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Notzingen rüstet nach

Gemeinde will auf Grundstücken in der Ortsmitte Sozialwohnungen bauen lassen

In Notzingen gibt es keine freien Sozialwohnungen, in denen Obdachlose, sozial Schwache oder Asylbewerber unterkommen könnten. Das soll sich jetzt ändern: Die Gemeinde will auf Grundstücken im alten Ortskern Sozialwohnungen errichten lassen.

Auf diesem Parkplatz in der Ortsmitte könnten Sozialwohnungen für 32 Menschen entstehen.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques
Auf diesem Parkplatz in der Ortsmitte könnten Sozialwohnungen für 32 Menschen entstehen.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Notzingen. „Wenn in unserer Gemeinde jemand obdachlos wird, wüsste ich nicht, wo wir ihn unterbringen sollten“, sagte Bürgermeister Sven Haumacher in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Menschen, die unter Brücken schlafen, gibt es immer seltener – nicht zuletzt deshalb, weil Städte und Gemeinden verpflichtet sind, Bürgern in Not ein Dach über dem Kopf zu verschaffen.

Diese Versorgungslücke will die Gemeinde nun schließen. Allerdings wird die Zahl der Obdachlosen im wohlhabenden Notzingen sicher überschaubar bleiben. Der Hauptgrund für den Neubau von gemeindeeigenen Wohnungen ist die sogenannte Anschlussunterbringung. 21 Flüchtlinge, die mit Abschluss des Asylverfahrens aus der Obhut des Landkreises herausfallen, soll Notzingen im laufenden Jahr aufnehmen. Nicht mit eingerechnet sei der Familiennachzug, sagte Haumacher. Dazu zählen Frau und Kinder der anerkannten Asylbewerber.

Infrage kommen aus Sicht der Gemeinde mindestens zwei Grundstücke in der Ortsmitte. Das eine befindet sich in der Kirchheimer Straße gegenüber des „Alten Rathauses“ und wird momentan als Parkplatz genutzt. Das andere liegt hinter der Kreissparkasse (KSK). Bräuchte man ein drittes Grundstück, stünde die Brache an der Ecke Ötlinger Straße/Hochdorfer Straße zur Verfügung. Das Landratsamt hat in punkto Hochwassergefahr grünes Licht gegeben. Laut Gemeinderatsbeschluss dürften dort höchstens 35 Flüchtlinge untergebracht werden.

Die Architekten Kiltz und Kazmaier haben geprüft, was sich auf diesen drei Grundstücken machen lässt. Ihnen schweben Wohnungstypen vor, die flexible Grundrisse aufweisen, sich also unterschiedlichen Nutzungen oder Bewohnerzahlen anpassen lassen. Keller sind nicht eingeplant, um Kosten zu sparen. Das Gebäude auf dem Grundstück hinter der Kreissparkasse, in dem laut Architekt Bertram Kiltz maximal 16 Personen wohnen könnten, würde die Gemeinde rund eine Million Euro kosten.

In der Kirchheimer Straße schweben den Architekten Wohnungen für maximal 32 Menschen vor; Kostenpunkt: 1,2 Millionen Euro. In den Häusern auf dem Grundstück Ötlinger Straße/Hochdorfer Straße sehen die Planer bis zu 50 Menschen – ein Vorschlag, der wegen des Gemeinderatsbeschlusses jetzt schon obsolet ist. Zudem sollen dort Parkplätze entstehen. Dieser Entwurf käme die Gemeinde mit 1,3 Millionen Euro am teuersten. Laut Bertram Kiltz bräuchte sein Büro circa drei Monate für die Planungsphase. Die Realisierung würde sechs bis acht Monate dauern.

Ob und wie viele Gebäude gebaut werden, steht noch nicht fest. Vorsorglich hat Kämmerer Sven Kebache bei der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) ein Darlehen in Höhe von 1,8 Millionen Euro für diesen Zweck reservieren lassen – nicht genug für die Realisierung aller drei Projekte. Der Hinweis von Gemeinderat Herbert Hiller (CDU), man müsse ja nicht alle drei Grundstücke auf einmal bebauen, stieß in der jüngsten Sitzung ebenfalls auf keinen Widerspruch. Der Gemeinderat hat das Projekt zur weiteren Beratung in den Technischen Ausschuss verwiesen.