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Nistkästen für bedrohte Vogelart

Rings um die Teck werden mit GPS verortete Bruthilfen für den Wiedehopf aufgehängt

Der Wiedehopf muss die Menschen seit alters her fasziniert haben. Im alten Ägypten zierte sein Bildnis die Wände von Tempeln und Gräbern, und im sechsten Buch der Metamorphosen des Ovid verwandelt sich der Thrakerkönig Tereus in einen Wiedehopf. Heute zählt er zu den gefährdeten Tierarten, deren Vorkommen im Landkreis mithilfe eines Nistkastenprojekts gefördert wird.

Helmut Dolde, Petra Bernert und Corina Schweikardt (von links) wollen den Wiedehopf bei seiner Wiederansiedlung gezielt unterstü
Helmut Dolde, Petra Bernert und Corina Schweikardt (von links) wollen den Wiedehopf bei seiner Wiederansiedlung gezielt unterstützen.Foto: Daniela Haußmann

Kreis Esslingen. Rund 50 Nistkästen werden derzeit im Kreis Esslingen im Bereich des Biosphärengebiets Schwäbische Alb und damit auch auf den Gemeindeflächen rund um die Teck an den Innen- und Außenwänden von Gartenhäuschen angebracht, um die Ansiedlung von Wiedehopf-Brutpaaren gezielt zu unterstützen. Gefördert wird das Projekt mit einer Gesamtsumme von 6 000 Euro, das zu 70 Prozent vom Biosphärengebiet Schwäbische Alb und zu 30 Prozent vom Landratsamt Esslingen über eine Laufzeit von zwei Jahren finanziert wird.

Die Nistkästen werden mit einem GPS-Gerät digital verortet, sodass für jeden Nistkasten die genauen Standortkoordinaten vorliegen, die in einer digitalen Karte erfasst werden, erklärte Corina Schweikardt, Geografin vom Landratsamt Esslingen, beim offiziellen Aufhängtermin in den Neuffener Weingärten. Die moderne Technik unterstützt laut Petra Bernert, Leiterin des Biosphärengebiets Schwäbische Alb, die Bestandsaufnahme im Rahmen des Brutplatzmonitorings, das vom NABU Neuffen-Beuren und der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck geleistet wird.

Die Ehrenamtlichen notieren, wann, wo und mit welchem Erfolg der Wiedehopf in einer der Nisthilfen gebrütet hat, ergänzt Petra Bernert. Die Beobachtungen und Erkenntnisse werden in der Online-Datenbank für die entsprechenden Standorte vermerkt, um die im Zuge des Projekts erzielten Fortschritte bei der Wiederansiedlung des Upupa epops zu dokumentieren.

„Wenn sich he­rausstellen sollte, dass die Kästen in einem bestimmten Gebiet nicht angenommen werden, obwohl die Vogelart dort gesichtet wurde, kann der Versuch unternommen werden, mit Landschaftspflegemaßnahmen den Zustand offener Flächen so zu optimieren, dass die Brutattraktivität für den Wiedehopf am Standort steigt“, sagt Corina Schweikardt.

Vorerst gilt es aber abzuwarten. Helmut Reichenecker hat schon die ersten Wiedehopfe auf ihrem Weg nach Süden gesichtet. „Beim Durchzug schauen sich die Vögel schon nach einem geeigneten Brutplatz für das Frühjahr um“, erzählt er. „Der Zeitpunkt für das Aufhängen der Nistkästen ist also genau richtig gewählt, und mit etwas Glück beziehen die ersten Exemplare im nächsten Jahr in ihnen Quartier.“ Helmut Dolde, Winzer und Mitglied in der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck, würde sich jedenfalls freuen, wenn der Upupa epops beim ihm einziehen würde.

„Mein Onkel hat hier zuletzt in den 60er-Jahren einen Wiedehopf gesehen“, berichtet Dolde. „Für uns Weingärtner ist der Vogel ein Nützling, denn auf seinem Speiseplan steht unter anderem die Maulwurfsgrille, die die Wurzeln der Rebenpflanzen schädigt.“ Außerdem ist der Winzer aus Linsenhofen davon überzeugt, dass der Wiedehopf im Weinberg zwischenzeitlich hervorragende Lebensbedingungen findet, weil der Einsatz von Insektiziden drastisch zurückgefahren wurde und ihm die offenen Flächen als Bodenjäger zugute kommen.

Die speziell auf den Wiedehopf ausgelegten Brutkästen werden an der Innen- und Außenseite von Gartenhäusern rund 60 Zentimeter über dem Boden angebracht. „Sorge, dass brütende Paare oder Jungvögel in dieser Höhe leichter natürlichen Feinden zum Opfer fallen, muss niemand haben“, betont Helmut Reichen­ecker. Ist Gefahr im Verzug, sondern die Tiere ein Sekret aus ihrer Bürzeldrüse ab – und dessen übler Geruch schlägt laut Reichenecker jeden Feind in die Flucht.

Wer den Wiedehopf unterstützen will, kann sich an den NABU Neuffen-Beuren wenden. „Wir beraten Privatleute gerne, wenn es darum geht, wie und wo die Nistkästen am besten angebracht werden. Und vor allem gibt es bei uns auch Informationen, wo die Spezialbrutkästen zu bekommen sind“, sagt Helmut Reichenecker. Er ist ziemlich zuversichtlich, dass sich ein Brutpaar in einer der rund 50 Nisthilfen niederlässt.