommen die Zuschauer noch eine Aufgabe. Männer schreiben einen Haushaltsgegenstand und ihr Hobby auf einen blauen Zettel, die Frauen hingegen eine für sie wichtige Person sowie ein Datum dazu auf rosarotes Papier. Alle Hinweise landen in einer Box. Später wird Jasmins Zettel gezogen, und auch dieses Geheimnis lüftet TozTom mit scheinbarer Leichtigkeit: Es ist Simone und das Datum war vor 1 469 Tagen, genauer gesagt ist es der 9. 4. 2013.

Etwas fehlt ihm noch

Thomas Sievering beherrscht die Technik des Gedankenlesens wirklich gut. Dies alles allerdings auch noch locker und emphatisch zu präsentieren, da ist noch Luft nach oben. Noch wirkt das Spiel mit dem Publikum etwas steif und langatmig. Doch TozTom steht ja auch ziemlich am Anfang. Vieles in der Show hat man schon gesehen, was fehlt, sind neue Impulse.

Wenngleich: Recht witzig war die Sache mit den zwei Buchstaben, die zu dem Wort gehörten, welches sich Pierre zuvor als Hobby ausgedacht hatte. Zu lesen waren S und X, und weil dazwischen wenig Platz war, konnte wohl jeder ahnen, was dahintersteckte. Dann stellte TozTom Fragen zu dem unfertigen Wort: „Ist das mit Geräuschen verbunden“, „Würdest du das gerne mal machen?“ Was für ein Spaß für die Zuschauer, als der Mentalist danach die Lösung „Saxofon“ offenbarte. Großer Respekt gebührt ihm für sein letztes Kabinettstückchen. „Das habe ich noch nie gemacht“, verkündet er, während eine Zuschauerin drei Papiertüten mit einem großen Nagel darunter hin und her schiebt. Auch der Mentalist mischt diese nochmals gründlich durch. Wieder ahnt man schon, was nun kommt - und tatsächlich: Mit geschlossen Augen und Schmackes haut er mit der flachen Hand auf die Beutel.

Und weil TozTom auch verborgene Dinge lesen kann, ist ihm nichts passiert.