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Nachts im ParlamentRandnotiz

Von wegen Politiker reden nur und tun nix. Die Möbel aus der eigenen Wohnung schleppen, mal eben kurz durchwischen und der Familie aus Syrien die Schlüssel in die Hand drücken. Undenkbar? Genau das geschieht in diesen Tagen im Nachbarkreis Göppingen. Die dortige Verwaltung hat offenbar entschieden, den Großen Sitzungssaal im Landratsamt als Notquartier für Flüchtlinge herzurichten. Im Hohenstaufensaal, der guten Stube der Göppinger Verwaltungszentrale, wo sonst das 60-köpfige Kreisparlament tagt, sollen ab Anfang Dezember Notbetten stehen. Gepennt wird im Plenarsaal, waschen und pinkeln auf dem Besucherparkplatz. Potzblitz. Ein starkes Stück fürwahr.

Die sogenannte Asyl-Task-Force unter Leitung von Landrats-Vize Jochen Heinz hat den Vorschlag am Mittwochmorgen offenbar ihrem Chef unterbreitet, und Landrat Edgar Wolff hat ohne lange zu überlegen zugestimmt. Ob man im Kreis Göppingen nun besonders pragmatisch veranlagt oder die Raumnot dort schlicht am größten ist? Womöglich beides.

Zweierlei ist gewiss: Das Staufermodell darf sich über bundesweit satte Schlagzeilen freuen und die Gestrandeten über eine warme Bleibe. Dabei behaupte keiner mehr, Beamte erzeugten nur heiße Luft.

BERND KÖBLE