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Nähkunst: Eva Lauk aus Dettingen verwandelt alte Bettwäsche in Kleider

Nachhaltigkeit Die Schneidermeisterin Eva Lauk aus Dettingen zaubert mit ihrer Industrienähmaschine außergewöhnliche Kleidungsstücke und bietet regelmäßig Nähkurse an. Von Sylvia Horlebein

Eva Lauk ist Schneidermeisterin und Rentnerin, trotzdem sitzt sie mehrmals pro Woche an ihrer Nähmaschine und zaubert individuelle Mode für Jedermann. Dazu betritt sie weder Stoffgeschäfte, noch stöbert sie im Internet nach ausgefallenen Materialien oder Mustern. Lauk verarbeitet ausschließlich alte Stoffe. Bettwäsche, Tischtücher oder Unterkleider werden
 

Wichtig ist, das Alte zu bewahren! 
Eva Lauk

 

in ausgefallene Oberteile, Kleider oder Jacken verwandelt. Zwischen 50 und 150 Jahre alt sind die Stoffe, die sie dabei verwendet. Kaufen muss sie die Stoffe nicht, sie bekommt sie gespendet. Im ganzen Landkreis weiß man um ihre Leidenschaft, aus alten Dingen etwas Neues zu kreieren und so wird sie regelmäßig mit den Schätzen von Großeltern oder Urgroßeltern versorgt. Der große Kleiderschrank in ihrem Nähzimmer platzt aus allen Nähten.

Frau Eva Lauk näht Mode aus Bettbezügen und Co. Foto: Carsten Riedl

Laken, Kopfkissen, Bettdecken und Unterkleider stapeln sich und warten darauf, dass Eva Lauk ihnen neues Leben einhaucht. Dabei geht sie immer nach demselben Muster vor. Zuerst werden die Kissen oder Bettdecken mit den Händen zerrissen, danach wird das passende Schnittmuster aufgelegt und der Stoff zugeschnitten. Heften, Ketteln oder Unmengen von Stecknadeln benötigt sie dabei nicht.

Verwendet wird dabei jeder Zentimeter. Eva Lauk widerstrebt es, auch nur einen Zentimeter Stoff entsorgen zu müssen. So hat sich auch ihr Markenzeichen ergeben, die verarbeitete Knopfleiste. Diese findet sich häufig als Saum wieder, aber auch als Kragen hat sie die Knopflöcher schon verarbeitet. Die kunstvollen Lochstickereien oder Monograme werden ebenfalls eingearbeitet und wenn doch mal ein Rest übrigbleibt, wandert dieser in die große Kiste für die „Kirchenfenster“. Der religiöse Begriff steht für kleine quadratische Patchwork-Ecken, die in mühevoller Kleinarbeit hergestellt und dann zu Stoffbahnen verarbeitet werden.

Eine der Schatztruhen mit unendlich vielen, verschiedenen "Kirchfenstern". Foto: Sylvia Horlebein

Das macht sie abends vor dem Fernseher. Eva Lauk braucht immer eine Beschäftigung, und so hat sie immer hunderte der kleinen Kirchenfenster parat, um ein ausgefallenes Muster einzuarbeiten.

Auch wenn die Stoffe fast immer weiß sind, bringt Eva Lauk durch eigenes Färben Farbe ins Spiel. Auf der Kleiderstange im Nähzimmer hängt daher ein Regenbogen aus fertigen Kleidungsstücken, jedes Teil ein Unikat.

Das wissen ihre Kunden zu schätzen, die zumeist Stammkunden sind und immer wieder die Kleiderstange nach dem passenden Teil durchstöbern. Wer einmal nichts findet, der bringt einen Auftrag mit. So brachte eine Kundin einen alten Morgenmantel, den Eva Lauk jetzt in ein Kleid verwandelt.

Wer bei ihr einkauft, wundert sich über die sehr günstigen Preise. Ein Oberteil kostet 40 Euro, eine Jacke oder ein Oberteil mit Kirchenfenstern 50 Euro, ein Kleid ist schon für 70 Euro zu haben. Natürlich könnte sie weit mehr für ihre Handarbeit verlangen, aber darum geht es ihr nicht.

Ihr ist es wichtig, dass die alten Stoffe weiterleben. Die Menschen sollen in den Genuss der Qualität der fein gesponnenen Stoffe kommen, und sie macht es gerne. Aus diesem Grund gibt sie auch Nähkurse. Beladen mit Schätzen aus ihrem Kleiderschrank zeigt sie begeisterten Frauen, wie aus einem Tischtuch ein Rock wird, oder aus dem alten Unterrock ein süßes Top. Oft bringen Hobbyschneiderinnen auch eigene Stoffe und Ideen mit, wie Miriam Kuhn aus Dettingen. Die junge Frau besucht schon seit sechs Jahren die Nähkurse von Eva Lauk und spricht begeistert von den Möglichkeiten.

Nähen ist Eva Lauks Leidenschaft. Foto: Carsten Riedl

„Ich bin viel motivierter mit Eva“, schwärmt Kuhn, „mit ihr ist einfach alles möglich!“ So kam Miriam Kuhn zum letzten Nähkurs mit dem Schnittmuster für einen Jumpsuit, der erst durch die Änderungsvorschläge von Eva Lauk perfekt passte. Da spürt man die Leidenschaft und auch die Erfahrung. Lauk, die in den 1980er Jahren ihren Meisterbrief erworben hat, hat ein Auge dafür. Doch nicht nur für Änderungen und Lösungen, sondern auch für die richtige Größe. Sie erklärt, „wenn ich die Leute sehe, kann ich die Größe abschätzen.“ Mit diesem Auge hat sie schon mehrere Nähschüler vor Enttäuschungen bewahrt.

Nähkurse mit Eva Lauk werden in der Familienbildungsstätte angeboten: FBS Kirchheim

Für weitere Fragen und Informationen steht Eva Lauk gerne zur Verfügung: eva.lauk@t-online.de oder telefonisch unter
0 70 21/8 14 34