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Mit Power ins Berufsleben starten

Start-up Hannah Schmid will Menschen dabei helfen, mit viel Schwung ins Berufsleben zu starten und dabei Erfüllung zu finden. Dabei spielen Leistung und Erfolg eine große Rolle. Von Irene Strifler

Für Hannah Schmid spielt Sport auch heute noch eine große Rolle, und zwar in der Freizeit. Sie kann daraus Motivation gewinnen.
Für Hannah Schmid spielt Sport auch heute noch eine große Rolle, und zwar in der Freizeit. Sie kann daraus Motivation gewinnen. Foto: Jean-Luc Jacques
Leistung kann Spaß machen. Das ist einer der Wahlsprüche von Hannah Schmid. Die 25-jährige hat ihre Wurzeln im Leistungssport und weiß daher gut, was Leistung bedeutet – und wie glücklich der Erfolg macht.

Erfolgsfreude“ heißt daher ihr Startup. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handle sich um eine Art Berufsberatung. Doch dahinter steckt mehr. Die junge Frau hat Psychologie studiert und will jetzt aus Menschen deren Stärken und Interessen herauskitzeln und ihnen damit in ein erfülltes Berufsleben verhelfen. „Ich bin durchaus leistungsorientiert“, betont sie immer wieder. So sucht sie mit ihren Kunden nicht „nur“ nach dem Sinn des Lebens, sondern ist auch auf ein beruflich erfolgreiches Leben aus.

 

„Wir sind beim Berufseintritt voller Energie - die gilt es zu nutzen.
Hannah Schmid über das Ideal, den Schwung des Anfangs langfristig mitzunehmen

 

Ihre Zielgruppe sind Schüler, Studenten, aber auch Spitzensportler auf der Suche nach weiteren Zielen. Es handelt sich um Angehörige ihrer eigenen Generation, einer Generation, die sich, wie sie selbst einräumt, eigentlich in einer luxuriösen Lage befindet: „Wir sind dank dem Wohlstand unserer Eltern abgesichert, haben oft schon die Welt bereist und keine Geldsorgen“, fasst Schmid zusammen. Doch wer die Wahl hat, hat die Qual. Viele können sich nicht entscheiden, finden ihren Weg nicht, empfinden mit Anfang zwanzig Sinnkrisen. In der aktuellen Pandemie-Situation fallen viele Wege, die junge Menschen zur Selbstfindung genutzt haben, weg, etwa Au-pair oder "Work and travel". Ein Coaching könnte dies ausgleichen, meint Schmid.

"Mach, was dir entspricht“, ist ihr wichtigster Rat auf dem Weg in die Berufstätigkeit. Viele machten aus ihrem Leben einen großen Kompromiss und schöpften ihr Potenzial nicht aus. Mit ihrem Startup hofft Hannah Schmid, viele junge Leute auf die richtige Schiene setzen zu können. Die Arbeit mit Menschen liegt ihr, hat sie nach Praktika in großen Firmen nach Studienabschluss herausgefunden. Sie will auf den Einzelnen eingehen, ihn ein Stück begleiten. In mehreren Gesprächen nähert sie sich mit ihren Kunden meist dem Kernproblem.

Die Startup-Gründerin hat selbst erfahren, wie es ist, nach langen Jahren des Leistungssports in ein Loch zu fallen. Schon als Sechsjährige begann sie ihre Karriere als Sportakrobatin und hatte eine durchgetaktete Kindheit. „Ich war quasi der Sport“, sagt sie rückblickend ohne Bedauern. Spät hat sie sich daher erst gefragt: Was kannst Du eigentlich noch?“ Dass jeder sein Potenzial hat, steht für sie außer Frage. Wichtig sei aber herauszufinden, wofür man brennt und wie sich das mit einem Beruf in Einklang bringen lassen kann.

