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Mit Vollgas gegen die Wand

Die Bestsellerautoren Matthias Weik und Marc Friedrich sprechen über den kommenden Crash

„Ich war ein Turbokapitalist“, sagt Marc Friedrich. Doch dann hat er in Argentinien vor Ort den Staatsbankrott erlebt – und wie die Menschen im Durchschnitt 70 Prozent ihres Vermögens verloren. Seit 2009 halten er und Matthias Weik warnende Vorträge über das Geld. So auch beim WUD-Unternehmertag.

Marc Friedrich (links) und Matthias Weik bei ihrem Vortrag beim WUD-Unternehmertag zum Thema „Der Crash ist die Lösung“. Foto: P
Marc Friedrich (links) und Matthias Weik bei ihrem Vortrag beim WUD-Unternehmertag zum Thema „Der Crash ist die Lösung“. Foto: Peter Dietrich

Kirchheim. „Schreiben Sie das doch auf“, forderten Zuhörer die beiden Finanzexperten auf. Die erste Auflage ihres Erstlings „Der größte Raubzug der Geschichte“ lag im Jahr 2012 bei schlappen 1 000 Exemplaren. Inzwischen folgte das Zweitwerk „Der Crash ist die Lösung“ – die Auflage der beiden Bestseller hat die 250 000 überschritten und es gibt Übersetzungen bis ins Chinesische.

Beim Unternehmertag des IT-Systemhauses WUD in Ötlingen zeigte sich, warum die beiden auch in den Medien so gefragt sind: Sie reden allgemein verständlich, nehmen kein Blatt vor den Mund und haben so manchen sarkastischen Spruch drauf. Was Politik und Notenbanken derzeit machen, beschrieben sie als Fahrt mit 220 Kilometern pro Stunde gegen die Wand, den Airbag ausgeschaltet. Was hat sich seit der Krise des Jahres 2008 positiv verändert? Das zeigte die nächste Folie, sie war komplett leer. „Okay, es gab Basel III und die Diskussionen über die Finanztransaktionssteuer“, räumten die beiden ein.

Von wem würde man schweren Betrug, Geldwäsche, Manipulationen des Rohstoffmarktes, Zinsmanipulationen, fehlerhafte Immobilienpfändungen, Verletzung von Sanktionen, illegale Transaktionen mit dem Iran und Libyen und andere Verbrechen erwarten? Nein, es ging nicht um die Mafia, das waren die Banken. Die Finanzindustrie habe sich außerhalb der Gesetze eingenistet und von allen Beschuldigungen freigekauft. „Es werden noch viele Skandale an die Oberfläche kommen“, sind Weik und Friedrich überzeugt.Staaten finanzieren sich nicht nur über Steuern, sie brauchen auch Kredite, deshalb sind sie von der Finanzindustrie abhängig. Selbst Deutschland mit seinem enormen Exportüberschuss baut keine Schulden ab. Wie sollen es da die Länder Südeuropas schaffen?

Für die Referenten steht fest, dass die Staaten ihre Schulden nie werden zurückzahlen können. Um sie zu beseitigen, gebe es nur drei Möglichkeiten: eine Hyperinflation, Krieg oder die Pleite. Das Problem bei Letzterem: „Nicht der Staat geht pleite, sondern seine Bürger.“ Weiter: Eine Währungsunion, die unterschiedlich starke Volkswirtschaften zusammenbinde, könne nicht funktionieren. Der Euro werde scheitern, derzeit werde auf Zeit gespielt. Ein mögliches Ende sei, falls Le Pen 2017 in Frankreich die Wahl gewinne und Frankreich aus dem Euro austrete.

Weik und Friedrich präsentierten viel erhellendes Zahlenmaterial, unter anderem von Eurostat und Querschuesse.de. Die Jugendarbeitslosigkeit ist in vielen Ländern erschreckend, in Italien ist die Industrieproduktion auf den Stand von 1986 zurückgefallen, in Frankreich brach die Pkw-Produktion in einem Jahrzehnt um rund 45 Prozent ein. In China haben sich die Schulden seit 2000 vervierfacht. Hinzu kommen dort eine Immobilienblase, Schattenbanken, Umweltverschmutzung, ein politisch unberechenbares Regime und eine Blase an den Aktienmärkten. „China wird eine harte Landung hinlegen.“

Auch in Europa drohe Übles. „Zypern war ein Testballon.“ In Italien gebe es bereits Zahlungsbeschränkungen für Bargeld. In Verbindung mit Bargeldverboten lassen sich zwangsweise Negativzinsen auf den Banken nicht umgehen. „Sie werden nicht an ihr Geld kommen, um es in ein Schließfach zu legen.“ Dank der vor gut zwei Jahren beschlossenen Enteignungsklausel (CAC) können europäische Staaten künftig die Rückzahlung von Staatsanleihen verweigern, der Sparer oder Inhaber einer Rentenversicherung mit solchen Papieren ist der Dumme.Die Gewinne wurden privatisiert, die Verluste sozialisiert, die Staaten haben für die Rettung der Banken bezahlt. Daraus folgte die Staatsschuldenkrise, für die Referenten die „Mutter aller Blasen“. „Beim nächsten Crash können die Staaten nicht mehr retten.“ Das Verfallsdatum ist für Weik und Friedrich ins System eingebaut, die Wand komme unvermeidlich näher.

Wie schütze ich mein Vermögen?

Tipps von Matthias Weik und Marc Friedrich: Keine Schulden machen, denn bei einer Währungsreform werden Guthaben und Verbindlichkeiten oft verschieden behandelt. „Schulden sind in der derzeitigen Situation grob fahrlässig.“ Auf keinen Fall ein Finanzprodukt kaufen, das man nicht versteht. Sachwerte sind besser als Papierwerte, sie können nie völlig wertlos werden. Nicht alles auf eine Anlagenklasse setzen, sondern diversifizieren, etwa in eine schuldenfreie Immobilie, Edelmetalle, Erneuerbare Energien, Grundstücke oder gesicherte direkte Beteiligungen. Bei Gold geht es nicht um eine Rendite, sondern um eine Art Lebensversicherung. „Wenn Sie das brauchen, dann haben alle ein Problem.“ Für minimale Zinsen die Haftung für den Ausfall einer Bank zu übernehmen, halten Weil und Friedrich für wenig sinnvoll. Regional verankerten Instituten geben sie den Vorzug etwa vor Direktbanken. Eine realistische Sicht bewahren: Wer es schaffe, beim Crash nur 30 Prozent abzugeben, zähle zu den Gewinnern. Denn die meisten verlören weit mehr. „Investieren Sie in Bildung, in Ihre eigene und die Ihrer Kinder“, empfehlen die Finanzexperten Matthias Weik und Marc Friedrich. „Wir brauchen mündige Bürger und Investoren. Und wir brauchen wieder Werte, Moral und Ethik.“ pd