Das Pädagogenpaar ist schon immer gern individuell gereist. „Uns ist es wichtig, von einem Land nicht nur die touristischen Höhepunkte kennenzulernen, sondern vielmehr die dortigen Gegebenheiten und besonders die Entwicklungsmöglichkeiten für die Jüngsten. Wir wollen nicht nur die Oberfläche sehen“, sagt Wolfgang Kalmbach. So nehmen sich die beiden ausreichend Zeit, hinter die Kulissen zu blicken, besuchen Schulen und Kindergärten, um mit eigenen Augen zu sehen, woran es fehlt. „In Südafrika haben wir einen vollen Tag in den Townships verbracht, in China, Marokko und Ägypten Kitas und Schulen und im Amazonas-Regenwald eine Schule der indigenen Bevölkerung besucht“, nennt Wolfgang Kalmbach einige Beispiele.
2017 ging es für die beiden Notzinger dann erstmals nach Namibia. Vier Wochen verbrachten Ingrid und Wolfgang Kalmbach dort, zwei Jahre später erneut. Der Bezug zu Afrika besteht schon lange, Ingrid Kalmbach hatte früher ihren Onkel, der als Missionar arbeitete, in Kamerun begleitet. Zweimal war das Ehepaar in Südafrika. „Wir sind fasziniert von dem Kontinent. Aber alleine in Südafrika herumzureisen, ist nicht ungefährlich. Deshalb kamen wir auf die Idee mit Namibia, einem sicheren Reiseland, das wir auf eigene Faust erkunden wollten“, beschreibt Ingrid Kalmbach die Anfänge der Hilfsprojekte.
Vieles haben sich die beiden bei den Reisevorbereitungen vorab angelesen, so richtig wurde ihnen die Realität aber erst vor Ort bewusst, etwa durch die Treffen mit Lore Bohm. Die Gymnasiallehrerin wanderte vor vielen Jahren aus und betreibt in einem Armenviertel von Swakopmund im Westen Namibias fünf Kindergärten, kümmert sich um die Familien und sorgt mit ihrem Projekt „Kleine Engel“ für die dringend notwendigen Sponsoren, Förderer und Unterstützer. „1990 wurden in Namibia alle staatlichen Kindergärten privatisiert. Das können sich die armen Familien nicht mehr leisten. Dazu kommt, dass viele Kinder noch heute weitgehend mit einer der 22 Stammessprachen aufwachsen.
Um überhaupt eine Chance auf Bildung zu haben, ist es aber wichtig, dass sie vor dem Schulbesuch die Unterrichtssprachen Englisch oder Afrikaans lernen“, schildern Ingrid und Wolfgang Kalmbach die Situation vor Ort und die damit verbundene Gefahr, dem Armutskreislauf nicht entkommen zu können. Lore Bohm engagiert sich zudem für die behinderten Kinder, die von den Familien oft geradezu weggesperrt werden. 2019 eröffnete sie mit „C·H·A·I·N (Children with Handicaps)“ den ersten Kindergarten für Kinder mit Behinderung in einem der größten Townships vor den Toren Swakopmunds.
Ein weiteres Hilfsprojekt, das von den Kalmbachs unterstützt wird, gibt es in Mayana im Norden Namibias. Dort gibt es eine Lodge mit einer Vorschule für die Bauernkinder, zugleich wird die ländliche Bevölkerung vor Ort unterstützt. „Eigentlich ist Namibia ein reiches Land. Es verwundert daher, dass es auf Platz zwei der Länder mit der größten Ungleichheit bei der Einkommensverteilung liegt. Das große Problem ist die allgegenwärtige Korruption“, erklärt Wolfgang Kalmbach.
Die Corona-Pandemie erschwert das Leben in Namibia zusätzlich: Touristen bleiben seit einem Jahr aus, Armut und Kriminalität nehmen zu. Ein neuer wichtiger Punkt der Namibia-Projekte sind seither die Lebensmittelhilfen, sagt Wolfgang Kalmbach. 200 Kita-Familien werden von Lore Bohm mit den wichtigsten Nahrungsmitteln versorgt. In Mayana dasselbe Bild, die Spendengelder fließen in die Versorgung der Familien, deren Einkünfte komplett weggebrochen sind. Dazu hat eine Heuschreckenplage die Ernte vernichtet. „Es geht um die Hilfe zur Selbsthilfe, auch wenn das teils ein langer und beschwerlicher Weg ist“, erklärt Ingrid Kalmbach. So wurde etwa Land gekauft, damit ein Brunnenbau möglich und so die Infrastruktur in den Dörfern verbessert wird.
Infos zu aktuellen Projekten gibt es unter https://www.online-kalmbach.de/namibiaprojekte/