Ihre Kunden will sie direkt gewinnen, denn dass ein großer Markt da ist, weiß sie aus eigener Erfahrung. Auch für Firmen dürfte es interessant sein, die besten Nachwuchstalente für ihr Unternehmen zu erkennen. Und schließlich könnte ein Coaching eine vielversprechende Geschenkidee für Großeltern sein, denn auch sie wünschen ihren Enkeln nichts mehr als Erfolg und Glück im Leben.

www.erfolgsfreude.com

„Dream big“ – auf der Suche nach Lebenszielen

Die Kirchheimerin Hannah Schmid ist 25 Jahre alt und hat jetzt ein Start up gegründet für Berufsanfäng
Auf der Suche nach Stärken und Zielen: Hannah Schmid mit Leo beim Coaching-Gespräch. Foto: Jean-Luc Jacques
Kirchheim. Leo sitzt am Tisch und überlegt. Der 19-Jährige muss die Frage beantworten, was ihm bisher im Leben gut gelungen ist. „Also in der Schule habe ich meine Note immer mit der mündlichen Leistung hochgezogen“, erinnert er sich. „Ganz klar, du bist stark in Kommunikation“, hakt Hannah Schmid ein. Sie führt mit ihm ein Coaching-Gespräch, und das beginnt eigentlich immer mit der Suche nach persönlichen Stärken.

Zunächst muss sie herausfinden, wo die Probleme ihres Gegenübers liegen, wo er gerade steht, wo sie ihn „abholen“ kann, wie man dazu heute sagt. Der Jura-Student berichtet, dass er eigentlich klarkommt im Studium. Aber: Was ihm fehlt, ist der letzte Kick, die Motivation, sich richtig reinzuhängen. Das führt zu Zweifeln an der Studienwahl. Lohnt es sich, das Studium fortzusetzen in der Hoffnung, sich später damit einer seiner Leidenschaften widmen zu können? Oder ist es vielleicht gar nicht das Richtige? Auf diese Fragen erhofft sich Leo eine Antwort – eine Antwort, die wegweisend sein könnte für sein ganzes Leben.

„Welche Tätigkeit soll dein Berufsleben umfassen?“ lautet eine der Fragen, die genauso gut bei der Berufsberatung des Arbeitsamtes gestellt werden könnte. Argumentieren, kommunizieren, präsentieren wird da genannt. Und: „Tägliche Routine wäre der Horror.“ Handwerkliche Tätigkeiten können nach diesem Schritt auch schon mal ausgeschlossen werden, dieser Kunde ist ein Kopf-Mensch. Ganz wichtig ist der Coachin bei der Suche nach persönlichen Vorlieben die „intrinsische Motivation“, also die Motivation, die aus einem selbst kommt, weil man etwas machen darf, was einem Spaß macht. Nur wer auf diese Weise motiviert ist, schafft es beispielsweise im Sport, sich unter Entbehrungen zu Höchstleistungen anzutreiben.

Auch der Blick in die ferne Zukunft gehört dazu, egal, wie jung der Klient ist. So muss sich der 19-Jährige selbst als Opa sehen, der vor seinen Enkeln eine Art Lebensbilanz zieht. Wie soll der Rückblick aussehen? – Eine Frage, deren Diskussion sich durchaus auch am heimischen Esstisch lohnt.

Schließlich geht es in dieser Stunde auch noch um Lebensmotive, die anhand von Farben als mehr oder weniger wichtig eingegrenzt werden. Danach kann die Psychologin schon ein ganz gutes Persönlichkeitsurteil abgeben. Neugier und Idealismus, aber auch der Wunsch nach Einfluss und auf der anderen Seite nach Beziehungen zu anderen Menschen filtert sie als wichtige Themen heraus. Eine gewisse Leistungsbereitschaft, die auch Auswendiglernen einschließt, erkennt sie ebenfalls. – Alles Dinge, die für ein generalistisches Studium, also beispielsweise Jura, keine schlechten Voraussetzungen sind und einem zumindest nichts verbauen.

Das hat Leo schon zuvor so überlegt und irgendwie gehofft. Sich bestätigt zu sehen, ist dennoch ein gutes Gefühl für den Studenten. Was ihm besonders gefällt ist die Tatsache, dass Hannah

Schmid sich glaubhaft gut in seine Situation versetzen kann, nicht zuletzt deshalb, weil sie noch nahe am Studentenleben dran ist und auch lange eine war, die den richtigen Weg für sich gesucht hat. Sie hat ihn jetzt gefunden. Leo ist ihm zumindest auch ein gutes Stück näher gekommen.   Irene Strifler