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Messerattacke: „Die Tat bleibt im Hinterkopf“

Justiz Im Prozess wegen der Gewalttat an der Esslinger Katharinenschule sagte die Mutter des Mädchens aus.

Esslingen. Im Prozess vor dem Landgericht Stuttgart um die Messerattacke während einer Betreuung in den Pfingstferien an der Katharinenschule in Esslingen im Juni gingen die Zeugenbefragungen weiter. Auch die Mutter des verletzten Mädchens, das damals sieben Jahre alt war, sagte aus. Die Frau betonte, dass es ihrer Tochter gut gehe und sie die Tat verarbeitet habe. „Anfangs hatte sie immer ein mulmiges Gefühl, wenn sie junge Männer gesehen hat“, berichtete die 32-Jährige. Aber das habe sich gelegt: „Sie ist sehr stark.“ Es sei für das Kind eine große Beruhigung gewesen, als es erfahren habe, dass der Angreifer festgenommen worden sei. „Sie hatte sich Sorgen um ihre Freundinnen gemacht“, erzählte die Mutter. Die Rückkehr in den Unterricht sei kein Problem für ihre Tochter gewesen. Sie ist Grundschülerin an einer anderen Esslinger Schule. „Aber sie will nie mehr in eine Ferienbetreuung gehen“, so die Mutter.

Die 32-Jährige erzählte, wie sie ihre Tochter an dem schicksalhaften Tag abgeliefert hat. Sie habe sich noch gefreut, dass direkt vor der Schule ein Parkplatz frei gewesen sei. Gewundert habe sie sich darüber, dass die Eingangstür zur Schule völlig offen stand. Weil niemand zu sehen war, sei ihre Tochter vom Eingang aber alleine ins Untergeschoss zu den Betreuungsräumen gegangen. Minuten später sei sie dort mit mehreren Messerhieben von hinten schwer verletzt worden, als sie gerade dabei war, den Rucksack an die Garderobe zu hängen. „Der Nackenbereich wurde regelrecht zerhackt“, beschrieb der medizinische Gutachter in der Verhandlung am Mittwoch die Verletzungen. Schon auf dem Heimweg seien ihr Polizeiautos entgegenkommen, erzählte die Mutter im Zeugenstand. Dass die Streifenwagen auf dem Weg zu einer Bluttat an der Katharinenschule waren, sei ihr da nicht klar gewesen. Aber 20 Minuten nach dem Abliefern habe sie einen Anruf bekommen, dass ihre Tochter verletzt worden sei. Was genau vorgefallen ist, habe sie jedoch erst später erfahren, als Freunde ihr die erste Medienmeldungen zuschickten.

Das Mädchen habe bleibende Narben an Kopf, Nacken und der rechten Hand. Ihre Tochter hadere etwas mit ihren Haaren, die früher schulterlang waren und noch nachwachsen müssten, schilderte die Frau. Das Haar wurde dem Kind durch die Messerhiebe zur Hälfte abgetrennt, für die Operationen musste der Kopf dann ganz rasiert werden. An einigen Stellen am Kopf waren die Stiche mit dem Messer so tief, dass kleinere Stellen für immer kahl bleiben. „Die Tat bleibt im Hinterkopf, aber sie beeinflusst nicht unser Leben“, sagte die Mutter über die Situation ihrer Familie, zu der noch weitere Kinder gehören.

Der Angeklagte hatte am Abend der Tat Mitarbeiter der Freiwilligen Feuerwehr in Stuttgart-Uhlbach angesprochen, die die Polizei riefen. „Ich bin der Täter aus Esslingen, den sie suchen“, habe der Angeklagte damals gesagt. Das berichtete ein als Zeuge geladener Polizist. Der damals 24-Jährige habe ruhig gewirkt. „Er war sich über das Ausmaß seiner Tat offenbar nicht bewusst“, sagte der Beamte.

Bei der Durchsuchung seines Zimmers wurden ein kaputtes Handy und ein zerstörter Laptop gefunden. Der Angeklagte hatte es offenbar mit einem Hammer, der neben den Geräten lag, selbst zertrümmert. Im Schrank wurde der Reisepass gefunden. Die Seite des Passes mit seinen persönlichen Daten war herausgerissen. Petra Pauli