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Mit dem Womo zu den Kängurus

Weltenbummler Almuth und Hans Ruse haben Großes vor: Ende März starten sie mit ihrem Wohnmobil vor ihrer Haustür in Nabern ans andere Ende der Welt. Ihr Ziel ist Australien. Von Katja Eisenhardt

Gut gerüstet: Die passenden Kopfbedeckungen und Reiseführer für den Australientrip sind parat.Foto: Katja Eisenhardt
Gut gerüstet: Die passenden Kopfbedeckungen und Reiseführer für den Australientrip sind parat. Foto: Katja Eisenhardt

Ja, richtig gelesen. Mit dem Wohnmobil nach Australien. Ans andere Ende der Welt. „Das sind dann etwa 35 000 Kilometer, bis wir in Darwin ankommen“, schätzt Hans Ruse. Ein halbes Jahr rechnet das Ehepaar, bis sie dort ankommen, die Tagesetappen betragen im Schnitt gut 180 bis 200 Kilometer. In Australien selbst wollen sie auch herumreisen. Wo es im Anschluss noch so alles hingeht, steht noch nicht fest. Neuseeland wäre eine naheliegende Option.

2016 sind beide nacheinander in den Ruhestand gegangen. Ab da ging es los mit den langen Wohnmobilreisen. Die erste führte das Ehepaar nach Südamerika - damals sind sie samt Reisegefährt mit dem Schiff angereist. Von Südamerika aus ging es die gesamte Panamericana bis nach Alaska. Ein Jahr lang waren sie unterwegs. „Davor waren wir auch schon gern auf Reisen, aber eben wie alle anderen auch maximal vier Wochen. Anders ging das mit dem Beruf ja nicht“, sagt Hans Ruse. Und nein, passionierte Camper seien sie auch keine gewesen, was man beim aktuellen Reisegefährt Wohnmobil vermuten könnte: „Überhaupt nicht, wir haben auf einer früheren Australienreise vor Ort mal eins ausgeliehen für ein paar Wochen, das war es dann aber auch.“

Vier Jahre alt ist ihr Wohnmobil, gut 100 000 Kilometer hat es mittlerweile auf dem Buckel. Bedenken, dass es auf so engem Raum etwas anstrengend werden könnte, haben die beiden nicht: „Natürlich muss man bei so einem Vorhaben harmonieren, sonst funktioniert das nicht. Das klappt aber gut“, sagt Almuth Ruse. „Man lernt bei dieser Art zu reisen vor allem, sich auf das Notwendigste zu beschränken. Da muss die Minimalausstattung an Kleidung und Haushaltsutensilien ausreichen“, fügt der Reiseprofi hinzu, „das ist wirklich eine tolle Übung.“

Wichtiger als Berge von Geschirr oder Kleidung seien eher praktische Dinge wie ein Wasserschlauch für den Motor oder auch ein großer Wassertank. „Wir können dank einer Solaranlage unseren eigenen Strom produzieren. Zusätzlich wurde außerdem eine weitere Hupe für Indonesien eingebaut - da wird vor allem viel gehupt, um im Straßenverkehr vo­ranzukommen“, erklärt Hans Ruse. Ausreichend Ersatzreifen dabeizuhaben, sei ebenso unerlässlich. Transportiert werden diese auf dem Dach des Wohnmobils.

Wann und wie sie in gut einem Jahr die Rückreise nach Kirchheim antreten, stehe aktuell noch nicht fest, erzählen beide: „Eine Variante wäre, das Wohnmobil bis Russland verschiffen zu lassen, alternativ gleich bis Europa. Das wird sich dann zeigen, wir sind ja zeitlich ungebunden.“ Natürlich brauche man vorab einen groben Plan. auch alle organisatorischen Dinge, wie Visa, Versicherungen oder Autopapiere müssten geklärt sein.

„Ab Australien sind wir dann aber in der zeitlichen Planung ungebundener“, so Almuth Ruse. Ein schöner Nebeneffekt dieser Art zu Reisen sei es, dass man die verschiedenen Kulturen der Länder besser kennenlerne als auf kürzeren Trips, ebenso die wechselnden Landschaften und Klimazonen. „Man kommt außerdem mit so vielen Leuten ins Gespräch, ob das nun Einheimische oder andere Reisende sind.“ Da tausche man sich aus, etwa über besonders lohnende Zwischenstopps oder gute Standplätze fürs Wohnmobil.

