Weilheim · Lenningen · Umland

Nur kurz lässt die Romantik grüßen

2016 beginnt mit reichlich Nebel sowie mit Sachbeschädigungen, Verletzungen und Bränden

Ausgesprochen trübe hat es begonnen, das Jahr 2016. Aber die Hoffnung besteht, dass es nicht so trübe bleiben muss: Sollte der Neujahrstag als Vorschau auf das gesamte Jahr gelten, dann ist zwischen dunklen und nebelverhangenen Nächten doch auch mit Sonnenschein und blauem Himmel zu rechnen. „Gerutscht“ freilich waren viele Fußgänger und Autofahrer bereits am Silvestermorgen.

Frühmorgens in der Kirchheimer Innenstadt: (genauen Termin bitte Fotograf und Redakteur miteinander abklären) Reinigungsaktion d
Frühmorgens in der Kirchheimer Innenstadt: (genauen Termin bitte Fotograf und Redakteur miteinander abklären) Reinigungsaktion der Jugendorganisation der Ahmadiyya Muslim Jamaat e.V. Neujahr Putz

Kirchheim. Auf eine ganz eigene Art stimmungsvoll zeigte sich zum Jahreswechsel die Mitternachtsstunde, als sie endlich wieder da war. Schon den ganzen Silvestertag über hatten es die vielen Hobby-Feuerwerker kaum erwarten können bis zum Abend. Und in der Nacht schien sich das Spektakel des Tages nahtlos fortzusetzen: Das Feuerwerk war kaum zu sehen, dafür aber umso lauter zu hören. Wer doch etwas sehen wollte, musste die meiste Zeit über mit den Augen im Nebel „stochern“.

Und doch gab es auch visuelle Reize beim Blick über die Stadt Kirchheim, vom erhöhten Beobachtungsposten aus: Zunächst erinnerte die Silvesterknallerei an ein entferntes Sommergewitter – mit viel Donnergrollen und so manchem Wetterleuchten. Die meisten Raketen ließen sich am diesigen Horizont nur als farbiges Schimmern wahrnehmen. Sie verwandelten damit den natürlichen Nachthimmel von einer Sekunde auf die nächste in bunt-verwaschene Panoramen, wie man sie sonst nur aus dem Kunstmuseum kennt und wie sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Caspar David Friedrich oder auch ein William Turner mustergültig gemalt haben.

Das ganz große Schießen begann in Kirchheim überpünktlich: Erst kurz vor Mitternacht ging es gewaltig los, und nach zehn Minuten war es beinahe schon wieder vorbei. Nicht, dass man nicht noch eine halbe Stunde länger die zahlreichen Explosionen gehört hätte. Aber das neue Jahr war noch keine Viertelstunde alt, als es nichts mehr zu sehen gab: Der Pulverdampf hatte sich mit dem Nebel vereinigt, sodass die Sichtweite nur noch rund hundert Meter betrug.

Für die ausgeprägt schwäbische Variante des Feuerwerks – nämlich selbst nichts einzukaufen und sich daran zu erfreuen, was andere so „verpulvern“ – war das natürlich nichts. Und so haben auch diejenigen nicht allzu viel verpasst, die das gesamte Spektakel einfach verschlafen haben: Zehn Minuten Assoziationen an die Kunstgeschichtsepoche der Romantik, mehr war nicht drin.

Weniger romantisch war das Geschehen für diejenigen, die durch Unfälle und Brände in Mitleidenschaft gezogen wurden. Begonnen hatte es der Polizei zufolge bereits mit Blitzeis am Silvestermorgen: Für die Zeit zwischen 7.55 und 10.30 Uhr berichtet das Polizeirevier Reutlingen, zu dessen Gebiet auch der Kreis Esslingen zählt, von 41 Verkehrsunfällen.

In der Nacht von Silvester auf Neujahr gab es dann mehr als 350 Einsätze, über die es im Polizeibericht heißt: „Überwiegend handelte es sich um randalierende alkoholisierte Personen, kleinere Schlägereien, Sachbeschädigungen, Böller in Briefkästen, hilflose betrunkene Personen und 21 kleinere Brände. Bei diesen Bränden wurden überwiegend Mülleimer, Container, aber auch Pflanzen beschädigt.“ Vielfach ging es dabei um groben Unfug, denn in Briefkästen haben Böller natürlich nichts verloren, und sie fliegen dort auch nicht aus Versehen hinein. Von Verletzungen durch Feuerwerkskörper schreibt die Polizei ebenfalls. So hat es unter anderem einem Asylbewerber in Dettingen „die Fingerkuppe am linken Zeigefinger abgerissen“, als ein Böller in seiner Hand explodierte. Und in Nürtingen-Zizishausen hat ein Querschläger einen zehnjährigen Jungen „an Gesicht und Hand“ verletzt.

Die Feuerwehren im Kreis Esslingen berichten von 17 Einsätzen in der Nacht auf Neujahr, wobei vielfach Altkleidercontainer oder Bäume zu löschen waren, zum Beispiel auch in Weilheim. In Kirchheim verlief ein Feuerwehreinsatz mehr als glimpflich: Die gemeldete Rauchentwicklung stellte sich nämlich „als Rauch aus einem Kamin“ dar. Bei dem Nebel, der in der Nacht herrschte, ist die Fehleinschätzung der Alarmierenden durchaus nachvollziehbar.

Feuerwerk an Silvester 2015 in Weilheim
Feuerwerk an Silvester 2015 in Weilheim
Feuerwerk an Silvester 2015 in Weilheim
Feuerwerk an Silvester 2015 in Weilheim
In nächster Nähe war das Feuerwerk gerade noch sichtbar - wie auf unseren Bildern, die in Weilheim entstanden sind. Neblig ging
In nächster Nähe war das Feuerwerk gerade noch sichtbar - wie auf unseren Bildern, die in Weilheim entstanden sind. Neblig ging es auch am nächsten Morgen weiter, als städtische Mitarbeiter und Mitglieder der „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ in Kirchheim zum Neujahrsputz antraten.Fotos: Markus Brändli¿/¿Carsten Riedl