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Mit dem Rad von Kirchheim auf die Fildern

Mobilität Der Landkreis denkt über den Bau eines weiteren Radschnellwegs nach. Von ihm könnten Kirchheimer Radpendler profitieren. Von Sylvia Gierlichs

Der Radverkehr rückt immer mehr ins Bewusstsein auch von politischen Entscheidungsträgern. Wie kommt man sicher und schnell voran? Das wurde nun für einen Radschnellweg untersucht, der von Kirchheim bis nach Ruit führt und auf der Filderhochfläche verschiedene Abzweigungen beispielsweise nach Esslingen oder Neuhausen hat.

Die Studie, die vom Frankfurter Planungsbüro RV-K im Auftrag des Landkreises erstellt wurde, enthält mögliche Trassenverläufe für Radschnellverbindungen zwischen Stuttgart, auf die Fildern und Kirchheim im Hinblick auf Potenziale und Umsetzbarkeit. Bestandteil der Studie war auch die Beteiligung der Öffentlichkeit. Innerhalb von vier Wochen gaben 240 Personen 340 Vorschläge ab. Von Dezember 2021 bis Januar 2022 wurde das potenzielle Wegenetz befahren, ausgewertet und die Potenziale ermittelt. Daraus ergaben sich Vorschlagstrassen, wie Thorsten Zobel den Kreisräten erläuterte. Allerdings sind die Planungen noch am Anfang. Die tatsächliche Trassenführung soll mit den Kommunen noch intensiv erörtert werden.

Eine Vorschlagtrasse verläuft ab Kirchheim entlang der S-Bahn-Trasse bis nach Wendlingen. Doch Wendlingen und auch Köngen bereitet den Planern noch einiges Kopfzerbrechen. Denn die direkte Wegeführung durch Wendlingen, entlang der Landesstraße 1200, ist zu eng, um hier einen Radschnellweg unterzubringen. Um nach Köngen zu kommen sollen Radler deswegen über die Talstraße und die Spinnerstraße auf die Römerbrücke geleitet werden. Wie es dort weitergeht, ist noch nicht endgültig geklärt. Eine Option wäre die Römerbrücke, wo jedoch dem Autoverkehr Straßenraum abgezwackt werden müsste.

Eine weitere Option wäre es, über den Neckarbegleitweg und die Fußgänger- und Radlerbrücke und durch die Unterführung an der B 313 nach Köngen zu gelangen. Doch der Neckarbegleitweg, derzeit noch mit einem wassergebundenen Belag, müsste geteert werden. Und die Unterführung müsste ertüchtigt werden. All das ist Thorsten Zobel durchaus bewusst. Eine dritte Variante bezieht in Wendlingen die Unterführung am Bahnhof mit ein und führt dann über die Ulrichsbrücke auf die L 1200. Auch hier bedarf es gewisser Anpassungen.

In Köngen gibt es zwei Varianten, um auf den Radweg Richtung Denkendorf zu kommen: Der direkte Weg führt die Kirchheimer Straße hinauf. Hier teilt man sich den Straßenraum allerdings mit Autos und Lkws. Platz für Radfahrer kann, wegen der Bebauung dicht an der Fahrbahn, nicht geschaffen werden. Entscheidet man sich dafür, die Trasse unter der B 313 durchzufädeln, führt der weitere Weg durch die Unterdorfstraße und dann einmal quer durch Köngen bis zur Denkendorfer Straße, wo der Anschluss an den Radweg in die Nachbarkommune gegeben ist. Und auch hier gilt: Autofahrer müssen dann in der Unterdorfstraße zurückstecken. Denn kommt diese Variante, wird eine der vielbefahrensten Straßen in Köngen zur Fahrradstraße umfunktioniert. Für Autofahrer könnte dann gelten, dass nur noch Anlieger die Straße nutzen dürfen. Auch Busse sind erlaubt. Die Mindestbreite der Fahrbahn muss vier Meter betragen, sind Stellplätze vorhanden, muss die Straßenbreite 6,50 Meter betragen.

In Köngens Nachbarkommune ist es ähnlich. Auch hier führt die Trasse durch ein Wohngebiet, die betroffenen Straßen müssten dann zur Fahrradstraße umgewidmet werden. Peter Nester, CDU-Kreisrat aus Denkendorf, konnte sich das noch nicht so recht vorstellen. „Wir hängen noch am Lenkrad und nicht an der Lenkstange“, kommentierte Thorsten König, Leiter des Straßenbauamtes des Kreises diese Skepsis.

Auch in Richtung Kirchheim dürfte es durchaus etliche Radpendler geben. Hier allerdings hatten die Planer einen leichten Job. Über Wirtschaftswege führt hier der Radschnellweg zum Ötlinger Bahnhof und weiter zum Bahnhof in Kirchheim. In der Hahnweidstraße erfolgt der Anschluss ans städtische Radwegenetz.

 

Wer Radschnellwege baut, braucht einen langen Atem

In einem Rutsch wird der Radschnellweg nicht gebaut. Zu viel Abstimmungsbedarf gibt es mit den beteiligten Kommunen. Auch muss zunächst mit dem Land und den Kommunen geklärt werden, wer auf den Streckenabschnitten für Planung, Bau, Betrieb und Unterhaltung zuständig ist.

Umsonst wird es den Radschnellweg ebenfalls nicht geben. Die Kosten wurden mit etwa 16 Millionen Euro beziffert. Dennoch fand die Studie bei den Kreisräten des Ausschusses insgesamt viel Beifall. in den nächsten Tagen sollen die Kommunen die Studie zur Verfügung gestellt bekommen.

Die nächsten Schritte sind Vorplanung, Abstimmung mit den Kommunen, Kostenermittlung, Abstimmung der Finanzierung und eine Priorisierung. Geprüft werden muss, ob es Fördergelder gibt. Bis die Bagger rollen, müssen die Planungen abgeschlossen sein und Baurecht geschaffen werden. sg