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Neues Lebensgefühl im Dorfkern

Diskussion Bei einer Infoveranstaltung der Initiative Notzinger Lädle tauschen sich die Betreiber des CAP-Marktes mit der Bevölkerung aus. Von Thomas Krytzner

Vor rund zwei jahren wurde der CAP-Markt in Notzingen eröffnet. Archiv-Foto: Markus Brändli
Vor rund zwei jahren wurde der CAP-Markt in Notzingen eröffnet. Archiv-Foto: Markus Brändli

Mit dem Beschluss der Gemeinderäte in Notzingen, den CAP-Markt zu fördern, fiel vor zwei Jahren der Startschuss für den Laden an der Hochdorfer Straße. Ziel des Marktes ist nicht nur der Profit, sondern auch die Förderung benachteiligter Menschen. Gleichzeitig ist der Laden mittlerweile für viele Notzinger und Wellinger zum Zentrum mit Einkaufsmöglichkeit, Bäcker und Metzgerei geworden. Am Anfang standen viele der neuen Einrichtung skeptisch gegenüber, heute gehört der CAP-Markt zum Dorf. Wie Klaus Korschinek, Bereichsleiter CAP-Märkte der Filderwerkstatt, bei einem Infoabend berichtete, waren zu Beginn knapp 3 500 Artikel im Sortiment vorgesehen, jetzt seien es rund 4 000. „Wir wickeln das Geschäft mit dem CAP-Markt in Ötlingen ab, da Edeka uns nicht direkt beliefert.“ Die Transporte werden entsprechend selbst ­organisiert.

Im Laden arbeiten vier Menschen mit Handicap 20 bis 39 Stunden in der Woche. „Je nach Möglichkeit der Mitarbeiter. Wir haben auch begleitende Maßnahmen und beschäftigen die Menschen in unserer Werkstätte in Dettingen.“

Eine deutliche Kritik gab es aus den Reihen der Kunden. „Das Gemüse ist mitunter nicht mehr frisch, und der Kassenautomat fällt öfters aus.“ Den Ladenbetreibern sind diese Umstände ebenso ein Dorn im Auge. Korschinek dazu: „Auf die gelieferten Produkte haben wir nur geringen Einfluss. An einem Tag bekommen wir einwandfreie Ware, und an einem anderen Tag stellen wir beim Auspacken fest, dass die Sachen nicht in Ordnung sind. Daran arbeiten wir mit der Geschäftsleitung.“

Umsatz reicht nicht ganz

Im Notzinger Markt gibt es einen Kassenautomaten, bei dem die Kunden ihr Kleingeld direkt in eine Öffnung legen. „Das geschlossene Kassensystem hilft unseren Mitarbeitern und schützt vor dem Griff in die Kasse.“ Er bedauert, dass dieses System öfters ausfällt und es dann zu Verzögerungen beim Kassieren kommt. „Hier haben wir keine zukunftsnahe Lösung, da wir an das System gebunden sind, und für eine zweite Kasse fehlt uns schlichtweg der Platz.“ Ein Bürger fragte nach den Umsatzzahlen. „Geplant war ein Umsatz von über 500 000 Euro pro Jahr. Dieses Ziel konnten wir bisher nicht erreichen, und wir subventionierten den Laden bisher mit 50 000 Euro jährlich.“ Klaus Korschinek gab aber auch zu verstehen, dass die CAP-Märkte zwar auch Gewinn machen sollen, im Vordergrund stehe aber die Eingliederung der behinderten Mitarbeiter. Der Bereichsleiter beklagt die fehlenden Parkplätze beim Markt. „Die Kunden wollen beim Einkaufen direkt zum Geschäft fahren, und da reichen unsere zwei Stellplätze vor dem Laden nicht aus.“ Der Idealfall sei, wie Korschinek betont, eine Durchgangsstraße und 60 Parkplätze.

Es gab noch weitere Vorschläge der Bürger: Zum einen könnten die Mitarbeiter im Markt einen Trageservice zum Bürgerbus anbieten. Auch der Lieferservice wurde angesprochen. Klaus Korschinek dazu: „Wir haben den Heimlieferservice im Angebot, aber wir bewerben diesen nicht, da dieser nicht gewinnbringend ist.“

Es gab auch viel Lob für den CAP-Markt. So bemerkte eine Stammkundin: „Wenn man einen Wunsch nach einem fehlenden Artikel äußert, wird dieser umgehend beschafft.“ Positiv zeigten sich die Kunden an der Diskussionsrunde auch über die persönliche Ansprache im Geschäft. „Man wird freundlich mit einem Lächeln empfangen und verabschiedet.“ Markus Vogt, Vorsitzender des Fördervereins der CAP-Märkte im Landkreis Esslingen, ist mit den ersten zwei Jahren seit der Eröffnung in Notzingen zufrieden: „Wir bekommen viele Komplimente für den Laden. Kunden und Mitarbeiter bedanken sich für das neue Lebensgefühl.“ Aber er mahnt: „Es gibt Dinge, die kann man nicht subventionieren.“ So verfolgen die Betreiber des Marktes weiterhin das Ziel, behinderte Menschen am Dorfleben teilhaben zu lassen.

Info Am Samstag, 1. Juli, steigt in Notzingen das Sommerfest des CAP-Marktes, gemeinsam mit der Arche und der Stiftung Tragwerk.