Notzingen. Die Diskussion über die geplante Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in der Notzinger Ortsmitte hat im Gemeinderat für heftige Diskussionen gesorgt. Dass auf der Brache an der Ecke Ötlinger Straße/Hochdorfer Straße über kurz oder lang Häuser für Flüchtlinge gebaut werden, stand dabei nicht zur Debatte – auch wenn es bei der Abstimmung zwei Enthaltungen gab. Die Anregung, das Grundstück zur Verfügung zu stellen, war schließlich aus den Reihen des Gremiums selbst gekommen. Außerdem muss Notzingen – wie jede andere Gemeinde – Plätze zur Verfügung stellen. Appelle an die Bevölkerung, freie Häuser oder Grundstücke zu nennen, sind verhallt. Eine Prognose vom Juli geht davon aus, dass Notzingen im Jahr 2016 45 Plätze für Asylbewerber aus dem Boden stampft, außerdem 30 Plätze für die Anschlussunterbringung. Aktuell leben zehn Flüchtlinge in der Kirchheimer Straße.
Strittig war hingegen, ob die Gemeinde selbst eine Unterkunft errichtet oder ob sie das Grundstück an den Landkreis verpachtet, damit der dort bauen kann – auf die mögliche Gefahr hin, das Heft des Handelns aus der Hand zu geben. Bürgermeister Sven Haumacher scheiterte mit seinem Versuch, über diese beiden Optionen abstimmen zu lassen. Einige Gemeinderäte, darunter Herbert Hiller (CDU), Vera Morlock-Gommel und Hans Prell (UKW) fühlten sich zu schlecht informiert, um diese Entscheidung treffen zu können. Sie forderten mehr Informationen, zum Beispiel darüber, wie viel es die Gemeinde kosten würde, selbst zu bauen, oder welches Mitspracherecht die Gemeinde im Fall einer Verpachtung hätte.
Diskutiert wurde außerdem über die Frage, wie viele Flüchtlinge in der Notzinger Ortsmitte leben sollen. Laut Ulrich Muckenhaupt, der als Architekt beim Landratsamt arbeitet, könnten in zwei dreigeschossigen Modulbauten bis zu 100 Flüchtlinge unterkommen. Eine Zahl, die viele Gemeinderäte schockierte. „Wir müssen etwas tun, aber diese Zahl erschreckt mich“, sagte Rudolf Kiltz (CDU). „100 können es auf dieser Fläche nicht sein“, sagte Vera Morlock-Gommel (UKW). Rückendeckung erhielt sie von Herbert Hiller (CDU). „Man kann sich vielleicht über 50 bis 60 Plätze unterhalten“. Hans-Joachim Heberling (SPD) fände es besser, die Flüchtlinge dezentral unterzubringen, sieht die Sache aber realistisch: „Ich denke, es wird auf 100 Menschen hinauslaufen.“ Der Bürgermeister selbst hat mit der möglichen Größe der Unterkunft offenkundig kein Problem: „Ohne große Einrichtungen geht‘s nicht“, sagte Sven Haumacher. Der Vorteil sei, dass Flüchtlinge in großen Einheiten besser betreut werden könnten. Bei 100 Menschen werde sich ein Sozialarbeiter um die Asylbewerber kümmern. Laut Sven Haumacher ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. „Ich rechne damit, dass der Bedarf massiv ansteigen wird, und dass wir mehrere Hundert Plätze –auch dauerhaft – schaffen müssen“.