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Nächster Halt: Dialogbushaltestelle

Gelegenheit zum Gespräch soll Unsicherheit und Angst aus der Welt schaffen

Kirchheim hat eine neue Bushaltestelle bekommen – die Dialogbushaltestelle „Insight“. An zentraler Stelle in der Fußgängerzone lädt sie jetzt Passanten zum Verweilen, Schwätzen und zum multikulturellen Austausch mit Flüchtlingen ein.

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker begrüßt die Mitreisenden im vollbesetzten Dialogbus.Foto: Carsten Riedl
Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker begrüßt die Mitreisenden im vollbesetzten Dialogbus.Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Die Stadt erstrahlt in der Vorweihnachtszeit in hellem Licht. Und seit Donnerstagabend strahlt sie noch ein bisschen heller: „Für mich ist es, als wäre eine Kerze aufgegangen“, sagte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker in ihrem Grußwort anlässlich der Inbetriebnahme der Dialogbushaltestelle „Insight“. Und sie freut sich, dass der eigens für die Eröffnung vorgefahrene, nagelneue Stadtbus „so voll ist“, denn der gut 40 Sitze fassende Bus war bis auf den letzten Platz besetzt.

Die kommunikative Haltestelle am stark genutzten Nebeneingang des Rathauses ist eine Idee des örtlichen Integrationsrates, dem die Oberbürgermeisterin dafür ihren Dank aussprach. Der Halt ist mit einem grünen Bushalteschild gekennzeichnet. Zwei Bänke bieten Platz zum Sitzen. Eine „Fahrplanauskunft“ mit einem vom Kirchheimer Künstler Christian Pomplun gestalteten Willkommensschild in allen möglichen Sprachen soll die „Bereitschaft fördern, mit Menschen direkt in einen Dialog einzutreten, sich kennenzulernen, Unsicherheiten und Ängsten zu begegnen“. Und sie ist dafür gedacht, die Flüchtlinge „willkommen zu heißen und ihnen eine neue Heimat zu geben, vielleicht auch nur für eine begrenzte Zeit“, sagte Angelika Matt-Heidecker. Nicht jeder lebe in Freiheit und Frieden. Dieses Glück könne nicht auf alle übertragen werden. Aber man könne etwas tun, um Menschen, die vor Bürgerkrieg und Terror flüchteten, hier willkommen zu heißen.

„Insight“ bietet Bürgern, Interessierten und ausländischen Ankömmlingen noch mehr, als die Möglichkeit zum Gespräch: An der „Fahrplanauskunft“ finden sie Aushänge zu Veranstaltungen und Treffpunkten in Kirchheim. Die „Bus“-Linie „Hilfe und Unterstützung“ zeigt zum Beispiel, welche Beratungsstellen es gibt. Die Linie „Sport“ informiert über das vielfältige Sportangebot der Stadt. Die Linie „Religion“ nennt Halte-Stellen kirchlicher Gemeinden oder Glaubensgemeinschaften der Stadt. Und die Linie „Kultur“ gibt einen Überblick über das kulturelle Leben in der Stadt.

Umrahmt wurde die Eröffnung von der Band „Die Wüstenblumen“. Die multikulturelle Gruppe – ihre Mitglieder stammen aktuell aus Afghanistan, Syrien, dem Irak, aus Italien, dem Lenninger Tal und aus Kirchheim – heizte den zahlreichen Anwesenden im Foyer des Nebeneingangs musikalisch ein, während draußen bei Temperaturen um die null Grad Celsius an der Dialogbushaltestelle erste Kontakte geknüpft oder alte vertieft wurden.

Bundesprogramm Demokratie Leben

Der neue Willkommensbereich ist im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ errichtet worden. Kirchheim ist ein Programmpartner im Bereich „Partnerschaften für die Demokratie“. Das Programm ist auf fünf Jahre angelegt. Pro Jahr gibt es für Projekte wie die Dialogbushaltestelle eine Förderung von 50 000 bis 65 000 Euro. „Mit den Mitteln wird auch ein Sozialpädagoge finanziert, der beim Kreisjugendring platziert ist“, erzählt die Oberbürgermeisterin. Unterstützt werden Projekte, die nicht in den Aufgabenbereich der Stadt ­gehören. Mehr zum Bundesprogramm gibt es im Internet unter www.demokratie-leben.de.cw