Die vielen Eindrücke hält Almuth Ruse jeden Abend in ihrem Reisetagebuch fest, und ihr Mann sorgt für ausreichend Bildmaterial. So entsteht auch ihr Reiseblog, über den man die vielen Erlebnisse mitverfolgen kann.

Die erste Womo-Tour führte das Weltenbummler-Ehepaar bis nach Alaska.Foto: pr
Die erste Womo-Tour führte das Weltenbummler-Ehepaar bis nach Alaska. Foto: pr

Die Reiseroute: 35 000 Kilometer von Kirchheim nach Australien

Die erste Womo-Tour führte das Weltenbummler-Ehepaar bis nach Alaska.Foto: pr
Die erste Womo-Tour führte das Weltenbummler-Ehepaar bis nach Alaska. Foto: pr

Bis Almuth und Hans Ruse im australischen Darwin ankommen, haben die beiden Kirchheimer eine spannende Reiseroute mit zahlreichen interessanten Stopps vor sich: In mehreren Tagesetappen geht es zunächst in die lettische Hauptstadt Riga. Von dort führt die Reise weiter nach Moskau. „Anschließend fahren wir Richtung Süden über Wolgograd bis zum Kaspischen Meer, nach Kasachstan, am Aralsee vorbei nach Usbekistan und dann weiter auf einem großen Stück der Seidenstraße. Letzteres war ein großer Traum von uns“, beschreibt Hans Ruse die Route. Via Kirgistan gelangen die Kirchheimer schließlich nach China. „Dort dürfen wir dann in jeder Provinz nur mit einem Guide fahren. Wir planen dafür sechs Wochen von Mitte Mai bis Ende Juni ein. Zwischendurch muss unser Wohnmobil sogar auf China zugelassen werden, und wir brauchen den chinesischen Führerschein“, erklärt Hans Ruse. Weiter geht‘s dann nach Tibet, wo sie einen Teil des östlichen Himalajas passieren, nach Laos, Kambodscha, das Mekong-Delta, Thailand und Malaysia bis Singapur. Es folgen Sumatra und Indonesien, per Inselhopping mit kleinen Fähren gelangen die Ruses samt Wohnmobil dann schließlich über Bali und Osttimor nach Darwin. Bereits zweimal waren sie für einen etwas längeren Urlaub auf dem fünften Kontinent, zu sehen gibt es dort aber nach wie vor genug, sind sich beide sicher. Innerhalb von vier Wochen wollen sie zunächst von Darwin bis nach Adelaide fahren.

„Insgesamt wollen wir mindestens ein halbes Jahr in Australien verbringen. Die Westküste steht auf jeden Fall auf dem Programm, ebenso wie Philip Island, wo man Pinguinkolonien beobachten kann“, zählt Almuth Ruse auf. Das sei dann ein Stopp, auf den sie sich besonders freue: „Das sind einfach so beeindruckende Tiere, wir haben sie schon auf unserer ersten großen Reise in Patagonien gesehen.“ Sorgen über etwaige Probleme auf der langen Reisestrecke macht sich das Ehepaar keine. Bislang sei noch immer alles gut gegangen. „Respekt habe ich ein wenig vor der Fahrt durch den tropischen Bereich, etwa in Indonesien. Gerade was die möglichen Krankheiten oder die Straßenbeschaffenheiten dort angeht“, sagt Almuth Ruse. Grundsätzlich sei es auf Reisen immer wichtig, achtsam und respektvoll zu sein. Sowohl was die Bevölkerung und Kultur der einzelnen Länder angehe, ebenso aber Punkte wie den jeweiligen Verkehr und seine Regeln: „Wir sind schließlich Gäste in den Ländern, durch die wir reisen.“ Für den Fall, dass man sprachliche Barrieren auch mit Englisch nicht mehr überwinden könne, hat Almuth Ruse einen guten Helfer im Reisegepäck: „Langenscheidts ‚Ohne Wörter-Buch‘ mit 600 Zeigebildern für Weltenbummler. Zur Not geht es auch mit Händen und Füßen.“

Info Den Reiseblog kann man im Internet unter www.hans­undalmuth.de verfolgen.eis