Mit 51 Kindern und Jugendlichen erlebt der Kirchheimer Musikpreis in diesem Jahr eine neue Blütezeit, sind es doch zwanzig Anmeldungen mehr als vor zwei Jahren. Für das Konzert der Preisträger hat die Jury eine interessante Auswahl getroffen. Diese sollte die ganze Bandbreite der Instrumente abdecken, alle Altersstufen berücksichtigen und besonders attraktive Werke aus dem Wettbewerb enthalten.
Gleich zu Beginn beeindruckt der zwölfjährige Saxofonist Francisco de Souza ganz ohne Begleitung mit sauberer Intonation durch alle Lagen in der Komposition „Snowball on the Rocks“. Zu den Jüngsten im Wettbewerb gehört der achtjährige Blockflötist Jonathan Marek Rau. Im Stück „Hard Line“ zeigt er mit pfiffigem Spiel Sicherheit und ausgeprägte Musikalität.
Leni Goeser trägt am Klavier mit weichem, schön abgefedertem Anschlag die Sonatine C-Dur Nr. 1 op. 55 von Friedrich Kuhlau vor. Sie gestaltet das frühklassische Werk mit der damals üblichen Terrassendynamik, also direkten Übergängen zwischen Forte und Piano und sensiblen Abphrasierungen.
Mit wohlklingender Stimme und guter Ausstrahlung bringt der dreizehnjährige Benjamin Fekete-Nester „Das Veilchen“ von Wolfgang Amadeus Mozart zu Gehör. Kammersänger Dietrich Fischer-Dieskau hätte freudig applaudiert! Anna Postenrieder spielt die Komposition „Roadrunner“ auf der Blockflöte und lässt mit spritzigen, virtuosen Passagen aufhorchen.
Als Kontrast hierzu steht mit dem achtzehnjährigen Simon Spittel ein typischer „Singer-Songwriter“ auf der Bühne, der die neue Kategorie Popgesang eindrucksvoll repräsentiert. Er hebt sich wohltuend ab von manchen singenden Möchtegern-Stars in Castingshows privater Fernsehsender. Mit hervorragender Gesangskultur und exzellenter Schlagtechnik auf der Gitarre präsentiert er „unplugged“ das Lied „Froh, dabei zu sein“ von Philipp Poisl und bekommt dafür viel Applaus.
Beifallsstürme erntet auch Joshua Hunter mit der „Fantasie über das Rondo der Klaviersonate A-Dur“ - Alla turca Jazz. Mozart wäre sicher beeindruckt gewesen, wie seine Sonate in nahtlosen Übergängen durch Synkopen angereichert zu einer Jazznummer mutierte. In den genial arrangierten Ragtime-Passagen mit der typischen Stride-Piano-Technik merkt man dem jungen Künstler seine Spielfreude an.
Die „Bagatelle für tiefes Horn und Klavier“ von Hermann Neuling bewältigen Martin Reiter und Leonie Sauermann trotz des hohen Schwierigkeitsgrades mit spielerischer Leichtigkeit. Die ausdrucksstarke Interpretation und technisches Können lassen erkennen, dass Martin Reiter ein Musikstudium anstrebt.
Johannes Henning ist der einzige Kontrabassist des Wettbewerbs. Wie er mit seinem Instrument geradezu verschmilzt, ist sehens- und hörenswert. Die weit ausladenden Melodiebögen gleichen dem sonoren Gesang einer Bass-Baritonstimme. Technisch souverän spielt er in allen Lagen, die rasenden Läufe und virtuosen Arpeggien in der Solokadenz lassen keinen Zweifel: Hier steht ein künftiger Berufsmusiker!
Bertram Schattel gibt mit seiner professionellen Klavierbegleitung den jungen Talenten perfekten Rückhalt für ihre großartigen Leistungen. Den Schlusspunkt setzt das Klarinetten-Quartett mit Feline Schinko, Hannah Schmid, Lena Sigmund und Luca Sigmund mit blitzsauberen Akkorden und schwungvollen Klängen in der „Sea Chanty Fantasy“.