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Mit der Apotheke geht es weiter

Standortsicherung Das Ehepaar Nicole Belfiore und Erald Hasanbelli führt künftig die Jesinger Apotheke. Alle zwölf Mitarbeiter wurden übernommen. Von Katja Eisenhardt

Nicole Belfiore und Erald Hasanbelli legen großen Wert auf Beratung. Foto: Katja Eisenhardt
Nicole Belfiore und Erald Hasanbelli legen großen Wert auf Beratung. Foto: Katja Eisenhardt

Erst seit Dezember wohnen Nicole Belfiore und Erald Hasanbelli in Jesingen. Davor lebten und arbeiteten die beiden Apotheker in Friedberg bei Augsburg. Pharmazie studiert haben die gebürtige Italienerin und der gebürtige Albaner im italienischen Triest. „An der Uni haben wir uns auch kennengelernt“, erzählt das sympathische Paar.

Während für die 30-Jährige schon früh klar gewesen ist, dass sie einmal einen Beruf im medizinisch-pharmazeutischen Bereich ergreifen möchte, schwebte ihrem Mann erstmal eine Karriere als Profifußballer vor, wie dieser lachend berichtet. Stattdessen wurde es dann doch die Pharmazie. Beiden gefiel das sehr vielseitige Studium. Klar war auch: „Wir bleiben nicht in Italien, wir wollten zum Arbeiten ins nahe Ausland - nach Deutschland oder in die Schweiz“, erzählt das Ehepaar.

Nachdem sie Bekannte im relativ nahe gelegenen München hatten, schalteten sie eine Anzeige über die bayerische Landes­apothekerkammer. Mit Erfolg: Die Nachfrage nach Apothekern war groß. Einer, der sich meldete, hatte selbst in Italien studiert, man traf sich, verstand sich schnell gut. Er holte beide jungen Kollegen im Januar 2015 zu sich nach Friedberg. „Wir haben dann einen umfassenden Deutschkurs besucht und zunächst ein Praktikum gemacht. Im Oktober bekamen wir unsere Approbationsurkunden für Deutschland und konnten in unserem Beruf richtig arbeiten“, berichtet Erald Hasanbelli. In den vergangenen zwei Jahren war der 32-Jährige bereits Filialleiter in der Friedberger Apotheke. Seine Frau arbeitete zunächst ebenfalls in der Apotheke und wechselte dann für eine Weile in die Herstellung der Gudjons Homöopathie Manufaktur in Augsburg.

Als das Thema Selbstständigkeit aktuell wurde und das Paar sich informierte, wo Apotheken einen Nachfolger suchen, wurden sie auf die Jesinger Apotheke aufmerksam. „Für uns hat sie vom Standort, ihrer Größe und ihrem Konzept einfach prima gepasst. Wir wollten nie in die Großstadt. Der persönliche Kontakt zu unseren Kunden ist uns sehr wichtig und ebenso, dass gerade in kleineren Orten die Versorgung gesichert bleibt“, begründet Nicole Belfiore ihre Entscheidung.

Die ganzheitliche Betreuung und Beratung ihrer Kunden ist beiden Apothekern ein großes Anliegen. Das homöopathische Angebot ist dabei ein Bereich in der Jesinger Apotheke. Künftige Schwerpunkte sollen zusätzlich auf der Ernährung, Bewegung oder auch der Orthomolekularmedizin liegen. „Das Stichwort lautet Prävention. Die fängt für viele chronische Erkrankungen wie Diabetes schon im Kindesalter an. Wir wollen bei den Ursachen für die Erkrankungen ansetzen“, so Erald Hasanbelli. Der Schritt in die Selbstständigkeit sei schon ein Sprung ins kalte Wasser, sagt Nicole Belfiore, „da darf man aber einfach nicht zu lange überlegen und muss auch mal mutig sein.“

In Jesingen haben die beiden jungen Chefs ein eingespieltes Team hinter sich, was ihnen den Start am neuen Wohnort und in der neuen Position als Apotheker erleichterte.

Neue Herausforderungen für Apotheker

Bürokratische Anforderungen wachsen und machen auch vor der Jesinger Apotheke und ihren Mitarbeitern nicht Halt. Neue Datenschutzrichtlinien, Krankenkassen-Rabattverträge und die stetig zunehmenden Lieferengpässe von Medikamenten und der damit steigende Beratungsaufwand gehören zum Berufsalltag.

Ein weiteres Thema ist die Konkurrenz aus dem Internet. Einen Vorteil sieht das Jesinger Apotheker-Ehepaar in den Versandapotheken keinen: „Manches mag vielleicht günstiger angeboten werden. Zeit spart man aber keine. Wir liefern noch am selben Tag aus, wenn bis spätestens 16 Uhr bestellt wurde“, betont Erald Hasanbelli. Das geht schnell und einfach via Anruf oder per Smartphone mittels der App „callmyApo“, über die das Rezept als Foto direkt an die Apotheke geschickt werden und mit den Mitarbeitern per Chat kommuniziert werden kann, ab wann das Medikament abholbereit ist, ergänzt Nicole Belfiore. Dieser Service werde sehr gut angenommen und hat sich bereits bei Vorgängerin Petra Schwenk bewährt, wie diese auf Nachfrage berichtet.

In Bezug auf den Online-Handel spricht die 64-Jährige einen weiteren zentralen Punkt an: „Es fehlt dort komplett die umfassende Beratung durch das Fachpersonal. Die ist aber beispielsweise beim Thema Wechselwirkungen von Medikamenten sehr wichtig. Viele Kunden kennt man zudem schon seit vielen Jahren.“ 24 Jahre lang hat sie die Jesinger Apotheke geleitet, die insgesamt schon rund 50 Jahre besteht.

Dass sie rechtzeitig zu ihrem Eintritt in den Ruhestand junge, motivierte Nachfolger gefunden hat, freut die 64-Jährige sehr: „Da ging ein Wunsch in Erfüllung, denn für mich war ganz klar, dass es mit der Apotheke weitergehen muss. Hätte es mit der Nachfolge jetzt nicht so gut geklappt, hätte ich selbst noch weitergemacht.“ Damit der Standort auch künftig gesichert werden könne, sei es zudem wichtig, dass die Kunden auch weiterhin vor Ort in die Apotheke gehen, appelliert Petra Schwenk.eis