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Nürtingen stetzt auf Klima-Taskforce

Umwelt Der neue Verein hat ein klares Ziel: Nürtingen soll so schnell wie möglich klimaneutral werden. Die Erfahrungen möchte man nutzen, um sie auf andere Kommunen anzuwenden. Von Juliane Kunz

Eine klimaneutrale Kommune – ist das möglich? Die unumstrittene Antwort für die Klima-Taskforce: technisch ja. Und dennoch sind die Gemeinden in Baden-Württemberg weit davon entfernt, klimaneutral zu sein. 2040 will das Land die grüne Null erreichen. Clara Schweizer vom Verein Klima-Taskforce geht das zu langsam.

Dass Schweizer und ihr Team schnell können, zeigt die junge Vereinsgeschichte: „Vor sechs Monaten stand ich in Gambia auf einem völlig ausgedörrten Boden und habe mich mit einem Bauern über die Folgen des Klimawandels unterhalten“, erzählt Schweizer vor über 60 Besucherinnen und Besuchern der Kick-off-Veranstaltung in der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt. „Da wurde mir klar: Was die Politik anregt, dauert viel zu lange. Wir müssen schneller aktiv werden.“

Zurück in Deutschland erarbeitete sie die Vision der Klima-Taskforce, gewann Unterstützer und gründete schließlich im Oktober gemeinsam mit der stellvertretenden Vorsitzenden Gina Pirro und zahlreichen weiteren Mitgliedern den Verein.

Erste Ideen gesammelt

Am Montag fiel der offizielle Startschuss mit einem ambitionierten Programm: Arbeitskreise zu sechs unterschiedlichen Themen sollten erste Ideen für Nürtingen sammeln. An den Tischen diskutierten Vertreter der Stadt, des Gemeinderats, der Wirtschaft und Wissenschaft sowie Bürgerinnen und Bürger über Themen wie Verkehr, Bauen und Wohnen, Energie und Wärme sowie Wasser und Verkehr.

Tamara Fischer, Klimaschutzbeauftragte der Stadt Nürtingen, freute sich über die zusätzliche Manpower, die sich in Nürtingen dank der Taskforce auftut: „Klimaschutz ist ein komplexes Thema, das die gesamte Bevölkerung betrifft. Als Klimamanagerin kann ich an kommunalen Standorten aktiv werden und für private Haushalte Anreize schaffen.“

Für mehr Aktionen brauche es das Engagement aus der Gesellschaft. Das Besondere an Nürtingen ist laut Fischer die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen der Kommune und dem Ehrenamt im Bereich Klimaschutz. „Andere Kommunen spicken da neidisch auf das, was in Nürtingen passiert.“ Schweizer und ihrem Team ist es an diesem Abend tatsächlich gelungen, runde Tische mit Akteuren aus allen Bereichen Nürtingens zusammenzubringen. „Heute Abend wollen wir konkrete Ideen für Nürtingen identifizieren“, so Schweizer. „Außerdem erhoffen wir uns weitere Unterstützer für das Taskforce-Gremium.“ Das Gremium, so Schweizer weiter, bestünde aus Menschen, die in Nürtingen Entscheidungen treffen und Lösungen herbeiführen können.

Geänderter Lebensstandard

Ebenfalls vor Ort war Sven Simon vom BUND Nürtingen, der vor allem die Chancen der Klimaneutralität hervorhebt: „Bisher entstehen lediglich sechs Prozent erneuerbarer Energien direkt in Nürtingen. Das ist viel zu wenig. Wir streben eine Autonomie von 60 bis 80 Prozent an.“ Dafür brauche es neben geringeren Haushaltsverbräuchen und besserer Gebäudedämmung auch weniger Pkws und mehr E-Autos. Müssen wir also bald auf unseren Lebensstandard in Nürtingen verzichten? Clara Schweizer: „Unser Lebensstandard wird sich ändern. Aber das sollten wir als Chance für eine grüne, lebenswerte Stadt sehen, in der der ÖPNV und mehr Fahrradwege eine zentrale Rolle spielen werden.“

Wie das umgesetzt werden kann, das würde sich in den Arbeitskreisen und Gremien herausstellen, so Schweizer. Im nächsten Jahr evaluiert die Klima-Taskforce die Ideen und legt sie den Gremien vor. Clara Schweizer: „Wir sind auch mit der Stadt Nürtingen in Kontakt und tauschen uns eng aus.“ Die Stadt hat erst diese Woche ihre digitale Ideenkarte präsentiert, auf der Bürgerinnen und Bürger konkrete Ideen zum Klimaschutz auf einer Karte verorten können.

 

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.klima-taskforce.de.