Auf dem Schlierbacher Wochenmarkt ist Marcel Völlnagel schon vielen aufgefallen. „Das ist einfach klasse, was er da in seinem Alter macht“, lautet das durchweg positive Urteil seiner Marktkollegen und der Kundschaft. Ein Schüler, der zwischen Wintergemüse und Marmeladegläsern vor Publikum drechselt? Weil Ende vergangenen Jahres landesweit die Weihnachtsmärkte nicht stattfinden durften, bereicherten eine Handvoll Anbieter von Selbstgemachtem im coronakonformen Wechsel ausnahmsweise das wöchentliche Marktgeschehen. Darunter war auch der 16-jährige Schüler aus Schlierbach, der von klein auf gerne mit seinem Papa im Garten und in der Natur war.
„Mit zehn Jahren habe ich mit dem Schnitzen angefangen“, erzählt Marcel. Eine Tätigkeit, die ihm Spaß bereitet und gut von der Hand geht. Mit der Zeit wurden seine Arbeiten immer anspruchsvoller. Über den Rohstoff brauchte er sich keine Sorgen zu machen: „Das Holz bekomme ich von Freunden und Verwandten, die haben einen eigenen Wald.“ Keine vier Jahre später entdeckte er für sich das Drechseln, eignete sich durch Youtube-Videos immer mehr Wissen über diese alte Handwerkskunst an. „Von meinem Konfirmationsgeld habe ich mir eine Drechselmaschine gekauft“, berichtet Marcel und ist froh, dass ihn seine Eltern voll unterstützen. „Die sind immer gespannt, wenn ich Neues ausprobiere.“ Das sind auch seine großen Schwestern, Jeannette und Jaqueline, von denen er eine mit seiner „selbst ausgedachten und gedrechselten Zuckerdose mit Löffel zur Verlobung“ überraschte. „Es gab natürlich auch schon einige Fehlversuche.“
Neben dem korrekten Einspannen des Werkstücks zwischen Spindelstock und Reitstock lernte der 16-Jährige außerdem schnell die Vorzüge und Nachteile der unterschiedlichen Holzsorten kennen: „Nadelholz wie Fichte ist weicher, da sieht man jeden Fehler.“ Entweder fertigt er Dekoratives wie Teelichter und Pilze, Nützliches wie Flaschenöffner, Gewürzmühle und Korkenzieher oder der Jahreszeit angepasste Tannenbäume, Schneemänner und Osterhasen: Die Liste seiner gedrechselten Produkte ist lang, um die 60 dürften es mittlerweile sein. Besonders viel Mühe gibt sich der junge Hobbyhandwerker beim Kinderspielzeug. Seine Babyrasseln und Autos behandelt er mit einer eigens dafür hergestellten lebensmittelechten Öl-Bienenwachsmischung. Für die Karosserie der Spielzeugautos, Puzzleteile und Tiere wie Igel oder Hund steht der Schüler zwischendurch auch mal an der Dekupiersäge. In jeder freien Minute lässt Marcel Völlnagel, gewappnet mit Schutzbrille und Hörschutz, in der hauseigenen Werkstatt im Keller die Späne fliegen - die Nachfrage nach seinen Produkten ist groß. „Ich nehme auch Auftragsarbeiten an“, sagt er selbstbewusst. Weiß er doch, wenn er in Dettingen seine Ausbildung als Zerspanungsmechaniker beginnt, bleibt ihm nicht mehr so viel Zeit.