Ja, richtig gelesen. Mit dem Wohnmobil nach Australien. Ans andere Ende der Welt. „Das sind dann etwa 35 000 Kilometer, bis wir in Darwin ankommen“, schätzt Hans Ruse. Ein halbes Jahr rechnet das Ehepaar, bis sie dort ankommen, die Tagesetappen betragen im Schnitt gut 180 bis 200 Kilometer. In Australien selbst wollen sie auch herumreisen. Wo es im Anschluss noch so alles hingeht, steht noch nicht fest. Neuseeland wäre eine naheliegende Option.
2016 sind beide nacheinander in den Ruhestand gegangen. Ab da ging es los mit den langen Wohnmobilreisen. Die erste führte das Ehepaar nach Südamerika - damals sind sie samt Reisegefährt mit dem Schiff angereist. Von Südamerika aus ging es die gesamte Panamericana bis nach Alaska. Ein Jahr lang waren sie unterwegs. „Davor waren wir auch schon gern auf Reisen, aber eben wie alle anderen auch maximal vier Wochen. Anders ging das mit dem Beruf ja nicht“, sagt Hans Ruse. Und nein, passionierte Camper seien sie auch keine gewesen, was man beim aktuellen Reisegefährt Wohnmobil vermuten könnte: „Überhaupt nicht, wir haben auf einer früheren Australienreise vor Ort mal eins ausgeliehen für ein paar Wochen, das war es dann aber auch.“
Vier Jahre alt ist ihr Wohnmobil, gut 100 000 Kilometer hat es mittlerweile auf dem Buckel. Bedenken, dass es auf so engem Raum etwas anstrengend werden könnte, haben die beiden nicht: „Natürlich muss man bei so einem Vorhaben harmonieren, sonst funktioniert das nicht. Das klappt aber gut“, sagt Almuth Ruse. „Man lernt bei dieser Art zu reisen vor allem, sich auf das Notwendigste zu beschränken. Da muss die Minimalausstattung an Kleidung und Haushaltsutensilien ausreichen“, fügt der Reiseprofi hinzu, „das ist wirklich eine tolle Übung.“
Wichtiger als Berge von Geschirr oder Kleidung seien eher praktische Dinge wie ein Wasserschlauch für den Motor oder auch ein großer Wassertank. „Wir können dank einer Solaranlage unseren eigenen Strom produzieren. Zusätzlich wurde außerdem eine weitere Hupe für Indonesien eingebaut - da wird vor allem viel gehupt, um im Straßenverkehr voranzukommen“, erklärt Hans Ruse. Ausreichend Ersatzreifen dabeizuhaben, sei ebenso unerlässlich. Transportiert werden diese auf dem Dach des Wohnmobils.
Wann und wie sie in gut einem Jahr die Rückreise nach Kirchheim antreten, stehe aktuell noch nicht fest, erzählen beide: „Eine Variante wäre, das Wohnmobil bis Russland verschiffen zu lassen, alternativ gleich bis Europa. Das wird sich dann zeigen, wir sind ja zeitlich ungebunden.“ Natürlich brauche man vorab einen groben Plan. auch alle organisatorischen Dinge, wie Visa, Versicherungen oder Autopapiere müssten geklärt sein.
„Ab Australien sind wir dann aber in der zeitlichen Planung ungebundener“, so Almuth Ruse. Ein schöner Nebeneffekt dieser Art zu Reisen sei es, dass man die verschiedenen Kulturen der Länder besser kennenlerne als auf kürzeren Trips, ebenso die wechselnden Landschaften und Klimazonen. „Man kommt außerdem mit so vielen Leuten ins Gespräch, ob das nun Einheimische oder andere Reisende sind.“ Da tausche man sich aus, etwa über besonders lohnende Zwischenstopps oder gute Standplätze fürs Wohnmobil.
Die vielen Eindrücke hält Almuth Ruse jeden Abend in ihrem Reisetagebuch fest, und ihr Mann sorgt für ausreichend Bildmaterial. So entsteht auch ihr Reiseblog, über den man die vielen Erlebnisse mitverfolgen kann.